Fit ins neue Jahr: Die Angebote der drei größten Vereine im Kreis Pinneberg reichen vom Pampers-Tanzen bis zum Reha-Training

Es ist nie zu spät, mit dem Sport zu beginnen, egal wie alt, unsportlich oder auch gesundheitlich eingeschränkt jemand ist. Den Beweis tritt Felix Kuck jeden Tag aufs Neue an. Der Sport- und Gymnastiklehrer leitet beim Reha-Sport des TuS Holstein Quickborn Menschen an, die durch Diabetes, Parkinson, Rücken- und Hüftprobleme oder Lungenerkrankungen eingeschränkt sind.

„Schon mit leichten Übungen lassen sich Erfolge erzielen“, sagt der Trainer. So könnten etwa Patienten mit Asthma bronchiale oder mit COPD (chronisch obstruktive Bronchitis mit oder ohne Lungenemphysem), bei der sogar Erstickungsgefahr droht, mit einer speziellen Sport- und Bewegungstherapie deutlich an Lebensqualität gewinnen. „Viele unserer Teilnehmer im Lungensport kommen seit zwei Jahren einmal die Woche und konnten ihr Lungenvolumen deutlich steigern.“ Der Erfolg ist messbar. Mit einem sogenannten Peak Flow wird das Lungenvolumen in jeder Sportstunde überprüft.

Der Verein mit circa 2000 Mitgliedern hat den Bereich Rehasport in den vergangenen zwei Jahren deutlich ausgebaut. Seit April 2012 befindet sich im benachbarten Ärztehaus am Ziegenweg das Reha-Zentrum des TuS Holstein. In der Venengymnastik werden die Muskelpumpen der Venen trainiert. Das beugt Blutgerinnseln vor und hilft, geschwollene Beine zu entstauen. „Wir bieten auch Sport in der Krebsnachsorge an“, sagt Kuck. Mit sanften Bewegungen wird die Leistungsfähigkeit langsam wieder aufgebaut. „Wichtig ist der Rückhalt in der Gruppe. Die Teilnehmer geben sich gegenseitig Kraft.“ Mit gezielten Übungen lassen sich auch Symptome neurologischer Erkrankungen wie Parkinson oder Multiple Sklerose vermindern. „Wir schulen das Gleichgewicht, die Feinmotorik, den Gang und kräftigen die Rumpfmuskulatur“, sagt der Übungsleiter. In der orthopädischen Gruppe werden Arthrose, Osteoporose, Hüft- und Knieprobleme oder Bandscheibenvorfälle mit gelenkschonendem Training bekämpft.

Viele Menschen, die zu Kuck kommen, haben bislang nie oder nur sehr wenig Sport getrieben. „Sie zu motivieren, kann schon eine Herausforderung sein“, sagt er. Doch neben Fachkompetenz – Kuck hat Zusatzausbildungen im Bereich Orthopädie, Onkologie und innerer Medizin absolviert – bringt er das nötige Einfühlungsvermögen mit.

So seien im Diabetes-Sport durchaus Menschen, die gern üppig essen und bislang nicht auf einen entsprechenden Energieausgleich geachtet hätten. „Während der Sporteinheit messen wir dreimal den Blutzuckerspiegel“, sagt Kuck. Der Insulinbedarf ist unter sportlicher Belastung vermindert, da der Blutzuckerspiegel sinkt. Durch das Messen lernen die Teilnehmer ihren Stoffwechsel besser kennen. Und sie können ihr Gewicht reduzieren.

Wer sportlich, fit und gesund ist, legt vermutlich mehr Wert auf ein ambitioniertes Sportprogramm. Beim VfL Pinneberg (Verein für Leibesübungen) können Aktive sich im wahrsten Sinne des Wortes reinhängen. Seit einem Jahr bietet der mit mehr als 5000 Mitgliedern größte Sportverein im Kreis ein sogenanntes Schlingentraining an. Der Verein konnte vor einem Jahr den Functional Playground, den Mercedes unter den Sportgeräten, mit Zuschüssen vom Landessportverband für 350.000 Euro anschaffen. „Wir sprechen damit besonders Vereinsmitglieder an, die zum Beispiel Hockey, Fußball oder Handball spielen, aber auch Leichtathleten oder Läufer“, sagt Heidi Hammerschmitt-Klatt, Leiterin des Fitnessbereichs. „Durch das spezielle Training werden die Sportler weniger verletzungsanfällig.“

Mit dem Functional Movement Screening, kurz FMS, einem standardisierten Testverfahren aus den USA, sollen Schwächen rechtzeitig erkannt und Trainingsempfehlungen darauf abgestimmt werden. „Auch hierzulande setzen immer mehr Ärzte, Orthopäden, Physiotherapeuten und Trainer diese Methode ein“, sagt Hammerschmitt-Klatt. Der Vorteil: ein Beurteilungssystem, das fachübergreifend genutzt wird.

