Seniorenresidenz Rantzauer See macht weiter hohe Verluste. Jetzt sollen die Mitarbeiter auf Weihnachtsgeld verzichten

Barmstedt. Es ist das jüngste, modernste und einzige noch kommunal geführte Altenheim im Kreis Pinneberg. Aber die Seniorenresidenz Rantzauer See in Barmstedt, die neun Millionen Euro gekostet hat und 2012 eingeweiht wurde, kommt trotz voller Belegung mit 91 Bewohnern nicht auf einen grünen Zweig. Darum will die Zweckverbandsversammlung, der neben der Stadt Barmstedt die Umlandgemeinden Lutzhorn, Heede, Hemdingen, Bullenkuhlen, Groß Offenseth-Aspern, Langeln und Bevern angehören, jetzt mit den 78 Beschäftigten eine Art Haustarif aushandeln, der ihnen für eine bestimmte Zeit das Weihnachtsgeld streichen, die leistungsorientierte Bezahlung abschaffen oder die Schichtzulagen aus dem Altersruhegeld herausfallen lassen könnte. „Wir wollen auf keinen Fall aus dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes aussteigen“, betont Barmstedts Bürgermeisterin Heike Döpke, die zugleich Vorsteherin des Zweckverbandes für das Altenheim ist. „Aber wir müssen die Verluste möglichst auf Null herunterfahren.“

Das ist kein leichtes Unterfangen. Im ersten Betriebsjahr, das von einem verzögerten Umzug von dem alten Gebäude in der Brunnenstraße an den See geprägt war, machte die Seniorenresidenz 903.000 Euro Minus. 2013 betrug das Defizit 561.000 Euro bei einer Auslastung von 98,7 Prozent. Im vorigen Jahr bei einer Auslastung von 99Prozent sollen die Verluste auf 360.000 Euro gesunken sein. Die genaue Zahl steht noch nicht fest. Und für das laufende Jahr wird mit einem negativen Ergebnis von 305.000 Euro gerechnet.

Dieser Negativtrend sollte eigentlich mit dem größeren Neubau überwunden sein. Denn schon das alte Heim in der Brunnenstraße mit seinen 60 Plätzen machte die letzten Jahre sechsstellige Verluste im Jahr. Das Eigenkapital war 2006 komplett aufgebraucht, sagt Heike Döpke. Doch der Investitionskostenanteil, der im Vergleich zu vorher von rund acht auf 17 Euro pro Tag und Bewohner gestiegen ist, sowie die Pflegesätze, die seit 2012 um mehr als 400 Euro, um 15 bis 25 Prozent je nach Pflegestufe, gewachsen sind, könnten die Kosten nicht abdecken, erklärt Heimleiter Christoph Merker. Zumal die Pflegesätze sehr vorsichtig zu behandeln seien, weil sonst der ohnehin hohe Eigenanteil für die zwei Drittel der Bewohner, bei denen das Sozialamt diese Ausgaben nicht trägt, so hoch steigt, dass es die Interessenten abschrecke, warnt Merker. Auch die Eigenanteile sind seit Einzug der Bewohner um ein Viertel gestiegen.

Heimleiter Merker hat in sämtlichen Bereichen auf die Kostenbremse gedrückt. Durch Verhandlungen mit dem Anbieter konnten die Telefongebühren um 2500 Euro pro Jahr gesenkt werden. Bei der Wäscherei habe er 1000 Euro gespart. Die Stadtwerke gewährten einen Rabatt von 2300 Euro. Das sind im Vergleich zu den Verlusten nur kleine Beträge. Immerhin konnte er die Ausgaben für den Einsatz von Aushilfen von 105.000 auf 45.000 Euro senken. Die Finanzbuchhaltung soll jetzt nicht mehr fremd vergeben werden, was weitere 2000 Euro einspare.

Doch nun sei er mit seinem Latein am Ende. Um zu verhindern, dass das Heim schließt, privatisiert wird oder aus dem kommunalen Arbeitgeberverband austritt, müssten die Mitarbeiter einen finanziellen Beitrag leisten. In einer Personalversammlung hat Verbandsvorsteherin Döpke der Belegschaft die Hiobsbotschaft dargelegt. Bis Mitte Februar haben die Mitarbeiter Zeit, es sich zu überlegen. Falls sie zustimmen, wären Verhandlungen mit der Gewerkschaft ver.di möglich, kündigt Heike Döpke an.

Zur Disposition könnte das Weihnachtsgeld stehen, das insgesamt 170.000 Euro im Jahr ausmacht. Würde die leistungsbezogene Bezahlung abgeschafft, könnten 30.000 Euro eingespart werden. Weitere Zehntausende Euro brächte es dem Heim, wenn für die Schichtzulagen nicht mehr in das Versorgungswerk des Bundes und der Länder für den Altersruhestand eingezahlt würde.

Bevern und Langeln treten Ende des Jahres 2015 aus dem Zweckverband aus

Das grundsätzliche Problem des Heims sei das höhere Gehaltsgefüge im öffentlichen Dienst im Vergleich zur Privatwirtschaft, erklärt Merker. Eine Mitarbeiterin habe ihm gesagt, sie verdiene jetzt bei 25 Stunden Arbeitszeit pro Woche mehr als zuvor in einem privaten Heim, wo sie 30 Stunden arbeitete. Dazu habe sie nun auch noch das Weihnachtsgeld bekommen, so Merker. Die Tarife seien seit 2004 mit 19 Prozent doppelt so schnell gewachsen wie die Pflegesätze, die die Kassen festlegen. Ver.di-Sekretärin Heike Maser-Festersen sagt: „Wir begrüßen es, dass das Barmstedter Altenheim im Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes bleiben soll.“ Ver.di sei bereit, Verhandlungen über einen „Sanierungstarif“ mit der Geschäftsleitung aufzunehmen. Dafür müsste aber mindestens ein Drittel der Mitarbeiter gewerkschaftlich organisiert sein, was zurzeit nicht der Fall sei. „Zudem darf der Sanierungstarif höchstens zwei Jahre dauern und muss nach einem Jahr überprüft werden.“

Die Zeit drängt. Die Gemeinden Bevern und Langeln haben beschlossen, zum Jahresende 2015 aus dem Zweckverband auszutreten. Langeln, das 2012 allein 32.000 Euro zuschießen musste, will dies notfalls vor Gericht durchsetzen, kündigt Bürgermeister Hans-Detlef Fuhlendorf an. Bevern, das 2012 36.000 Euro tragen musste, lasse diesen Schritt zurzeit anwaltlich prüfen, sagt Bürgermeister Johann Hachmann.

Reimer Karstens, der Vertreter der Stadt Barmstedt, die wegen ihrer Einwohnerzahl zwei Drittel des Defizits zu tragen hat, wäre schon zufrieden, wenn das Heim „eine rote Null“ schriebe. „Mit einem Minus von bis zu 150.000 Euro könnte ich leben.“