Flüchtlinge und Studenten sollen am Neuen Weg in Halstenbek einziehen. Dort residierten einst das A23 und die VHS

Halstenbek. Ende 2011 zog das Jugendzentrum aus, im Sommer vergangenen Jahres verließ auch die Volkshochschule ihr Domizil am Neuen Weg51: Seitdem steht das gemeindeeigene Gebäude in unmittelbarer Nähe zur A23 leer. Nachdem der Vorschlag, dort eine Übergangskita und eine Obdachlosenunterkunft für Frauen einzurichten, vom Kreis abgelehnt worden ist, hat die Verwaltung jetzt eine neue Nutzungsmöglichkeit für das Haus im Visier: Dort sollen Asylbewerber und Studenten untergebracht werden.

Am Dienstag, 17. Februar, wird sich der Ausschuss für Bau-, Planungs- und Verkehrswesen von 19 Uhr an im Rathaus erstmals mit dem Vorhaben befassen. Die Idee dahinter ist nicht neu: Bereits 2011 hatte die Verwaltung verkündet, die Liegenschaft nicht verkaufen, sondern als Reserve für die Unterbringung von Flüchtlingen behalten zu wollen. Jetzt, da die Zahlen der zugewiesenen Asylbewerber stetig steigen, könnte der Plan Realität werden. Der Vorteil: Das Gebäude, das in den 60er-Jahren der evangelischen Kirche als Lehrlingsheim diente, kann für verhältnismäßig kleines Geld umgerüstet werden.

„Der allgemeine Zustand des Gebäudes ist gut“, heißt es in der Beurteilung aus dem Bauamt. Kostspielige Instandsetzungsmaßnahmen seien nicht erforderlich. Es müssten lediglich einige Fenster ausgetauscht und Räume mit einem innenliegenden zweiten Fenster versehen werden, um angesichts der Nähe zur Autobahn für eine Lärmminderung zu sorgen.

Eine erste Kostenschätzung geht von Investitionskosten in Höhe von 488.000 Euro aus, die für zusätzliche Innenfenster, Heizung, Sanitär- und Elektroarbeiten, Maler und Trockenbauer sowie Brandschutzauflagen aufgewendet werden müssen. Auch die Außenanlagen, die Stellplatzsituation und die Möblierung müssten der neuen Nutzung angepasst werden.

Laut dem Konzeptentwurf würden sieben Wohnungen unterschiedlicher Größe für Flüchtlinge und drei große Studentenwohnungen mit jeweils fünf bis sechs Zimmern, Gemeinschaftsküche, Sanitär- und Gemeinschaftsraum entstehen. Im Erdgeschoss soll der Veranstaltungsraum als offene Begegnungsstätte erhalten bleiben. Dort könnten beispielsweise Sprachkurse oder auch VHS-Veranstaltungen stattfinden. Außerdem schlägt die Verwaltung vor, einen Küchen- und Essbereich abzutrennen, um gemeinsames Kochen zu ermöglichen.

Das Umnutzungskonzept verfolgt den Leitgedanken, dass beide Nutzergruppen sich begegnen und in einen offenen Kontakt miteinander treten können. Die Wohneinheiten sollen so konzipiert sein, dass sie bei verändertem Bedarf für andere Personen nutzbar sein sollen. Der Umbau soll zudem kostenbewusst erfolgen und sich an dem vorhandenen Bestand orientieren.

So könnte der bisherige Grundriss weitgehend erhalten bleiben, es würden nur in Ausnahmefällen neue Wände eingezogen oder Türen versetzt. Sanitärräume und Küchen sollen dort geplant werden, wo bereits entsprechende Leitungen vorhanden sind. „Der allgemeine Standard der Wohnungen wird einfach gehalten“, heißt es in dem Konzept weiter.

In der Politik stoßen diese Gedankenspiele auf Zustimmung. „Wir halten das für absolut sinnvoll“, sagt Gudrun Gabriel-Schröder, Fraktionschefin der Grünen. Für beide Personengruppen werde in Halstenbek händeringend nach Wohnraum gesucht. „Insofern ist dies eine gute Lösung, um zumindest einen Teil des Mangels zu beseitigen.“ Das Gebäude sei früher bereits als Wohngebäude genutzt worden, es liege in fußläufiger Entfernung zum Ortskern und biete die Möglichkeit, auch ins Grüne zu gehen. Gabriel-Schröder: „Den Mix von Flüchtlingen und Studenten halten wir für sehr förderlich für die interkulturelle Begegnung.“

Die gemischte Nutzung sieht CDU-Fraktionsvorsitzende Kirsten Sajitz dagegen skeptisch. „Wir sehen nicht, wie das funktionieren könnte.“ Sie schlägt vor, lieber das gesamte Gebäude als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen. „Das Konzept hat einen gewissen Reiz“, sagt FDP-Fraktionschef Volker Dannhauer. Allerdings wünsche er sich noch genauere Erklärungen zur Frage der Wirtschaftlichkeit. „Dass wir gerade für Flüchtlinge etwas tun müssen, sehen wir ein.“

Christoph Bittner, Chef der SPD-Fraktion, sieht die gemischte Nutzung als Vorteil, weil die Flüchtlinge auf diese Weise ideal in das Gemeindeleben integriert werden können. „Es handelt sich um eine dezentrale Unterbringung und die weitere Nutzung ist flexibel gestaltbar. Wir als SPD stehen dem sehr positiv gegenüber.“