Unterschriftenaktion, Beschwerden, konsultierte Anwälte: Parkgebühren im Stadtzentrum Schenefeld sorgen für Frust

Schenefeld. Es war wohl die Ruhe vor dem Sturm. Kurz nach Einführung der höheren Parkgebühren im Schenefelder Stadtzentrum im November blieb es relativ ruhig. Nur wenige ärgerten sich über die plötzliche Verpachtung des Parkhauses, die eine Veränderung der Gebührenstruktur mit sich brachte. Statt bislang zwei Stunden können Centerkunden jetzt nur noch eine Stunde umsonst parken, anschließend wird pro Stunde ein Euro fällig. Zuvor kostete erst die dritte Stunde 50 Cent. Umso lauter wird es jetzt. Unterschriftenaktionen, Beschwerdebriefe, konsultierte Anwälte: Nach zahlreichen fruchtlosen Gesprächen mit dem Centermanagement, dem neuen Pächter des Parkhauses, der Apcoa Parking Deutschland, sowie der Berlinovo als Eigentümergesellschaft des Stadtzentrums machen die Betroffenen ihrem Unmut Luft.

Besonders drei Mietern des Schenefelder Stadtzentrums reicht es. Sie alle eint, dass sie die Flächen im weniger frequentierten zweiten Stock des Centers beleben. Sie sind langjährige Großmieter, die laut eigenen Angaben zusammen etwa 150.000 Besucher pro Jahr anlocken. Deshalb genossen die Spielbank, das Rehazentrum sowie das Forschungsinstitut proDerm bislang das Privileg, einen Rabatt auf die Parkgebühren gewährt zu bekommen und somit an die Kunden weitergeben zu können. „Diese Möglichkeit wurde uns ohne vorherige Ankündigung einfach entzogen. Das ist geschäftsschädigend“, sagt Jessica Barke. Die Geschäftsführerin der Schenefelder Spielbank ist über die Situation sehr verärgert. Kein Wunder: Barke kämpft derzeit auch an anderen Fronten.

Erst kürzlich wurde der Mietvertrag zwischen Berlinovo als Eigentümergesellschaft und der Spielbank als langjährigem Centerbestandteil unterzeichnet. Die Spielbank hat sich zum Schenefelder Standort bekannt, investiert viel Geld in den Umbau, der bereits in vollem Gange ist. Barkes Ziel ist es, trotz der aufwendigen Modernisierungsarbeiten, die Spielbank nicht einen Tag zu schließen. Das ist eine Belastungsprobe für die Mitarbeiter und die Kundschaft. Der Umbau hat sich zudem verzögert und wird erst Ende April vollendet sein. Während so einer Bauphase kann Barke den Spielbank-Besuchern nicht auch noch höhere Parkgebühren aufbürden. „Wir tragen derzeit die Kosten“, erklärt sie. Das sei aber keine Dauerlösung.

Auch die Geschäftsführung des Rehazentrums hat sich dazu durchgerungen, einen Teil der höheren Kosten zu übernehmen. „Das ist aber eine starke finanzielle Belastung für uns“, erklärt Betriebsleiter Andreas Bollinger. Trotzdem bleibt auch ein Teil bei den Kunden hängen. Wer dreimal pro Woche zum Training geht, für den kann die Neuerung zwölf Euro pro Monat ausmachen. Im Rehazentrum haben regelmäßige und verärgerte Kunden deshalb eine Unterschriftenaktion gestartet. 150 Besucher haben unterzeichnet.

Die Liste will Bollinger ans Centermanagement weiterreichen, das sich aus seiner Sicht der Tragweite der neuen Gebühren für die Mieter nicht bewusst war. „Wir bedauern deshalb die mangelnde Einbindung der Mieter in die Umstellung“, so Bollinger. Besonders, weil man sich im Stadtzentrum wohlfühle. Im Unterschied zur Spielbank läuft der Mietvertrag 2017 für die 2000 Quadratmeter große Fläche aus. Im selben Jahr endet der Vertrag von proDerm. Das Forschungsunternehmern hat ebenfalls 2000 Quadratmeter angemietet und vor der Parkhausverpachtung Rabatte bekommen, die man an die Probanden weitergab. „Früher war das Parken im Stadtzentrum komplett frei. Das war einer der Wettbewerbsvorteile, die man nicht aufgeben wollte“, sagt Geschäftsführer Carsten Grund. Die vorher eingeräumten Rabatte ohne vorherige Information einfach abzuschaffen, hält er für schlecht – und zwar für proDerm und fürs Stadtzentrum selbst. Viele der Probanden wären früher auch durchs Center gebummelt, heute stürmten sie zum Kassenautomat.

„Das Problem ist im Haus bekannt“, sagt Ulrich Kaliner, Pressesprecher bei Eigentümer Berlinovo zu den Mieterklagen. Allerdings macht er den Betroffenen wenig Hoffnung. „Wir haben mit Apcoa einen Vertrag geschlossen und haben keinen Einfluss mehr.“ Er räumt aber ein, dass für Rewe als einzigen Mieter im Center eine Ausnahmeregelung gefunden wurde. Wer in dem Supermarkt einkauft, kann 30 Minuten mehr im Parkhaus stehen, ohne zu zahlen. Das sorgt für zusätzlichen Frust bei den anderen. Die haben sich schon juristischen Rat eingeholt. Barke dazu: „Wir wollen niemanden verklagen, sondern uns gütig einigen.“ Allerdings wundert sie sich über die Blockadehaltung. „Das ist doch ein Standard, dass große Mieter ihren Kunden Parkvergünstigungen anbieten können.“