Am Functional Playground kann einzeln oder in Gruppen mehrdimensional trainiert werden. Der Körper muss sich insgesamt stabilisieren, sodass alle Muskelgruppen angesprochen werden. „Messbare Erfolge stellen sich nach drei bis vier Monaten ein, bei einem Training von zweimal 30 Minuten pro Woche“, sagt die Kummerfelderin.

Damit die Muskeln auch ihre volle Leistung entfalten können, braucht es ein geschmeidiges Bindegewebe. Die Faszien – das menschliche kollagene Bindegewebsnetzwerk – geben dem ganzen Körper Form und Elastizität und rücken zunehmend ins Rampenlicht medizinischer Forschung. Deren Erkenntnisse revolutionieren auch den Sport. „Unsere Trainer haben spezielle Schulungen erhalten und bauen ein Bindegewebe-Workout in ihre Kurse ein“, sagt Hammerschmitt-Klatt. Mit den speziellen Dehnungsübungen wird das Fasernetz entfilzt und der Körper wieder elastisch.

Für blutige Anfänger ist der Functional Playground zwar nicht geeignet, doch wer früher regelmäßig Sport getrieben hat, kommt schnell wieder rein. „Wir haben ein sportliches Gedächtnis“, sagt Hammerschmitt-Klatt. „Alles was irgendwann schon mal in uns angelegt wurde, kann schnell reaktiviert werden.“ Umso wichtiger sei es, schon bei Kindern die Basis zu legen.

Aus diesem Grund bietet auch der Elmshorner MTV ein breites Kinder- und Jugendsportprogramm an. Allein im vereinseigenen Fitnessstudio Vie Vitale können Kids sich in 15 der insgesamt 85 Kursangebote austesten und austoben. „Spiel, Spaß und Bewegung bieten wir ab dem Krabbelalter an“, sagt Katharina Jürgens, die seit fünf Jahren im Studio arbeitet und unter anderem Gruppen für Kinder mit Handicap gegründet hat.

Beim Trommeln schulen die Kinder Ausdauer und Rhythmusgefühl

Während die Kleinen grundsätzlich bewegungsfreudig seien und schon vor dem Kursus wild durch den Saal flitzen, werde es mit zunehmendem Alter schwieriger, Kinder zur Bewegung zu animieren. „Bei vielen bewegen sich dann nur noch die Daumen – beim Computerspiel“, sagt sie. Orthopädische Probleme nehmen zu. Um die Kinder zu erreichen, schaffen die Trainer immer wieder neue Anreize, zum Beispiel mit Trendsportarten.

Ganz neu im Programm für Kids: Fit4Drums. Das Work-out findet auf patentierten Trommeln statt. Das Musikinstrument ist zugleich Sportgerät. Geschult werden Rhythmus und Koordination. Aber die jungen Teilnehmer kommen auch ganz schön ins Schwitzen. „Das Schöne ist, es kann jeder mitmachen, auch Rollstuhlfahrer“, sagt Jürgens. Die Heranwachsenden bewegen sich, entwickeln Rhythmusgefühl, lernen ihren eigenen Körper kennen, erlangen Selbstbewusstsein und soziale Fähigkeiten, schulen ihre Konzentration und erleben Freude an Musik.

Auch außerhalb des Vie Vitale wird dem sportlichen Nachwuchs einiges geboten. Die Sportjugend des EMTV als Interessenvertretung für alle Kinder und Jugendlichen, die im Verein Sport treiben, arbeitet mit dem Vorstand und der Geschäftsführung eng zusammen und organisiert Aktionen und Events für den Nachwuchs. Sie arbeitet an neuen Projekten und Aktionen wie zum Beispiel der Kinderweihnachtsfeier, Fasching und dem Sommerferienprogramm, um die Jugendarbeit im Verein zu stärken.