Starker Andrang bei Helfertreffen in der Begegnungsstätte. Stadt lässt ungenehmigte NPD-Wahlplakate sofort entfernen und will Strafgeld verhängen

Schenefeld. Verwaltungen arbeiten langsam? Von wegen. Die NPD-Wahlplakate hingen kaum an den Bäumen, da rückten bereits Mitarbeiter des Bauhofs an und nahmen sie wieder ab. Zumindest all diejenigen, die auf Schenefelder Stadtgebiet illegalerweise aufgestellt worden waren. Mit Sprüchen wie „Asylbetrug ist kein Menschenrecht“ und „Deutsche für Hamburg“ wirbt die Partei um Stimmen für die Hamburger Bürgerschaftswahl und scheint nicht mitbekommen zu haben, wo genau dieses „deutsche Hamburg“ aufhört und Schenefeld anfängt.

Auf jeden Fall hatte die Partei keine Genehmigung, rund um den Schenefelder Platz sämtliche Bäume mit Plakaten zuzupflastern. Im Rathaus reagierte man sofort. Jetzt lagern die Plakate im Bauhof. „Dort kann die NPD sie gegen Zahlung einer Ordnungsstrafe wieder abholen“, sagt Axel Hedergott, der die Wahlsprüche als „schändlich und scheußlich“ bezeichnet. Doch nicht nur der Chef des Ordnungsamtes setzte am Mittwoch ein deutliches Zeichen, auch die Schenefelder selbst zeigten, dass für solch ein Gedankengut in ihrer Stadt kein Platz ist.

Für Mittwochabend hatte die Stadtverwaltung zum ersten Helfertreffen für Flüchtlinge geladen. Der Andrang war so enorm, dass die Begegnungsstätte am Rathaus deutlich an ihre Grenzen stieß. Etwa 70 Helfer hatten sich in dem Raum versammelt und es wären wohl noch mehr geworden. Doch angesichts der angesetzten Zeit um 17Uhr hatten einige Berufstätige absagen müssen. Sie hätten ohnehin nicht mehr in dem Veranstaltungsraum gepasst. „Ich bin beeindruckt, wie viele Menschen hier sind“, sagte Bürgermeisterin Christiane Küchenhof. Fast noch beeindruckender war der Tatendrang und die vielen Ideen der Helfer in spe, wie sie die Flüchtlinge in ihrer Heimatstadt besser willkommen heißen können. Dass es in diesem Punkt Nachholbedarf gibt, zeigte das Treffen.

Es fehlt an Wohnraum – für 2015 erwartet Schenefeld eine Verdoppelung der Asylbewerberzahlen von 60 auf 120 Menschen –, Sprachkursen, einer Anlaufstelle für Asylbewerber. All das soll sich ändern. Unter anderem berichtete Hedergott als Fachbereichsleiter für Soziales von einem Fall, in dem eine Flüchtlingsfamilie aus der Erstaufnahmeeinrichtung in Neumünster nach Pinneberg gebracht wurde und dort in den Bus nach Schenefeld gesetzt wurde. Das Problem: In Schenefeld kamen sie nicht an. Sie seien in den falschen Bus gestiegen, so Hedergott. Deshalb suche die Stadt Freiwillige, die ein Begrüßungskomitee bilden und Asylbewerber in der ersten Zeit begleiten. Einkaufen, Behördengänge sowie den ÖPNV und tatsächlich auch so etwas wie die deutsche Mülltrennung erklären.

Letzteres hatte Seniorenbeiratschef Eckhard Vogelgesang und seine neuen Nachbarn aus Albanien zusammengeschweißt. Wie der Schenefelder berichtete, gab es anfangs große Verständnis-, aber auch Verständigungsschwierigkeiten. Nach einiger Suche fand Vogelgesang jemanden, der etwas Albanisch sprach und übersetzen konnte. Zwei Stunden dauerte der Exkurs in die Welt der deutschen Mülltrennung. Seitdem läuft es reibungsloser in der Nachbarschaft. Neben Mietwohnraum, den die Stadt für die neuen Asylbewerber händeringend sucht, waren so auch Dolmetscher ein weiteres wichtiges Anliegern der Verwaltungsmitarbeiter. „Wir suchen Menschen, die fremde Sprachen sprechen, vor allem arabische“, sagte Hedergott.

Die Stadt sucht Hausaufgabenhelfer, Dolmetscher und Begrüßer

Da konnten Ali Manouchehri und seine Frau Noushzad Farauhi helfen. Sie trugen sich sofort in eine der ausgegebenen Listen ein, und zwar in der, auf der nach solchen Fähigkeiten gefragt wurde. „Wir wollen helfen“, sagte Ali Manouchehri. Er und seine Frau sind selbst Flüchtlinge. Sie mussten ihre Heimat, den Iran, aufgrund der politischen Situation verlassen. Seit zwei Jahren leben die beiden in Schenefeld und sie möchten etwas zurückgeben, anderen Flüchtlingen beistehen. Übersetzen können sie vom Persischen ins Deutsche und sie können noch mehr: Brücken zwischen den Kulturen bauen.

Denn genau das wünschen sich viele Anwesende. Auch etwas zu lernen von denen, die hierher kommen. So erhofft sich Frank Böhrens Anregungen in sportlicher Hinsicht. Der Geschäftsführer von Blau-Weiß 96 bot an, die Flüchtlinge mit Patenschaften in den Verein zu integrieren. Zugleich wünscht er sich Anregungen für neue Sportarten und Sparten, wie beispielsweise Ringen. Die Listen, auf denen nach Hausaufgabenhelfern, Dolmetschern, Begrüßern und Teilnehmern einer Gesprächsrunde gesucht wurden, waren am Ende mit Namen gefüllt. Weitere Treffen sollen folgen. Schenefelds Bürgermeisterin sagte sichtlich berührt: „Ich bin überwältigt von der Welle der Hilfsbereitschaft.“

Weitere Helfer können sich ans Rathaus wenden unter Telefon 040/830370 oder per E-Mail an rathaus@stadt-schenefeld.de.