Eine Glosse von Andreas Burgmayer

Da steh’ ich mit einer Gurke, drei Tomaten und einer Packung Gesichtswurst in der Schlange vor der Supermarktkasse. Die Luft ist dick, irgendwer glaubt, Deodorant sei nur eine Stadt in Frankreich und seine Achsel ein Feuchtbiotop. Ein Kleinkind defiliert kreischend vor der zuckersüßen Bückware an den Flanken der Kasse, weil Mama kategorisch den Kauf ablehnt. Jede Sekunde wird zur Stunde in dieser sozialen Ausnahmesituation.

Routiniert ackert die Dame an der Kasse am Abbau der Warteschlange. Gleich einem gut geölten Automat zieht sie die Waren vom Laufband über den Preisscanner, so geschmeidig wie Cristiano Ronaldo einen No-Look- Pass spielt. Nein, an ihrer Eignung liegt es nicht, dass es hier trotzdem irgendwie nicht weitergeht.

Es liegt am Kundenservice, den ihr Arbeitgeber ihr auferlegt hat, am Ansatz, den Kunden zu binden, ihm das Gefühl zu geben, gut aufgehoben zu sein. „Haben Sie eine Payback-Karte? Wollen sie Treuepunkte? Wollen Sie noch Geld abheben? Brauchen Sie den Kassenbon?“ Wie ein Mantra wiederholt die Kassiererin den Fragenschwall und erntet fast nur Kopfschütteln.

Als ich endlich drankomme, will ich die Dinge beschleunigen und sage: „Kein Payback, keine Treuepunkte, kein Geld abheben, kein Kassenbon.“ Als meine Gesichtswurst als letztes den Preisscanner überquert hat, blickt die Kassiererin mich an: „Haben Sie eine Payback-Karte? Wollen sie Treuepunkte? Wollen Sie noch Geld abheben? Brauchen Sie den Kassenbon?“