Bürgerinitiative hat sich 13 Jahre für arme Kinder in Pinneberg eingesetzt. Jetzt hören die Ehrenamtlichen aus Altersgründen auf

Pinneberg. 13 Jahre haben sie Pinneberger Kindern in Not schnell und unbürokratisch geholfen. Die Pinosaurier, einst von einer Gruppe hilfsbereiter Rentner im Pino-Café – daher der Name – gegründet, waren stets zur Stelle, wenn sozial benachteiligten Kindern in der Stadt Entwicklungsbarrieren drohten. Insgesamt haben sie Spenden in der Höhe von 126.500Euro verteilt.

Jetzt stellt die Gruppe, die stets eine Bürgerinitiative blieb, ihre Arbeit ein. Aus Altersgründen, wie der Pinosaurier Niels Jonas erklärt. „13 Jahre haben deutliche personelle Spuren hinterlassen“, sagt der 72-Jährige. „Einige unserer Mitglieder sind gestorben, viele andere sind in einem Alter, das für sie keine aktive Mitarbeit mehr zulässt.“

27 Ehrenamtliche engagierten sich über die Jahre in der Initiative. „Wir haben von einer sehr glücklichen Verbindung aus Begabung und Vernetzung gelebt“, sagt Jonas. Jede Woche trafen sie sich, um über die Verwendung der gesammelten Spenden zu entscheiden. Dabei habe es nie länger als eine Woche gedauert, bis das Geld tatsächlich sein Ziel erreicht habe, sagt Jonas. Und es sei nicht direkt den Betroffenen überreicht worden, damit diese anonym blieben. „Das haben wir immer ohne großes Trara gemacht.“

Die Spenden gingen zu hundert Prozent an die unterstützten Institutionen. Kosten, die zum Beispiel ab und zu für Briefe anfielen, wurden aus der Portokasse der Gruppe beglichen. In die – ein Dinosaurier-Sparschwein – zahlten die Rentner selbst regelmäßig einen kleinen Betrag ein.

Die neun verbliebenen Pinosaurier beschlossen am Donnerstag gemeinsam die Auflösung. Zuvor hatten sie noch ein paar letzte Hilfeleistungen auf dem Weg gebracht, so erhielt das Pino-Café, dem sie all die Jahre verbunden blieben, eine Spende von 1000 Euro. Derselbe Betrag ging an die Jugendmusikschule, die Krippe der Awo-Kita „Pfiffikus“ erhielt 500 Euro und der SC Pinneberg 300 Euro für die sportliche Förderung mehrerer armer Kinder. 17 Prozent der Kinder in der Stadt lebten in bedürftigen Familien, zitiert Jonas aus einer Bertelsmann-Studie.

Niels Jonas ruft die Pinneberger auf, weiterhin arme Kinder zu unterstützen

Diese Kinderarmut zu verringern, das war das Ziel der Pinosaurier. Sie halfen zum Beispiel, wenn Kinder aus finanziellen Gründen nicht an der Essensausgabe in Kitas oder Schulen teilnehmen konnten. Ebenso bauten sie Barrieren ab bei der musischen Früherziehung in der Musikschule, der Schularbeitenhilfe, bei Kita-Ausflügen, Ferienfreizeiten sowie therapeutischen und psychomotorischen Maßnahmen. Und sie setzten sich in zahlreichen Gesprächen mit Kommunalpolitikern, Abgeordneten von Landtag und Bundestag sowie Vertretern von Wirtschaft, Gewerkschaften und der Kirche dafür ein, dass die Notlage von armen Kindern im öffentlichen Bewusstsein wahrgenommen wird.

Niels Jonas appelliert an die Pinneberger, weiterhin so engagiert zu helfen wie bisher. „Die Kinderarmut wird künftig nicht weniger werden, man denke nur an all die Flüchtlingskinder.“ Es gebe mittlerweile zahlreiche Initiativen und Vereine in der Stadt, die Kindern in Not helfen. Als Beispiele nennt er den Verein Pinneberger Kinder, den Lions Club und den alljährlichen Spendenmarsch des Kreispräsidenten Burkhard E. Tiemann.

Allerdings wäre es aus seiner Sicht wünschenswert, wenn die Koordination der Hilfen verbessert würde, sagt Jonas. Dies könnte zum Beispiel durch einen Runden Tisch gelingen, zu dem die Stadt Pinneberg alle Helfer und Interessierte aus Vereinen und Initiativen einlade. Diese Idee habe er auch schon im Rathaus angesprochen. „Ich hatte den Eindruck, dass das auf fruchtbaren Boden gefallen ist.“

Niels Jonas schließt nicht aus, dass sich der eine oder andere aus der nun aufgelösten Gruppe weiter engagieren wird. Doch die Zeit der Pinosaurier ist endgültig vorbei. „Man sollte die Konsequenz ziehen, solange man noch kann“, sagt Niels Jonas. „Aber wir sind selbst sehr, sehr traurig.“