Standort in Wedel steht wegen Einsparplänen zur Debatte. Auch Musikschule gefährdet

Wedel. Eines vorweg: Es gibt bislang keinen Beschluss. Es gibt nicht einmal eine Tischvorlage für irgendeinen Fachausschuss, der über eine mögliche Schließung des Standorts von Volkshochschule (VHS) und Musikschule an der Abc-Straße in Wedel debattieren oder entscheiden soll.

Doch der Vorstoß der Wedeler Christdemokraten, aufgrund der angespannten Haushaltslage über einen Verkauf des städtischen Gebäudes zugunsten von Wohnbebauung nachzudenken, sorgt bereits für mächtig Ärger. Dozenten und Kursteilnehmer sind verunsichert. Das zeigte eine Veranstaltung am Mittwochabend.

Die Wedeler Sozialdemokraten hatten zu einem Vortrag in die VHS geladen und sich einen Bildungsfachmann aus den eigenen Reihen dazu geholt. Der Besuch des SPD-Bundestagsabgeordneten Ernst Dieter Rossmann lockte rund 50 Interessierte an. Freie Plätze: Fehlanzeige. Rossmann tat als Vorsitzender des Deutschen Volkshochschul-Verbandes dann auch das, was man von ihm erwartet hatte: Er warb für die Bildungseinrichtung an sich, stellte die Stellung ihrer Arbeit besonders beim Spracherwerb und somit der Integration von Flüchtlingen hervor. Zeigte auf, welche wichtige Rolle die VHS auch in Zukunft bei Berufsweiterbildungen, Fremdsprachenerwerb und der allgemeinen Bildung von Menschen im Alter von 60 Plus spielen.

Dabei legte Rossmann großen Wert darauf, dass die Standortfrage eine kommunale Entscheidung sei, er könne aber aus bundesweiten Erfahrungen sagen: „Ich kann nur dafür werben, die VHS in die Lage zu versetzen, ein gutes und qualifiziertes Angebot zu machen. Ein Stammhaus, wobei es nicht dieses sein muss, ist dafür sehr wichtig.“

Der Sparvorschlag der CDU, der zusammen mit weiteren Kürzungsplänen Ende 2014 während der Haushaltsdebatte auf den Tisch kam, sieht vor, das Kursangebot zu verringern und Synergieeffekte mit Schulen zu nutzen. Ungenutzte Räume sollen am Nachmittag und Abend als VHS-Räume dienen. Dann wäre ein Stammhaus nicht mehr nötig und ein Verkauf des zentral gelegenen Grundstücks möglich.

Wie es mit VHS und Musikschule weitergehen soll und wo es Kürzungsmöglichkeiten gibt, wird jetzt in einer Arbeitsgruppe diskutiert. Sie tagt nichtöffentlich und genau das scheint vor allem Dozenten, Mitarbeitern der Verwaltung von VHS und Musikschule sowie vielen Kursteilnehmern besonders Sorgen zu machen. Ist da längst etwas entschieden? Über was wird diskutiert? Wann und wie können wir uns wehren?

Die SPD, die sich deutlich gegen einen Verkauf des Gebäudes ausspricht, warb am Ende offen für Bürgerprotest. „Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht“, sagt SPD-Mitglied Helmut Plüschau mit Blick auf die Unterschriftenaktion gegen den Verkauf der ehemaligen Stadtbücherei an der Bahnhofstraße. Das Gebäude steht bis heute und nun soll es einen neuen Investor geben, der das Gebäude erhalten will. Plüschau appellierte an die Besucher: „Tun Sie sich zusammen. Machen Sie deutlich, dass der, der sich an der VHS und der Musikschule vergreift, sich an der Gesellschaft versündigt.“

Es war wohl die Geburtsstunde einer neuen Protestinitiative in Wedel, zu der sich an dem Abend viele weitere bekannten. Sie setzten ihre Namen samt Kontaktdaten auf eine Liste, die eine Gruppe von Dozenten und Freunden der VHS einsammelte.