Nach Abi-Chaos an Leibniz Privatschule weist Barbara Manke-Boesten jegliche Kritik harsch zurück

Elmshorn. Nachdem die Leibniz Privatschule in Elmshorn wegen ihrer desaströsen Abiturbilanz in der vergangenen Woche für Schlagzeilen sorgte, geht Schulleiterin und -gründerin Barbara Manke-Boesten nun in die Offensive. In der aktuellen Ausgabe der „Leibniz Post“, einem Newsletter aus der Privatschule, die der „Holsteiner Allgemeinen“ mit einer Auflage von 68.000 Exemplaren beiliegt, teilt sie kräftig gegen ihre Kollegen aus. Auch Journalisten bleiben in der vierseitigen Postille nicht verschont.

„Schulleiter haben über unsere Schule gesprochen und geurteilt (ohne dass wir bis auf eine Ausnahme jemals einen der Kollegen hier begrüßen konnten)“, heißt es in ihrer Stellungnahme. Insbesondere die Äußerungen des Rektors der Elmshorner Bismarckschule, Peter Rosteck, gegenüber lokalen Medien empfände sie als unverschämt. Desweiteren kommen Befürworter der Leibniz-Schule zu Wort. Auch ihr Ehemann nimmt Stellung. Er kritisiert in einem Kommentar die angeblich einseitige Berichterstattung der Presse.

Zum Hintergrund: Manke-Boesten hat die Leibniz Privatschule 2006 gegründet. Mittlerweile gibt es eine Dependance in Hitzhusen (Kreis Segeberg). Dort wird die Leibniz Privatschule Bad Bramstedt von ihrem Mann Egon Boesten geleitet. Eltern zahlen monatlich ein Schulgeld von 120 bis 300 Euro. An beiden Standorten gibt es zusammen 1350 Schüler und 170 beschäftigte Lehrer, Erzieher und andere Angestellte. Eine Einrichtung, die im Unterschied zu staatlichen Schulen wie ein Wirtschaftsunternehmen arbeiten muss.

Lediglich 48 von 71 Oberstufenschülern des aktuellen Abschlussjahrgangs an der Leibniz Privatschule in Elmshorn wurden zum Abitur angemeldet, davon fünf gegen den Ratschlag der Lehrer. Der Grund: In den Vorabiturprüfungen schnitten sie zu schlecht ab – trotz teilweise guter Vorzensuren. Fünf Schüler sind in den elften Jahrgang zurückgestuft worden, 16 haben die Privatschule, die noch auf die staatliche Anerkennung ihres Abiturs wartet, verlassen. Eine Schülerin hat sich noch nicht entschieden, wie es weitergehen soll, ein anderer muss aus gesundheitlichen Gründen pausieren.

Ein Großteil ist an Gymnasien im Umkreis untergekommen. Dort müssen sie zwei Jahre Oberstufe wiederholen, weil die bisherigen Noten der elften und zwölften Klasse nicht angerechnet werden können. Die Eltern der betroffenen Kinder machen Schulleiterin Barbara Manke-Boesten für das Desaster verantwortlich. Die sieht die Schuld wiederum in den schwierigeren Prüfungsanforderungen.

„Kritik eines Konkurrenzgymnasiums ist eine Boshaftigkeit"

In ihrer Veröffentlichung attackiert sie nun Rosteck. Wie er dazu käme, dass nicht genügend ausgebildete Lehrer für die Oberstufe vorhanden seien, schließlich seien alle Lehrkräfte vom Ministerium mit einer Lehrgenehmigung versehen worden. In einem Interview mit dem Abendblatt hatte sie zuvor eingeräumt, dass die Lehrer an ihrer Schule häufig wechselten, hauptsächlich, weil sie als Beamte anderswo besser verdienen könnten.

Rosteck würde damit die Kompetenz des Ministeriums unmittelbar infrage stellen. „Dass der Rektor eines direkten Konkurrenzgymnasiums davon abrät, die Oberstufe des Konkurrenzgymnasiums zu besuchen, ist eine Boshaftigkeit nicht nur der Leibniz-Schule, sondern auch dem Ministerium gegenüber. Indirekt sagt er damit, dass der Schulaufsicht nicht in ausreichender Form nachgekommen wird“, heißt es.

Der mittlere Schulabschluss der Leibniz Privatschule sei anerkannt und sei inzwischen mehrere Male mit deutlich besseren Resultaten beendet worden als es staatliche Schulen erreicht haben. „Auch hier stellt Herr Rosteck nicht nur der Leibniz Privatschule, sondern auch dem Ministerium (seiner vorgesetzten Stelle!), das diese Anerkennung (zu Recht) erteilt hat, ein sehr schlechtes Zeugnis aus“, so Manke-Boesten. Ihr Angriff endet mit einer Einladung an interessierte Eltern, sich am Tag der Offenen Tür am Ramskamp in Elmshorn oder in Hitzhusen von den Vorzügen ihrer Schule zu überzeugen.

Schulleiter Peter Rosteck weist Anschuldigungen zurück

Schulleiter Peter Rosteck weist die Anschuldigungen als beleidigend zurück. „Ich sehe uns nicht in Konkurrenz zur Leibniz Privatschule. Deren Einzugsgebiet ist viel größer. Generell habe ich nichts gegen Privatschulen. Mit der örtlichen Waldorfschule arbeiten wir eng zusammen. Im Übrigen läuft auch die Zusammenarbeit mit allen anderen Elmshorner Schulen sehr vorbildlich.“ So habe die Bismarckschule erst kürzlich mit der Horster Jacob-Struve-Gemeinschaftsschule einen Kooperationsvertrag geschlossen, der den Schülern die Möglichkeit gebe, die allgemeine Hochschulreife zu erreichen.

Auch drei der ehemaligen Leibniz-Schüler sind auf das Bismarckgymnasium gewechselt. Mit zwei weiteren befindet sich die Schule noch im Gespräch. Ihre Noten aus der elften und zwölften Klasse können allerdings nicht in die Abiturnote einfließen – mit der Konsequenz, dass die Abgänger nun erst 2017 das Abitur ablegen können. Das war einigen Eltern offenbar nicht bewusst. Fünf Monate vor dem Abitur erhielten auch Stefanie Schmitz und Sabine Pohlmann die Hiobsbotschaft, dass ihre Söhne nicht zur Prüfung zugelassen seien. Dabei lag ihr bisheriger Notendurchschnitt bei 2,5. „Wir fielen aus allen Wolken“, sagten beide Mütter dem Abendblatt.

Es gibt aber noch ein weiteres Problem: Leibniz-Schüler, die beispielsweise aus der siebten, achten oder neunten Klasse auf eine staatliche Schule wechseln möchten, können dies nicht problemlos. Es ist schwierig, sie zu integrieren, da sie als zweite Fremdsprache Spanisch haben und nicht wie üblich Latein oder Französisch.