Pinneberger Baugenossenschaft verfünffacht Eigenkapital seit 2006 und will Wohnungen für Familien schaffen

Kreis Pinneberg. Die Pinneberger Baugenossenschaft Neue GeWoGe ist auf Wachstumskurs. Das bestätigen vorläufige Zahlen für das Jahr 2014, die dem Abendblatt vorliegen. Der Bilanz zufolge schließt das Unternehmen das Geschäftsjahr trotz Investitionen in Höhe von 3,5Millionen Euro mit einem Jahresüberschuss von 540.000 Euro ab. Seit Gründung der Genossenschaft im Jahr 2005 konnte das Eigenkapital von rund zwei Millionen Euro im Jahr 2006 auf mittlerweile 11,4 Millionen Euro gesteigert werden. Die Zahl der Mitglieder stieg im selben Zeitraum von 462 auf 1877, die Bilanzsumme stieg von 50,9 auf 105,7 Millionen Euro. Nun soll weiter investiert werden.

„Ja, wir sind gesund und munter“, sagt Kai Lorenz, der bei der GeWoGe gemeinsam mit seinem Kollegen Wolfgang Hermann das Ruder in der Hand hält. Die Genossenschaft habe über die Jahre deutlich an Substanz zugelegt. Die Zahl der am Rübekamp Beschäftigten belegt die Einschätzung. Sie stieg von einstmals 19 auf nunmehr 30.

Für die Zukunft kündigen die beiden Vorstände an, kräftig Geld in die Hand zu nehmen. Ziel müsse es sein, den alten Gebäudebestand der Genossenschaft Stück für Stück durch Neubauten zu ersetzen. „Unsere Wohnhäuser stammen zu 85 Prozent aus den 1950er- und 1960er Jahren“, sagt Lorenz. Da sei es unumgänglich, die Strategie entsprechend auszurichten.

In den Jahren 2007 bis 2012 hatte das Unternehmen massiv in seinen Bestand investiert und, wo es lohnenswert erschien, saniert. Rund 58 Millionen Euro flossen in die Modernisierung älterer Gebäude, etwa im Pinneberger Stadtteil Quellental. Einen ersten Akzent in punkto Neubau setzte die GeWoGe im Jahr 2012. Und zwar mit einem architektonisch auffälligen Bau an der Generaloberst-Beck-Straße. Dort waren neben öffentlich geförderten auch sehr hochwertige Wohnungen für Besserverdienende entstanden. Die Vermarktung geriet zum Selbstgänger.

Die Nachfrage nach Wohnungen im Raum Pinneberg ist ungebrochen hoch

Ein weiterer Neubau wächst derzeit ebenfalls in Pinneberg. Am Von-Ahlefeld-Stieg im Herzen der Kreisstadt entsteht ein viergeschossiges Wohnhaus mit einer Büroeinheit. Dort sollen im Sommer 2015 die ersten Mieter einziehen. 7,5 Millionen Euro werden investiert. Die GeWoGe hatte das Grundstück vom Kreis Pinneberg erworben, nachdem die Kreisverwaltung ihren Abgang nach Elmshorn verkündet hatte. Kürzlich sicherte sie sich zwei weitere Grundstücke in unmittelbarer Nachbarschaft – angrenzend an die Ernst-Paasch-Halle an der Lindenstraße. Auch die einstige Sporthalle steht zum Kauf, die GeWoGe ist als Investor im Gespräch, könnte das Gebäude für die Stadt zum Kulturzentrum umbauen. An der Gerberstraße in Elmshorn werden zwei Häuser abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Auch in Rellingen investiert das Unternehmen.

Die Nachfrage nach Wohnraum sei derzeit in allen Preisklassen ungebrochen, sagt Hermann. So interessierten sich etwa Studenten aus Hamburg für Pinneberger Wohnungen. „Aber auch solvente Mieter, die im höheren Alter ihre Einfamilienhäuser im Umland aufgeben und zentrumsnah wohnen wollen, fragen bei uns an“, so Lorenz.

Grundsätzlich müsse es auch Ziel sein, die Altersstruktur bei den Mietern von derzeit knapp unter 60 Jahren zu senken. Den Weg ebnen könnten attraktive Wohngebiete für Familien. Nicht ausgeschlossen, dass eines davon in unmittelbarer Nähe des Pinneberger Bahnhofs entsteht. Lorenz und Hermann machen keinen Hehl aus ihren Wünschen: Das seit Jahren brachliegende Ilo-Areal, auf dem einst Motoren produziert wurden, sei städtebaulich äußert attraktiv. Das Gelände gehört den Erben des verstorbenen Kaufmanns Mashallah Rahimi, der einst beim Poker um den Standort für ein neues Kreishaus ausgebremst worden war – und dessen juristische Auseinandersetzungen mit der Stadt Pinneberg jahrelang die Schlagzeilen beherrschten. „Derzeit gibt es keinen direkten Kontakt zu den Besitzern des Grundstücks“, sagt Lorenz.

Entwicklung des Ilo-Geländes am Bahnhof ist weiterhin im Gespräch

Im Frühjahr 2014 war ein Anlauf zur Entwicklung des Areals gescheitert. Damals hatten Projektplaner des Unternehmens Bouwfonds angefragt – mit der GeWoGe als Partner. Das Projekt war jedoch gescheitert, weil der Politik die Gesamtzahl der geplanten Wohneinheiten mit bis zu 700 zu hoch erschien. Lorenz hat die Hoffnung jedoch nicht aufgegeben. „Die Entwicklung des Ilo-Geländes wäre eine wunderbare Chance, das Quellental mit der Innenstadt zu verknüpfen.“