Großhandelsunternehmen plant Millioneninvestition auf dem zum Schandfleck verkommenen Poco-Domäne-Gelände

Rellingen. „Schönes Wohnen für weniger Geld“ steht auf dem vergilbten Plakat an der schmutzigen, einst weißen Blechfassade. Einen schönen Anblick bietet das seit April 2012 leer stehende Areal des Möbeldiscounters Poco Domäne im Rellinger Ortsteil Egenbüttel wahrlich nicht. Doch für das von vielen Bürgern inzwischen als Schandfleck bezeichnete Gelände an der Hans-Reumann-Straße zeichnet sich eine Lösung ab. Ein Großhandelsunternehmen aus dem gehobenen Nahrungsmittelbereich hat die 11.500 Quadratmeter große Fläche von der Poco-Domäne-Gruppe erworben und will dort seinen neuen Firmensitz errichten.

„Ich bestätige den Eigentümerwechsel und freue mich sehr über den Verkauf“, sagte Rellingens Bürgermeister Anja Radtke auf Abendblatt-Anfrage. Den Namen des Käufers wolle sie zunächst noch nicht nennen. „Ich hoffe sehr, dass jetzt an dieser Stelle so schnell wie möglich Bewegung entsteht.“

Aktuell erobert sich noch die Natur langsam das Gelände zurück. Überall aus dem Asphalt des riesigen Parkplatzes sprießt das Unkraut. Ausgediente Busse sind auf einem Teil der Fläche zwischengeparkt, das seit fast drei Jahren leer stehende Verkaufs- und Lagergebäude rottet vor sich hin. Ein Anblick, der sich kurzfristig nicht ändern dürfte: Nach Abendblatt-Informationen erfordern die Pläne des neuen Eigentümers aufgrund des baulichen Volumens eine Änderung des Flächennutzungsplans. Das Verfahren dazu inklusive Lärm- und Verkehrsgutachten und der Anhörung der Träger öffentlicher Belange (TÖB) dürfte mindestens eineinhalb Jahre in Anspruch nehmen.

Noch im Februar will das aus Hamburg stammende Unternehmen seine Pläne der Gemeinde sowie der Politik vorstellen. Wie vorab zu erfahren war, wird der Altbestand abgerissen. Auf einem Teil der Fläche soll ein kombiniertes Büro- und Logistikgebäude entstehen, in das die Hamburger Firma mit allen Mitarbeitern umsiedeln will. Die Erschließung soll von der Hans-Reumann-Straße oder von der Industriestraße aus erfolgen. Einer Anbindung der Fläche an die Pinneberger Straße (Landesstraße 99), die mehrere Kaufinteressenten favorisiert hatten, erteilte die Landesplanung eine Absage. Unter anderem hatte sich auch der Rellinger Reeder und Logistikunternehmer Thomas Pötzsch für das Areal interessiert. Pötzsch, der in der Gemeinde bereits diverse Grundstücke erworben hat, wollte an der Hans-Reumann-Straße ein Logistikzentrum errichten.

Der neue Eigentümer möchte neben der gewerblichen Nutzung auf einem kleineren Teil des Areals Wohnungsbau realisieren. Dafür benötigt er die Zustimmung der Politik. Bisher stand die Gemeinde einer solchen Lösung skeptisch gegenüber. Zwar grenzt eine Seite des Areals an eine Wohnsiedlung , auf der anderen Seite verläuft jedoch die Industriestraße, die als Gewerbegebiet ausgewiesen ist. Baurechtlich ist das Areal als Mischgebiet ausgewiesen, so dass eine Lösung für Wohnraum möglich wäre.

Nach Abendblatt-Informationen will das Unternehmen mit einer für Rellingen ungewöhnlichen Bebauung auf sich aufmerksam machen. Durch den Umzug der Firma von Hamburg in die Baumschulgemeinde werden dort neue Arbeitsplätze geschaffen und zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen generiert. Außerdem will das Unternehmen in die Neugestaltung des Geländes an der Hans-Reumann-Straße mehr als zwölf Millionen Euro investieren. Kein Wunder, dass sich die Bürgermeisterin sehr über den Verkauf freut.