Barmstedt diskutiert über Beteiligung von 21.500 Euro im Jahr, etwa 20 Euro pro erwachsenes Mitglied. Mehrheit im Rat ist möglich

Barmstedt. Die erste Runde ging an die Sportvereine. Der Barmstedter Sportausschuss sprach sich am Montagabend gegen die Einführung einer Hallennutzungsgebühr für Erwachsene aus, die die Vereine jährlich mit 21.500Euro belasten sollte. Doch noch ist das heikle Thema für die Vereine nicht ausgestanden, die mit 70 Vertretern die Sitzung verfolgten. Es besteht die Möglichkeit, dass Barmstedt als erste Kommune im Kreis eine solche Beteiligung der Vereine einführt. Zwar sind FWB und BALL dagegen, aber CDU und Grüne votierten dafür. Bei der SPD stimmte eine Vertreterin dafür, ihr Parteikollege dagegen. In der Stadtvertretung hätten CDU, Grüne und SPD eine Drei-Stimmen-Mehrheit.

Der Hauptausschuss hatte die Verwaltung beauftragt, eine solche Gebühr zu prüfen. Das Gemeindeprüfungsamt habe sie der klammen Kommune empfohlen und für zumutbar erklärt, dass erwachsene Vereinsmitglieder sich bis zu einem Drittel an den Betriebskosten der Hallen beteiligten, sagte Fachbereichsleiter Hinnerk Goos. 20.000Euro an Fehlbedarfszuweisung seien der Stadt gekürzt worden, weil sie die Gebühr bislang nicht eingeführt hätte.

Daher errechnete Goos die Gesamtkosten für die sechs Sporthallen. Von den 340.000 Euro, die für Strom, Wasser und Heizung im Jahr ausgegeben werden, schrieb er dem Vereinssport knapp zwei Drittel zu, weil dieser die Hallen überwiegend nutze. Von diesen 190.000 Euro schlug er mit 72.000 Euro ein gutes Drittel den Erwachsenen zu. Davon wiederum sollten 30 Prozent, genau 21.591,08 Euro, den Vereinen, vornehmlich dem BMTV und dem SSV Rantzau, als Gebühr auferlegt werden. Umgerechnet auf deren etwa 1000 erwachsene Mitglieder wären das jährlich etwa 20Euro je volljähriges Mitglied.

Dass die Verwaltung dies alles untersuchte, ohne mit den Vereinen zu sprechen, wurde von allen Fraktionen scharf kritisiert. „Mir ist die Vorlage viel zu kaufmännisch“, kritisierte FWB-Fraktionschef Michael Schönfelder. „Die Sporthallen sind für die Schulen gebaut worden.“ Die Vereine könnten sie außerhalb der Schulzeiten nutzen, dürften aber nicht an den Kosten beteiligt werden. „Sie leisten großartige ehrenamtliche Arbeit im Sozialgefüge unserer Stadt.“ Ähnlich äußerte sich Herbert Flick, BALL: „Die Sportvereine tragen nicht nur zur körperlichen Fitness bei. Sie leisten hervorragende Arbeit bei der gesellschaftlichen Integration aller Menschen in unserer Gemeinschaft.“ Ohne die Vereine könnten viele Stadtfeste nicht mehr stattfinden und Flüchtlinge nicht so gut integriert werden, sagte Patrick Laas, SPD.

Dem hielt Ernst-Reimer Saß, CDU, entgegen, dass das strukturelle Haushaltsdefizit 4,6 Millionen ausmache und 2018 wohl 7,5 Millionen Euro erreichen werde. Somit könnte das „Horror-Szenario“ drohen, dass Barmstedt nicht mehr allein über seinen Haushalt verfügen könnte und von Kreis und Land fremdbestimmt würde, warnte Bürgermeisterin Heike Döpke. „Aber mit 20.000 Euro können wir den Haushalt nicht sanieren“, sagte Schönfelder.

BMTV-Vorstandsmitglied Joachim Baasch führte schriftlich auf acht Seiten und mündlich aus, wie wertvoll die Vereinsarbeit sei, die bundesweit 4,3 Milliarden Euro Wertschöpfung erziele. „Die Kinder und Jugendlichen lernen im Sportverein, sich an Regeln zu halten, mit Sieg und Niederlage umzugehen, Konflikte gewaltfrei auszutragen.“

Karsten Tiedemann, Geschäftsführer des Kreissportverbands, zeigt kein Verständnis für diese Diskussion. Das Land schlage den armen Kommunen einen Katalog von 110 Maßnahmen vor, wie sie Geld sparen oder neue Einnahmen erzielen könnten, von der Pferdesteuer bis zu Parkgebühren. „Da finde ich es völlig fantasielos, dies immer auf dem Rücken der Vereine auszutragen.“