Bürgermeister Udo Tesch leitete 49 Jahre lang die Geschicke der Gemeinde. Krankheit zwingt 82-Jährigen zum Rücktritt

Heidgraben. Es ist das Ende einer Ära. Nach 49 Jahren als Gemeindeoberhaupt gibt Udo Tesch das Amt des Bürgermeisters der Gemeinde Heidgraben ab. Noch ist er der dienstälteste ehrenamtliche Bürgermeister in Schleswig-Holstein, doch lange wird er die Geschicke seiner Gemeinde nicht mehr leiten. Er werde sein Bürgermeisteramt zeitnah niederlegen, kündigte Tesch beim Neujahrsempfang der Gemeinde Heidgraben an.

Seit 1966 ist Udo Tesch Bürgermeister von Heidgraben. In seinen 49 Jahren Amtszeit hat er für seine Gemeinde viel bewegt. In die Politik ging Tesch damals, weil in Heidgraben, so wie an allen anderen Endpunkten der S-Bahnen, eine 5000-Einwohner-Trabantensiedlung entstehen sollte. Ein Vorhaben, das die Gemeinde erheblich verändert hätte. Gemeinsam mit einigen Mitstreitern konnte Tesch dies verhindern – sein erster großer Erfolg.

1952 kam Tesch eher zufällig nach Heidgraben. „Ursprünglich hatte ich mich für einen Ausbildungsplatz zum Verwaltungsfachangestellten in Barmstedt beworben, aber es war schwierig, dort eine Wohnung zu finden“, sagt Tesch. Also lernte er beim Amt Uetersen-Land, dem heutigen Amt Moorrege, und bekam später eine Anstellung bei der Stadt Tornesch. Dort leitete er viele Jahre hauptberuflich die Bauleitplanung der Stadt. In Heidgraben fand er ein Zimmer zur Untermiete, das war vor 63 Jahren. Tesch trat in den Sportverein ein, wurde Mitglied beim Männergesangverein und 1957 schließlich auch in der SPD in Heidgraben. Die Genossen machten ihn später zum Bürgermeister.

Durch seine Arbeit bei der Stadt Tornesch sammelte Tesch die nötige Erfahrung, um Heidgraben langsam von einem 1000-Einwohner-Dorf zu der 2600-Seelen-Gemeinde zu machen, die sie heute ist. „Wir haben schon früh die Wirtschaftswege im Dorf ausgebaut, das war wichtig für die Landwirte im Ort“, sagt Udo Tesch. Später wurde dann auch die Straßenbeleuchtung eingerichtet. Unter Teschs Regie wurde die zentrale Wasserversorgung in Heidgraben eingeführt und im Zuge dessen auch eine Kanalisation eingerichtet. „Ein wichtiger Schritt für die Gemeinde war die Sanierung der Dorfschule und die Ernennung zur Grundschule“, erzählt der Bürgermeister. Mit der Fertigstellung der Sporthalle im Jahr 1972 wurde das Projekt Grundschule vorerst abgeschlossen.

1982 bekam Heidgraben dann ein Gemeindezentrum. „Es war mir eine Herzensangelegenheit, ein Ortszentrum zu schaffen“, sagt Tesch. Die Errichtung des Markttreffs, der 2014 eröffnet wurde, hatte ebenfalls das Gemeindeoberhaupt zu verantworten. „Mir lag und liegt die Gemeinde sehr am Herzen“, sagt Tesch, der den Großteil seiner Mitbürger mit Namen kennt.

Trotzdem will und kann Udo Tesch nicht mehr weitermachen. Schon länger hat der 82-Jährige die Geschäfte ruhen lassen, im Gemeindebüro war er nicht mehr anzutreffen. Tesch ist krank, auch deshalb entschloss er sich, das Bürgermeisteramt nach 49 Jahren niederzulegen. Die Krankheit hat ihn zwar äußerlich gezeichnet, doch geistig ist Udo Tesch noch topfit. Und er hat auch weiterhin Pläne: „Die Gemeinde soll an das Breitbandnetz angeschlossen werden“, sagt Tesch. Dafür hofft er auf den Breitband-Zweckverband der Gemeinden Heist, Holm, Hasloh und Lentförden. Die Versorgung mit schnellem Internet würde Heidgraben noch attraktiver für junge Familien machen, sagt er.

Denn auch das hat Tesch geschafft: die guten Seiten Heidgrabens stets hervorzuheben. Durch die Nähe zu den Nachbarstädten Uetersen, Tornesch und Elmshorn, die mit dem Bus oder dem Auto gut zu erreichen sind, habe Heidgraben ohnehin eine hohe Wohnqualität. „Hier ist es ruhig, man hat die Natur vor der Haustür, aber man ist auch nicht völlig abgeschnitten“, sagt Tesch. „Es gibt keine Probleme, die weiterführenden Schulen zu erreichen, und mit den Bahnhöfen in Elmshorn und Tornesch ist auch die Verkehrsanbindung wirklich gut“, sagt er.

Wann genau Tesch sein Amt niederlegen wird, weiß er noch nicht, und auch wer sein Nachfolger werden wird, steht noch nicht fest. Sicher ist jedoch, dass Udo Tesch seine Gemeinde geprägt hat wie kaum ein anderer ehrenamtlicher Bürgermeister im Kreis Pinneberg vor ihm. Die Fußstapfen, in die sein Nachfolger treten wird, sind groß.