Im Rathaus war Bericht zu Belastung auf Kraftwerksareal unbekannt. Grüne fordern Antworten

Wedel . Es geht um Schadstoffe im Boden, um mögliche Auswirkungen auf ein umstrittenes Bauprojekt am Elbufer und es geht für Wedel auch um mögliche Kosten: Olaf Wuttke fehlt angesichts dessen jegliches Verständnis für die Informationslücke, die sich in Sachen Bodengutachten in der Stadtverwaltung aufgetan hat. „Ich bin ziemlich überrascht, dass die Verwaltung jetzt erst dieses Gutachten liest“, sagt Wuttke, Fraktionschef der Grünen in Wedel.

Durch einen Abendblattbericht wurde das Gutachten vor kurzem öffentlich. Es war Teil des Genehmigungsverfahrens für das geplante Gaskraftwerk am Tinsdaler Weg in Wedel und wurde im Auftrag des Betreibers Vattenfall Ende 2012 angefertigt. Der Bericht über den Zustand des Grundwassers und des Bodens offenbart, dass das Areal mit Schadstoffen belastet ist. Bürgermeister Niels Schmidt hatte auf Anfrage der Politiker eingeräumt, den Bericht nicht gekannt zu haben.

Auf dem Industriegrundstück wurden Mineralölkohlenwasserstoffe in erhöhter Konzentration sowie signifikante Verunreinigungen des Grundwassers durch leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe (LHKW) nachgewiesen, von denen einige als krebserregend gelten. Die Konsequenz: Bevor auf dem Grundstück gebaut werden darf, müssen der Boden und das Grundwasser weiter untersucht werden und eine mögliche Sanierung mit der Aufsichtsbehörde des Kreises Pinneberg abgestimmt werden.

Zudem macht der Bericht als mögliche Verunreinigungsquelle das angrenzende Grundstück aus. Das gehört mittlerweile der Stadt. Derzeit wird das Grundstück aufwendig von den Altlasten befreit, die aus Zeiten stammen, als hier noch eine Ölraffinerie ansässig war.

„Es ist schwer zu sagen, was die Ergebnisse für die damaligen Entscheidungen bedeutet hätten. Klar ist: Zu einer Zeit, in der wir über den Businesspark und das Kraftwerk diskutiert haben, hätten wir diese Informationen dringend gebraucht“, sagt Olaf Wuttke über die Wissenslücke der Stadtverwaltung.

Warum wusste Wedel davon nichts? Welche Auswirkungen haben die Ergebnisse? Muss Wedel am Ende für die Sanierung auf dem Nachbargrundstück zahlen? Und was bedeutet die Schadstoffbelastung für die Elbe? Diese Frage stellte der Fraktionschef stellvertretend für die Grünen jüngst im Finanz- und Hauptausschuss. Die Stadtverwaltung will die Bodenuntersuchung nun prüfen und den Politikern dann Antworten geben.

In Hamburg sind die Grünen da schon einen Schritt weiter. Auch sie erfuhren erst kürzlich von dem Bericht und machen sich ebenfalls Sorgen um die Konsequenzen. Immerhin hat die Stadt Hamburg mit Vattenfall einen Verkaufsvertrag für die Wärmeversorgung geschlossen, nach dem die Stadt 2019 unter anderem auch das Kraftwerksareal in Wedel übernimmt – mit oder ohne neuem Gaskraftwerk.

Laut der Antwort des Senats war das Gutachten dort bekannt, allerdings waren zum Zeitpunkt des abgeschlossenen Übertragungsvertrages „die konkreten Kenntnisse über Belastungen des Grundwassers und des Bodens nicht bekannt“. Der Senat verweist aber auf Klauseln im Vertrag, mit denen man sich abgesichert habe.