Die Firma Theodor Stüben OHG verarbeitet nur beste Zutaten für ihr Vogelfutter. Das Fett für die Knödel ist reiner als das in Gesichtscremes

Elmshorn. Wenn es ein Paradies für Meisen gibt, befindet es sich wohl in Elmshorn am Lieth. Hier stellen Theodor Stüben und seine Mitarbeiter Meisenknödel und -ringe her. Wichtigste Zutat: Rindertalg. Auf dem langen Förderband kühlt er ab, dann geht es in die Presse. „Rinderfett ist lebendig und muss sich nach dem Erhitzen beruhigen“, sagt der Chef Theodor Stüben.

Mitarbeiter Daniele Caffi überwacht den Vorgang, achtet darauf, dass die Knödel auf dem Fließband sich nicht stauen. Gut eine halbe Stunde dauert der Vorgang, der verhindern soll, dass die Mischung aus Körnern, Kernen, Getreide und Insekten zermatscht. Dann gehen die Kugeln noch einmal in die Kühlung. 24 Stunden braucht der Talg, um vollständig auszuhärten. In der zweiten Etage werden die Knödel maschinell in Netze verpackt und kommen dann versandfertig in Kartons und auf Paletten, die ins Lager nach Seestermühe gefahren werden.

In dreißig Jahren hat sich der Mühlenbetrieb auf Vogelfutter spezialisiert

Die Firma Theodor Stüben OHG ist Hersteller und Händler von Futtermitteln mit jahrzehntelanger Tradition. Gegründet wurde sie 1920. Seither befindet sich das Haus in privatem Familienbesitz. „Mein Großvater hat hier während des Zweiten Weltkriegs bei verdunkelten Fenstern nachts heimlich Mehl gemahlen und verkauft“, sagt Geschäftsführer Stüben. Zwei Mal wurde sein Großvater von der Gestapo abgeführt und kam nur durch einen parteitreuen Fürsprecher wieder frei.

Später handelte die Firma mit Brennstoffen, die zunächst mit Hundeschlitten, dann mit Pferdefuhrwerken ausgeliefert wurden. In den 60er-/70er-Jahren begann das große Mühlensterben. Wer überleben wollte, musste sich neu erfinden. Im Laufe der vergangenen dreißig Jahre hat sich der Elmshorner Betrieb zunehmend auf dem Bereich Futtermittel für frei lebende Vögel spezialisiert. „Die Maschinen dafür haben wir zum Teil selbst gebaut“, sagt Stüben, der in den Kölln Werken lernte und dort 14 Jahre arbeitete, bevor er den Betrieb vom Vater übernahm und ihn zu einem der führenden Hersteller auf diesem Gebiet ausbaute.

Verkaufsschlager ist der klassische Meisenknödel. „Darüber hinaus umfasst die Produktpalette alles, was für das Überleben und die Gesundheit frei lebender Vögel, insbesondere während der kalten Jahreszeit, erforderlich ist – und woran Menschen und Vögel ihre Freude haben“, so Stüben. Er hat 80 Artikel im Sortiment. 80 Prozent laufen unter fremden Etiketten, der Rest wird unter der hauseigenen Marke Tedje auf den Markt gebracht. „Die Zutaten unseres Vogelfutters sind von höchster Qualität und gesunder Reinheit.“ So hat der Rindertalg einen FFA-Gehalt (er bemisst den Grad der Unreinheit) von 1,5. Der in Gesichtscremes liegt bei 4 bis 6. „Fett wird schnell ranzig“, sagt Stüben. Die Vögel würden die Meisenknödel dann nicht mehr anfliegen.

10.000 Meisenknödel pro Stunde laufen durch eine Presse. „Wir haben drei Pressen“, sagt Stüben. Macht 4000 Tonnen Eigenproduktion im Jahr – 800.000 Meisenknödel. Produziert werden sie in zwei Größen, 250 und 500 Gramm. „Die Norweger und Schweden bevorzugen große Größen.“ Das liege an den weiten Wegen bis zum nächsten Supermarkt. Beliefert werden auch Großkunden in den Benelux-Staaten. In England Fuß zu fassen, ist hingegen schwierig. Der Markt ist umkämpft. Der Grund: „Die Engländer füttern fünfmal so viel wie die Deutschen“, so Stüben. Hierzulande werden jährlich rund 160 Millionen Meisenknödel verfüttert.

Früher hätten Vögel auf Bauernhöfen und in der Natur genug Futter gefunden, sagt Stüben. Doch Bebauung und Pestizide machten ihnen das Leben zunehmend schwer. Deswegen könne man auch übers ganze Jahr zufüttern. „Es geht auch um das Naturerlebnis.“ An Futterstellen lassen sich die Tiere beobachten und Arten bestimmen. Die häufigsten Körnerfresser sind Meisen, Finken und Sperlinge. Theodor Stüben verkauft auch Futterstangen für Kernbeißer. Außerdem überwintern auch Weichfutterfresser wie Rotkehlchen, Heckenbraunellen, Amseln, Wacholderdrosseln oder Zaunkönige in Deutschland, die Rosinen, Obst, Haferflocken und Kleie bevorzugen.