Pächter baut wesentliche Anlagen aus. Sport Club Egenbüttel bittet Gemeinde um Hilfe. Politiker kritisiert Verwaltung

Rellingen. Seit September steht der SC Egenbüttel ohne Vereinsgastronomie da. Doch es fehlt nicht nur ein Clubwirt: Die einstige Sportgaststätte verfügt plötzlich weder über Küche noch Tresen. Auch die festeingebaute Lüftungsanlage hat der bisherige Pächter mitgenommen. Der Verein ruft jetzt um Hilfe. SCE-Chef Norbert Schroeder fordert in einem schriftlichen Antrag, dass entweder die Gemeinde die Kosten in fünfstelliger Höhe trägt oder sie den Pächter in Regress nimmt. Der Ausschuss für Kinder, Jugend und Sport befasst sich am Donnerstag, 12. Februar, (19 Uhr, Rathaus) mit dem Streit.

Das Vereinsheim am Moorweg wurde in wesentlichen Teilen zu Zeiten gebaut, als Egenbüttel eigenständig war. Der Gebäudeteil, in dem sich auch die Gastronomie befindet, gehört seit dem 1974 erfolgten Zusammenschluss der Gemeinde Rellingen. Seit der Eröffnung der Gastronomie fungierte die Familie Kirchstein als Pächter – zunächst jahrzehntelang die Eltern, seit 2002 Sohn Axel, selbst langjähriger Spieler des Vereins.

Der Vertrag zwischen Gemeinde und Pächter wurde 2014 in gegenseitigem Einvernehmen aufgelöst, zum 1.September zog Axel Kirchstein aus. „Alles, was ich mitgenommen habe, wurde von meinen Eltern und mir beschafft und bezahlt“, sagt er.

Er habe dem Verein das Angebot unterbreitet, ihm diese Sachen abzukaufen, selbst einen Nachfolger hätte er stellen können. „Die haben abgelehnt, was ja auch ihr gutes Recht ist.“ Daher habe er seine Eigentumsrechte wahrgenommen. „Alles andere wäre moderne Enteignung.“ Kirchstein, der inzwischen als Clubwirt beim Tennisverein Uetersen aktiv ist, weist darauf hin, dass eine ordnungsgemäße Übergabe an die Gemeinde Rellingen stattgefunden hat. „Die waren mit mehreren Leuten da, alles war mit denen abgesprochen. Ich sehe nicht, was ich falsch gemacht haben könnte“, so Kirchstein.

CDU-Gemeinderat und Sport-Ausschussmitglied Rolf-Rüdiger Schmidt hat sich die Räumlichkeiten am Moorweg vor kurzem angeschaut – und findet deutliche Worte: „Die Sache ist ganz miserabel gelaufen.“ Er will während der Ausschusssitzung die Rolle der Verwaltung bei der Abnahme hinterfragen. „Dachrinnen, Fallrohre, die fest eingebaute Lüftungsanlage: Da sind Dinge ausgebaut worden, die eindeutig zu dem Gebäude gehören.“ Er könne nicht verstehen, wie die Gemeinde das zulassen konnte. „Da wurde uns nur noch ein Torso hinterlassen. Das ist eine Riesensauerei, und es ist nicht hinnehmbar, dass der Steuerzahler dafür aufkommen soll.“

Vereinschef Schroeder, der sich offiziell zu dem Vorgang nicht äußern will, zählt in seinem Antrag an die Gemeinde die fehlenden Geräte und Anlagen auf. Es handele sich um einen Tresen mit Zapfanlage und Kühlung für zwei Bierfässer, zwei Kühlschubladen, eine Spüle mit Armatur und Abtropfblech, eine Spülmaschine, zwei Lüftungsanlagen für Küchen- beziehungsweise Tresenabluft, eine Kühlzelle, zwei Heizkörper, eine Tür, zwei Revisionsklappen sowie eine abgehängte Decke. Der Vereinschef schreibt von fehlenden Bestandslisten seitens der Gemeinde und weist darauf hin, dass der Verein die Räume zurzeit nicht nutzen könne und dass „eine Weiterverpachtung in Anbetracht des Zustandes und der daraus resultierenden Kosten ebenfalls nicht möglich ist“.

Weiterhin macht Schroeder auf zwei Löcher in Außenwand und Dach der Gaststätte aufmerksam, die dem Herausreißen der Lüftungsanlage geschuldet seien. Dadurch könne Außenluft ungehindert eindringen, was zu unverhältnismäßig hohen Heizkosten führen würde. „Wir stellen den Antrag, uns vorläufig von den Heizkosten zu befreien“, schreibt Schroeder weiter.

Der Fall sei kompliziert, heißt es aus der Rellinger Verwaltung. Kompliziert verläuft auch die Suche nach einem neuen Pächter. Die Idee, dass die Pächterin des benachbarten Tennisclubheims die Fußballgaststätte mit übernimmt, ist vom Tisch. Sie hat ihren Vertrag zum 1. April gekündigt. Dann haben weder Fußballer noch Tennisspieler in Egenbüttel eine Gastronomie.