Mehr als 2000 Kunden aus Halstenbek werden nun von Pinneberg aus betreut. Dort baute die Bank ihr Domizil um

Kreis Pinneberg. Immer mehr Banken dünnen ihr Filialnetz aus. Die Sparkasse Südholstein schloss Anfang 2014 sieben Geschäftsstellen in kleinen und mittleren Kommunen im Kreis. Die Commerzbank machte nach der Fusion mit der Dresdner Bank in den Jahren 2011 und 2012 bundesweit 340 Filialen dicht, darunter auch Standorte in Pinneberg und Elmshorn. Jetzt folgt die Hypo Vereinsbank diesem Trend: Deutschlandweit werden 240 von 580 Zweigstellen geschlossen. Auch im Kreis Pinneberg gibt es ein Opfer: Die 2000 Kunden aus Halstenbek werden seit dieser Woche von Pinneberg aus betreut. Die Niederlassungen in Elmshorn und Wedel bleiben bestehen.

Dort, wo das Kreditinstitut weiterhin präsent ist, werden die Filialen umgebaut. 600 Millionen Euro investiert die Hypo Vereinsbank in die Frischzellenkur, eine sechsstellige Summe pro Filiale. In Pinneberg ist der Umbau, der nach bundesweit einheitlichen Standards erfolgt, bereits abgeschlossen.

„Das Kundenverhalten hat sich extrem verändert“, sagt Tim Ockert, Niederlassungsleiter für das Privatkundengeschäft. Fast 50 Prozent der Kunden würden maximal einmal im Quartal eine Filiale aufsuchen, fast 60 Prozent aktiv Online-Banking betreiben. „Das sind Werte, die wir vor 20 Jahren nicht für möglich gehalten haben.“ Angesichts dieser Zahlen mache es keinen Sinn mehr, kleinteilig in der Fläche präsent zu sein. In Schleswig-Holstein machen von 41 Filialen 13 dicht.

„Wir bleiben in den Bereichen, wo wir Wachstum vermuten. Pinneberg gehört dazu“, sagt Ockert. Die Hypo Vereinsbank betreut in der Kreisstadt 3000 Kunden und ist dort seit genau 100 Jahren ansässig. In Halstenbek bestand die Filiale an der Hauptstraße 60 Jahre. „Es handelt sich um bankeigene Räumlichkeiten, die durch unsere Immobilienabteilung weiter vermittelt werden. Es gibt Interessenten“, sagt Andreas Sohr, der Filialleiter aus Pinneberg. Man habe sich entschieden, keine Selbstbedienungszone in Halstenbek weiter zu betreiben, sondern einen klaren Schnitt zu machen. Die fünf Mitarbeiter aus Halstenbek sind nach Pinneberg umgezogen, wo nun zehn Mitarbeiter die Kunden betreuen. „Die Kunden behalten ihren gewohnten Ansprechpartner. Die Zahl der Kunden, die wir verloren haben, ist verschwindend gering“, so Sohr weiter.

Künftig will die Bank weiter wachsen. Dafür blieb während des vierwöchigen Umbaus, für den die Zweigstelle komplett geschlossen wurde, in der Pinneberger Filiale kein Stein auf dem anderen. Entstanden sind vier große Beratungszimmer, in denen Berater und Kunde ungestört sind. „Diskretion war für unsere Kunden ein ganz wichtiger Punkt“, sagt Ockert. Ein großer Servicebereich inklusive Wartezone und ein versteckt gelegenes, gemeinsames Büro für die zehn Mitarbeiter runden die neue Filiale ab.

Neben der klassischen Kundenberatung setzt die Hypo Vereinsbank verstärkt auf die neuen Medien. „Wir investieren in das Multikanalbanking und sehen uns dort als Innovationsführer“, so Ockert weiter. Neben dem bekannten Online- und Direktbanking gibt es seit kurzem die Online-Filiale. „Die hat mit dem Onlinebanking nichts zu tun.“ In der Online-Filiale können sich die Kunden per Internet mit ihrem Betreuer vernetzen und auf diese Weise die gleiche Beratung erhalten, die von den Vermögens- und Privatkundenbetreuern in der Filiale geboten wird.

Das Konzept einer Videoberatung hat die Bank bereits seit zwei Jahren im Bereich der Immobilienfinanzierung getestet. Inzwischen wird der Finanzierungsfachmann auch bei den Kundengesprächen in der Filiale per Kamera dazugeschaltet, wenn es um Immobiliendarlehen geht. Die Online-Filiale steht von 8 bis 22 Uhr zur Verfügung, die Mitarbeiter arbeiten an den Standorten Hamburg, München, Leipzig und Nürnberg. Jeder Kunde soll einem festen Online-Berater zugeordnet werden.