Berthold Sunke tankt Strom vom Hausdach. Am 18. Februar berichtet er beim Klimaschutzfonds über Erfahrungen

Wedel. Berthold Sunke ist elektrisiert. „Wer einmal elektrisch fährt, will nichts anderes mehr“, schwärmt der Wedeler. Seit knapp einem Jahr verfügt er über seinen ersten voll auf Strom abfahrenden Wagen. Seitdem macht dem IT-Manager tanken wieder Spaß. Denn entweder steuert er die Zapfsäulen der Stadtwerke an, die die E-Mobile mit kostenlosem Strom fördern, oder er tankt vor der Haustür – ebenfalls kostenlos. Denn der „Saft“ aus der Steckdose kommt direkt von den Solarzellen auf dem Dach seines Wohnhauses in der Wedeler Siedlung. Die Sonne liefert grüne Energie – und das mehr als erhofft und gebraucht.

Seit 2012 läuft die Anlage, die aus 34 Modulen besteht und 43 Quadratmeter auf dem Hausdach einnimmt. „Sie erzeugt deutlich mehr Strom, als wir im Haus mit fünf Personen verbrauchen“, berichtet Sunke. Im vergangenen Jahr lieferte die Sonne 8,6 Megawatt. Der Überschuss fließt jetzt unter anderem in den Tank seines Wagens und seit November auch in den zweiten E-Wagen vor der Tür. Denn auch seine Frau fährt nun elektrisch, da sie aus beruflichen Gründen einen Wagen benötigte. „Den Strom, den wir selber produzieren, schieben wir direkt in die Autos. So funktionieren sie wie ein Puffer“, erklärt Sunke.

So viel elektrische Power hat in Wedel Seltenheitswert. In der Nachbarschaft kennt Sunke keinen E-Autohalter. Einige Fahrzeuge der Wedeler Stadtwerke und der Stadtverwaltung fahren allerdings mit elektrischem Antrieb. Hamburg zählt etwa 400 Stromautos, in Schleswig-Holstein sind es 325. Davon sind derzeit im Kreis Pinneberg 159 E-Fahrzeuge zugelassen, von denen 53 Pkw sind. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Zuwachs von 45 Prozent. Bundesweit sind es nur knapp 12.160 zugelassene Elektroautos. Dabei zählt das Kraftfahrt-Bundesamt rund 45 Millionen Fahrzeuge auf deutschen Straßen.

Für die Mitglieder des Wedeler Klimaschutzfonds ist der Anteil der Wagen mit alternativen und energieeffizienten Antrieben viel zu gering. Auf Einladung des Vereins berichtet deshalb Elektro-Fan Sunke am Mittwoch, 18. Februar, in der Stadtbücherei am Rosengarten über seine Erfahrungen, über Förderungen, die technischen Möglichkeiten und über die Zukunft. Zudem bringt er die heimischen Stromflitzer mit, die sich Interessierte ansehen können. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr, der Eintritt ist frei.

Schlecht ausgebaute Netz an Tankstellen stört den E-Mobilfan

Was Autofahrer vom Umlenken abschreckt, kann Sunke gut nachvollziehen. Auch er teilte einst diese Bedenken, als er sich auf die Suche nach einem neuen Wagen machte. So sind die Anschaffungskosten für einen Elektrowagen deutlich höher. Gleichzeitig ist die Reichweite, die der vollgetankte Wagen zurücklegen kann, viel niedriger, als bei einem herkömmlichen Fahrzeug. Zwischen 140 und 160 Kilometer kann Sunke zurücklegen, dann muss er die nächste Steckdose ansteuern. „Das ist im Großraum Hamburg kein Problem“, so Sunke. Eine Handy-App zeigt ihm die nächste Zapfsäule und den Batteriestand an. Dafür liegen die Betriebskosten bei einem Drittel von dem, was der Wedeler einst zahlte. „Zudem sind die Wartungskosten niedriger, es gibt Steuervergünstigungen und man macht etwas für die Umwelt“, sagt Sunke, der sich ausgerechnet hat, dass sich mit seinem Modell in acht Jahren der Anschaffungspreis amortisiert hat.

Was Sunke wirklich stört, ist das vor allem im Norden schlecht bis gar nicht vorhandene Netz an Stromtankstellen. „Ich würde gern mit dem Wagen an die Nord- oder Ostsee fahren. Aber es gibt noch viel zu viele weiße Flecken auf der Landkarte“, sagt der Wedeler. Doch wenn sich Sunke über eine fehlende Anlaufstelle für seinen Stromflitzer ärgert, dann schaut er einfach auf den Tacho seines BMW, der ihm anzeigt, wie viel CO2 er bereits gespart hat. 10.000 Kilometer hat Sunke mit dem Wagen bereits zurückgelegt und laut digitaler Anzeige so 1,7 Tonnen CO2 im Vergleich zu herkömmlichen Antriebssystemen eingespart.