Gewerbesteuer: Eulenstadt kassiert gemessen an der Einwohnerzahl am meisten, Halstenbek und Barmstedt liegen hinten

Kreis Pinneberg. Quickborn führt die Gewerbesteuer-Hitliste der Städte und Großgemeinden im Kreis Pinneberg an. Pro Einwohner nimmt die Stadt 948,01 Euro Gewerbesteuer im Jahr ein und liegt damit vor Wedel (805,23 Euro) und Rellingen (731,43 Euro). Schlusslicht ist Barmstedt mit einer Pro-Kopf-Einnahme an Gewerbesteuer von 158,77 Euro, davor rangiert Halstenbek mit 221,08 Euro.

Die Umfrage hatte die Gemeinde Halstenbek auf Anfrage der örtlichen SPD-Fraktion vorgenommen. Das Ergebnis überrascht die Sozialdemokraten nicht. „Diese Zahlen zeigen sehr deutlich, dass Halstenbeks Haushaltsprobleme zu einem beträchtlichen Teil an zu geringen Gewerbesteuereinnahmen liegen“, sagt SPD-Fraktionschef Christoph Bittner. Die Gemeinde, die im Haushalt 2015 mit einem strukturellen Defizit von drei Millionen Euro kämpft, nimmt lediglich 3,7 Millionen Euro Gewerbesteuer pro Jahr ein. Zum Vergleich: Das gemessen an der Einwohnerzahl vergleichbare Rellingen weist zehn Millionen Euro pro Jahr aus. „Hätte Halstenbek durchschnittliche Gewebesteuereinnahmen, dann wären diese um ungefähr sechs Millionen Euro höher“, so Bittner weiter.

Bürgermeisterin von Halstenbek will Greve-Fläche vermarktungsreif machen

Um diesen Wert zu erhöhen, braucht die Gemeinde neue Flächen für Firmenansiedlungen. „Ich werbe dafür, das Greve-Areal so schnell wie möglich vermarktungsreif zu machen“, sagt Bürgermeisterin Linda Hoß-Rickmann. Sie bestätigt, dass es weitere Gespräche mit dem Investor gibt. Greves Vorschlag, zwei Drittel der Fläche für Gewerbe bereitzustellen und auf dem letzten Drittel 120 Wohneinheiten zu errichten, war in der Politik durchgefallen. Halstenbek verfügt mit der Wohnmeile nur über ein großes zusammenhängendes Gewerbeareal. Dort ist überwiegend großflächiger Einzelhandel angesiedelt, der kein Garant für großzügige Gewerbesteuerzahlungen ist. Hoß-Rickmann wünscht sich daher für die Zukunft einen breiter aufgestellten Branchenmix, dessen Basis viele mittelständische Betriebe bilden sollten.

Genau über diesen Branchenmix verfügt Rellingen bereits. „Bei uns haben sich zahlreiche renommierte, global agierende Unternehmen niedergelassen, aber ebenso in der Öffentlichkeit wenig bekannte Unternehmen, die auf ihrem Gebiet zu den Weltmarktführern gehören“, sagt Rellingens Wirtschaftsförderer Harald Poppner. Trotz der rosigen Lage sieht Poppner ein Problem: „Es gibt kaum noch geeignete Flächen.“ Die Gemeinde sei aufgrund ihrer Lage stark bei Firmen nachgefragt, das geplante acht Hektar große Gewerbegebiet an der Tangstedter Chaussee nahezu ausgebucht. „Unser Ziel muss eine kluge Flächenbevorratung sein.“ Rellingen sei lediglich zu 43 Prozent bebaut, sodass weitere Gewerbegebiete erschlossen werden könnten, ohne die Natur zu gefährden.

Elmshorn, das mit einem Aufkommen pro Einwohner von 518,18 Euro im Mittelfeld liegt, hat laut dem dortigen Wirtschaftsförderer Thomas Becken einen Nachholbedarf. „Für eine Stadt unserer Größe müssten wir deutlich mehr Gewerbesteuereinnahmen als die 24 Millionen Euro erzielen.“ Eigene Flächen könne die Stadt so gut wie keine mehr anbieten, die wenigen vorhandenen Areale seien in Privatbesitz. „Wir stehen am Scheideweg und müssen aus meiner Sicht sofort handeln.“ Becken verweist auf den Flächennutzungsplan, der Gewerbeflächen nördlich des A 23-Kreisels vorsieht. Auf der anderen Seite der Autobahn könnten 20 Hektar Fläche erschlossen werden, die sich zurzeit ebenfalls in Privatbesitz befinden.

Elmshorn hat keine eigenen Flächen für Gewerbeansiedlungen vorrätig

Der Wirtschaftsförderer warnt davor, dass erweiterungswillige Betriebe abwandern könnten, wenn die Stadt nicht bald geeignete Flächen bereitstellt. Erst im September hatte der Tankstellenkonzern Deutsche Tamoil (HEM) angekündigt, im zweiten Quartal 2015 nach Hamburg zu ziehen.

Abwanderungsbewegungen aus Quickborn gibt es derzeit keine. Die Stadt ist wie kaum eine andere abhängig von Großunternehmen. Von 1984 dort registrierten Betrieben zahlen nur acht mehr als 100.000 Euro Gewerbesteuer pro Jahr.

Pinneberg liegt mit einem Pro-Kopf-Aufkommen von 368,56 Euro und jährlichen Gesamteinnahmen von 15,5 Millionen Euro alles andere als gut im Rennen. Die Kreisstadt leidet unter dem Mangel an Gewerbeflächen. Folge: kaum Neuansiedlungen. Wirtschaftsförderer Stefan Krappa kann dennoch optimistisch in die Zukunft blicken. Große Potenzialflächen wie an der Müssentwiete, am Ossenpadd sowie im Rehmenfeld sollen es ermöglichen, große Firmen nach Pinneberg zu locken. Auch der Bau der Westumgehung werde Dynamik in diesen Prozess bringen.