Jugendliche des Ludwig-Meyn-Gymnasiums erhalten den Bertini-Preis für ihren Film über einen von Neonazis bedrohten Lehrer

Uetersen. Sechs Schüler des Ludwig-Meyn-Gymnasiums (LMG)werden mit dem Bertini-Preis ausgezeichnet. Der Preis wird jährlich an junge Menschen verliehen, die sich für ein solidarisches Zusammenleben engagieren und den Mund aufmachen, wo andere schweigen. Menschen, die sich durch Mut und Mitmenschlichkeit hervorgetan haben oder sich den Spuren der Vergangenheit sowie deren Aufarbeitung widmeten.

Die Uetersener Schüler werden für ihren Film über den Lehrer Walter Vietzen geehrt. Der Kellinghusener wurde 2008 und 2009 von Neonazis bedroht, weil er sich jahrelang gegen Rechtsextremismus engagierte. Der Bertini-Preis wird am Dienstag, 27. Januar, dem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, im Hamburger Ernst-Deutsch-Theater zum 17. Mal vergeben. Die LMG-Schüler arbeiteten ein Jahr lang an dem Film, wurden so direkt mit dem Thema Rechtsextremismus konfrontiert.

„Das Filmprojekt hat mir vor Augen geführt, wie präsent der Rechtsextremismus auch in unserer näheren Umgebung ist“, sagt Schüler Maximilian. Die Uetersener hatten für den Film Interviews mit dem Lehrer Walter Vietzen sowie der örtlichen Polizei geführt und sich mit Film- und Schnitttechniken beschäftigt. Regie führte der Uetersener Lehrer Sönke Zankel.

Walter Vietzen hatte über mehrere Monate Drohanrufe erhalten, an seiner Schule wurden Hunderte Sticker mit der Aufschrift „Kill Vietzen Kill“ aufgeklebt.

2009 gab es außerdem einen Brandanschlag auf die örtliche Polizeiwache. Die Beamten konnten die Übergriffe letztlich durch ihre Ermittlungen eindämmen – auch das thematisieren die Uetersener Schüler in ihrem Dokumentarfilm.

Es ist nicht das erste Mal, dass Sönke Zankel seine Schüler für außergewöhnliche Projekte begeistert. Unter seiner Leitung entstand das „Uetersen-Lexikon“, zudem arbeitete Zankel mit seinen Schülern die Zeit des Nationalsozialismus in Uetersen auf.