Torsten Noldt und Jannis Teknis vom Schachclub Elmshorn stellten sich an der Elsa-Brändström-Schule der Herausforderung Simultanschach

Dass ein Spieler mehrere Schachspiele auf einmal spielt, kennen viele Menschen nur aus Filmszenen, die oft im New Yorker Central Park spielen. Doch am Montag wurde diese Szene in der Aula der Elsa-Brändström-Schule (EBS) in Elmshorn Realität. Zwei Vertreter des Elmshorner Schachclubs wagten sich an genau diese Herausforderung. Zusammen spielten sie gegen 42 Schüler aus den Jahrgängen fünf bis 13; also jeder 21 Partien simultan.

Torsten Noldt, Vorsitzender des Schachclubs, und Jannis Teknis wollten mit dieser Aktion weniger ihr eigenes Können demonstrieren, sondern für ihren Sport werben. So gehe es, sagt Teknis vor der Partie, gar nicht ums Gewinnen. Aber trotzdem sind die Ambitionen sowohl bei den Schülern als auch bei den Herausforderern groß. Noldt und Teknis, zusammen mit 53 Jahren Schacherfahrung, sind für alle Beteiligten ganz klare Favoriten und wollen dem gerecht werden. Die 42 „Underdogs“, die Außenseiter, allerdings wollen einen Überraschungserfolg.

Die Aktion war bereits vor Beginn ein Erfolg, denn ursprünglich wollten sich wesentlich mehr Mädchen und Jungs aus allen Jahrgängen Seite an Seite mit ihren Mitschülern gegen die Herausforderer stellen, so Lars Thode, Lehrer der Schach-AG an der EBS. Er hofft, dass sich seine Schüler gut verkaufen und spekuliert auf den Zeitvorteil seiner Schüler, die im Gegensatz zu Noldt und Teknis alle Zeit der Welt für ihre Züge haben. Die beiden Vereinsspieler haben pro Brett insgesamt nur sieben Minuten Zeit.

Eine Uhr am Schachbrettrand zählt mit. Thode wittert eine Chance. „Wir wollen es ihnen schwer machen, sich an die Zeitvorgabe zu halten.“

Schwer werde es erst nach etwa zehn Zügen, erklärt Noldt. „Spätestens dann haben wir kein Spiel mehr, das einem anderen ähnelt.“ Aber als erfahrener Schachspieler – er spielt für Elmshorn in der Landesliga – orientiert er sich innerhalb eines Augenblicks auf dem Brett, ehe er seinen nächsten Zug macht. Teknis, der Verbandsligist, vergleicht das simultane Spiel mit dem Autofahren. Ein Fahranfänger schaue sich öfter um als ein erfahrener Fahrer. Noldt fügt noch hinzu: „Es ist wichtig, sein Spiel nicht zu kompliziert zu halten.“

Vor Beginn erklärt Noldt den Schülern die zwei wichtigsten Regeln beim Simultanschach: Die Schüler sollen erst ihren nächsten Zug machen, wenn er oder Teknis nach einer Runde wieder an ihrem Tisch sind. Außerdem dürfen sie nicht vergessen, nach dem Zug auf die Schachuhr zu drücken.

Wie vorher von den beiden ausgemacht, spielt Teknis alle seine Partien als weiß, Noldt spielt ausschließlich schwarz. Die ersten Runden gehen erwartungsgemäß schnell. Allerdings läuft die Uhr ausschließlich gegen die Herausforderer. Die Schüler haben für ihre Züge alle Zeit der Welt.

Die Schüler diskutieren die nächsten Züge mit ihren Nachbarn

Die Mädchen und Jungen der EBS begreifen sich als Team und beraten sich gegenseitig. Kaum haben Noldt oder Teknis einen Zug gemacht und sich an den Nebentisch gewandt, werden die Optionen mit dem anderen Sitznachbarn analysiert und abgewogen. Es scheint ein gemeinsamer Kampf von 42 Davids gegen zwei Goliaths zu sein. Selbst Noldt und Teknis geben ihren Gegnern kleine Hinweise. Sätze wie „Pass auf deinen Springer auf“ fallen des öfteren.

Dennoch scheinen die zwei klar überlegen, aber niemand gibt die Hoffnung auf eine Überraschung auf. Und tatsächlich: Nach etwa 40 Minuten entscheidet sich bei Teknis das erste Spiel, und die EBS geht mit 1:0 in Führung. Der glückliche Schüler darf sich als erster einen der Preise aussuchen, die auf einem Tisch in der Mitte der Schachspieler liegen. Jeder Teilnehmer kriegt einen ab. Thode ist bereits zu diesem Zeitpunkt stolz auf seine Schüler, die erste Entscheidung kam später als erwartet. Doch nur wenige Augenblicke entscheidet Noldt die zweite Partie für sich. Ausgleich. Nun drehen die beiden nach und nach auf. Eine Stunde später steht es 6:1 für den Schachclub.

Nach etwa zwei Stunden und 15 Minuten ist die letzte Partie vorbei. Noldt und Teknis gewinnen am Ende 29:13. Noldt äußert sich überrascht über die Spielstärke und Disziplin der Schüler. Es sei für die Schule ein erstaunlich gutes Ergebnis. „Da hat der Lehrer einen tollen Job gemacht“, sagt er. Ein Simultanspiel wolle er auf jeden Fall nochmal machen, vielleicht auch an anderen Elmshorner Schulen. Die EBS und ihre Schüler sind ebenfalls sehr an einer Revanche interessiert.