Nach monatelangen Proben führt der Jugendchor jedes Jahr im Gemeindehaus der Barmstedter Kirche ein unterhaltsames Musical auf

Barmstedt. Wir sitzen in einem kleinen Raum in einem Halbkreis. Notenständer sind um uns herum verteilt. Links neben der Tür steht ein Klavier und dahinter eine Tafel. Thema ist das nächste Musical, das wir auf die Bühne bringen. Die zwei Stücke, die zur Auswahl stehen, „Ritter Rost und das Gespenst“ und „König Keks“, haben wir schon durchgelesen. Nun müssen wir uns für ein Stück entscheiden. Die ganze Stunde diskutieren wir und es gibt schließlich eine klare Mehrheit für „König Keks“. Allerdings weist unser Leiter, Reinhard Deseniss, darauf hin, dass das Stück ziemlich lang und aufwendig ist.

So gehen wir vom Jugendchor in Barmstedt an jedes neue Musical heran. Unser Leiter bringt mehrere Stücke mit, zwei von uns lesen diese zu Hause und erzählen den anderen grob die Geschichte. Dann werden die besten noch einmal gemeinsam durchgelesen. Schließlich wird ein Stück ausgesucht. Dieses Jahr ist es letztendlich doch „Ritter Rost und das Gespenst“, weil „König Keks“ zu lange dauert und wir dafür nicht mehr genügend Zeit haben.

Wir treffen uns jeden Donnerstag zwischen 17.15 Uhr und 18 Uhr im Gemeindehaus der Barmstedter Kirche. Im Jugendchor sind ungefähr 20 Leute von 14 bis 19 Jahren, einige gehen noch zur Schule, andere sind bereits fertig. Reinhard Deseniss übt jedes Jahr mit uns zwei Musicals ein, außerdem singen wir beim Advents- und Weihnachtssingen in der Barmstedter Kirche. Ein Musical ist christlich und für den Gottesdienst in der Kirche bestimmt. Das andere wählen wir nach Interesse aus und führen es im Gemeindehaus auf. Wir spielen mindestens zwei Aufführungen, wenn möglich auch drei.

Die Probe ist in vollem Gang, die Sommerferien sind vorbei, inzwischen müssen wir den Text auswendig können – trotzdem beherrschen die meisten ihn nicht. Aber bei den Proben haben wir immer etwas zu lachen. Die Aufführungen sind im November im Gemeindehaus auf der kleinen Bühne. Da wir die Jahre zuvor schon Ritter-Rost-Geschichten gespielt haben, müssen wir uns nicht um das Bühnenbild kümmern. Aber wir verbessern Kostüme und besorgen Requisiten, zum Beispiel ein Fotoalbum fürs Gespenst. Einmal waren ein paar von uns auch beim Kostümverkauf einer Oper in Hamburg.

Je näher die Aufführung rückt, desto mehr proben wir. Dieses Mal legen wir keine Pause in den Herbstferien ein, sondern beginnen gleich mit den Bühnenproben, zweimal in der Woche. Die letzten Requisiten werden besorgt und schließlich ist die Aufführung da.

Wir finanzieren uns ausschließlich aus Spenden der Zuschauer, so ist der Eintritt frei und jeder kann kommen. Um 16 Uhr stehen wir im hinteren Teil des Saals, wo die Kostüme auf Tischen liegen. Dann ziehen wir uns um, das Burgfräulein Bö bekommt rote Haare, Ritter Rost muss in seinen Kasten und ich, der Drache, in einen grünen Bauanzug. Viele gucken sich den Text noch einmal an und beobachten, wie immer mehr Leute im Saal Platz nehmen. Viele Kinder sitzen direkt vor der Bühne auf Kissen. Schließlich setze ich meinen Helm auf und Ritter Rost seinen ebenfalls. Wir gehen durch den Zuschauerraum hinter die Bühne und werden von allen Seiten beobachtet. Hinter dem Vorhang ist es düster und wir werden immer ungeduldiger, wann es endlich losgeht. Dann wird es ruhig im Saal. Reinhard Deseniss hat sich ans Klavier gesetzt und beginnt zu spielen. Das erste Lied handelt von dem Postboten Herrn Schlapinsky und wird vom Kinderchor gesungen. Schließlich öffnet sich der Vorhang.

Nach der Aufführung sind wir erleichter, dass alles gut geklappt hat. Vorn am Bühnenrand steht eine Schatztruhe mit Süßigkeiten und jeder greift mal rein, auch Kinder aus dem Publikum dürfen sich bedienen. Unser Leiter sagt uns, dass wir das gut gemacht haben. Der Saal lehrt sich, wir ziehen uns wieder um und machen uns auf den Weg nach Hause. Und bald beginnen schon die Proben für den nächsten Termin.

Fiona Kalies, Klasse 9c, Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasium Barmstedt