Autorin Anne-Ev Ustorf spricht beim Elmshorner Frauenempfang über ein kaum bekanntes Thema

Elmshorn. Es war der 29. Frauenempfang der Stadt Elmshorn und der zweite in Folge, der von zwei Männern eröffnet wurde: Detlef Witthinrich, Vorsitzender des Ausschusses für Gleichstellung, Soziales und Sicherheit, übernahm die Begrüßung, der Erste Stadtrat Dirk Moritz sprach ein Grußwort. Hauptrednerin im voll besetzten Sitzungssaal des Rathauses war die freie Journalistin Anne-Ev Ustorf, Autorin von „Wir Kinder der Kriegskinder“.

Der Frauenempfang stand unter dem Motto „Kriegsenkelinnen – Weshalb wir sind, wie wir sind“. Gastrednerin Ustorf, geboren im Jahr 1974, erwies sich dabei als gute Wahl. In teilweise sehr persönlichen Worten schilderte die Hamburgerin, welche Last die Kriegserlebnisse ihrer Großeltern und Eltern für sie waren. Bombenhagel, Zerstörung, Flucht, Hungersnot und die nackte Angst – all das wirkt nach und wird quasi von Generation zu Generation vererbt. Ustorf hat das am eigenen Leib erlebt und in einer Psychotherapie aufarbeiten müssen. Für sie war dies ein Ansporn für ihr Buchprojekt, für das sie viele Mitstreiter gefunden hat, denen es ebenso geht.

Ustorf erläuterte, dass das eigentliche Trauma nicht weitergegeben werde. „Viele reden ja gar nicht über ihre Erlebnisse aus dieser Zeit.“ Diese Blockade wirke aber unmittelbar in die Familie hinein. „Viele Eltern sind nicht in der Lage, Nähe zuzulassen.“ Diese Gefühlsarmut würden die Nachkommen spüren. Die Folge: Ängste, psychosomatische Beschwerden, Depressionen, Beziehungsschwierigkeiten und andere Störungen im sozialen Verhalten.

Passend zum Thema ist noch bis Februar die interaktive Ausstellung „Bausteine des Erinnerns“ im Kollegiumssaal des Rathauses zu sehen. Gleichstellungsbeauftragte Maren Schmidt hat mehrere weiterführende Veranstaltungen organisiert, darunter einen Workshop am 14. März, einen Liederabend mit Anna Haentjens am 28.März sowie eine Stadtführung, die für den Monat Juni geplant ist.