Verklärter Blick zurück

11. Februar: „Abgehängt: Pinneberger Pendler sind zunehmend genervt"

Die Pinneberger verklären den Zustand vor dem Fahrplanwechsel. Ein Beispiel: der Regionalexpress aus Kiel, der damals um 7.09 Uhr ab Elmshorn und um 7.18 Uhr ab Pinneberg fahren sollte, lag zum Schluss wegen des Fahrgastwechsels (bei Überfüllung) in beiden Bahnhöfen statt der vorgesehenen zwei Minuten oft jeweils rund fünf Minuten.

Da dieser Zug sich in den sehr dichten Verkehr zwischen Altona und Hauptbahnhof einreihen musste, waren Verspätungen von 15 Minuten am Ende fast schon „normal". Dadurch verpassten die Passagiere in Hamburg oft wichtige Anschlüsse (etwa den IC nach Bremen/Köln). Dieser Zug ist heute ab Elmshorn immer noch gut gefüllt, aber viel pünktlicher im Hauptbahnhof, weil insbesondere der Verkehr zwischen Elmshorn und Pinneberg in die Nordbahn verdrängt wurde.

Ferner fahren heute mehr Züge zwischen Elmshorn und Hamburg als bis Dezember 2014. Lokbespannte Züge (insbesondere mit Dieselloks) können nicht überall halten, weil die Beschleunigung nicht hoch genug ist. Alle Unterwegsbahnhöfe dürften zukünftig nur noch elektrische Triebwagen bedienen. Die bieten aber – da haben die Pinneberger schon Recht – etwas weniger Komfort als der Regionalexpress. Aber im Vergleich mit den Wedelern oder gar den Schenefeldern sowie Torneschern haben es die Pinneberger mit der Wahl zwischen Nordbahn und S-Bahn immer noch gut.

Frank Bokelmann, Sparrieshoop

Ein einziges Debakel

Die für den Schienenpersonennahverkehr verantwortliche nah.sh GmbH hat unlängst ihre Pünktlichkeits- bzw. Verspätungsstatistik für November 2014 veröffentlicht. So weit, so gut?

Fakt ist, dass diese Statistik – soweit sie die Nordbahn/NBE von Hamburg-Altona beziehungsweise Hamburg-Hauptbahnhof nach Itzehoe beziehungsweise Wrist betrifft – Schnee von gestern ist. Seit Mitte Dezember 2014 habe ich auf dieser Verbindung während der Hauptverkehrszeiten noch nicht einen Zug der mit großspurigen Ankündigungen gestarteten NBE erlebt, der pünktlich am Zielort angekommen wäre. Ein einziges Debakel!

Unentschuldbar ist, dass von Anfang an und auch jetzt immer noch viel zu wenig – teilweise schon von Graffitis verschmiertes – Zugmaterial eingesetzt wird und die Reisenden gleichsam einer Sardinenbüchse spätestens zwischen Elmshorn und Hamburg extrem gequetscht sogar in den Gängen stehen müssen. Wiederholt wurden in den Medien Kreislaufzusammenbrüche aus den Zügen der NBE gemeldet.

Trotzdem es sich um neues Zugmaterial handelt: schmale und unbequeme Sitzschalen, zu kurze Sitzabstände, unzureichende Beinfreiheit für Menschen ab etwa 1,80 Meter Körpergröße, im Gegensatz zur Nord-Ostsee-Bahn (NOB) fehlende Innenjalousien, die insbesondere vom Frühjahr bis zum Herbst für Blendeffekte und ein unnötiges Aufheizen der Waggons sorgen werden, eine insgesamt billig wirkende Verarbeitung: All das zeigt, dass hier zu Lasten der Bahnkunden mächtig am falschen Ende gespart wurde.

Überdies gab und gibt es ständig technische Probleme beziehungsweise lästige Erscheinungen: defekte Türen, ohrenbetäubende Knallgeräusche der Technik, Heizungs-/Klimaanlagen sind defekt oder falsch eingestellt mit einhergehender Überhitzung oder Unterkühlung der Waggons. Dazu kommen Liegenbleiben auf freier Strecke und Neustarts aller Bordsysteme, um nur einige Schwierigkeiten aus den vergangenen acht Wochen zu nennen.

Fast nie gibt es in den NBE-Zügen einen Einsatz von Schaffnern, daher finden auch so gut wie nie Fahrkartenkontrollen statt. Es hat sich offenbar schon weit herumgesprochen, dass das Schwarzfahren zwischen Hamburg und Itzehoe/Wrist nahezu gefahrlos möglich und damit lukrativ ist. Der wirtschaftliche Schaden dürfte schon jetzt immens sein, und ich habe ebenso wie alle anderen zahlenden Kunden, die stets ihre Fahrkarten ordnungsgemäß kaufen, kein Verständnis dafür.

Guido Schümann, Itzehoe

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