25 Menschen aus Kultur, Politik, Wirtschaft, Religion, Sport und Gesellschaft beziehen stellvertretend für zahlreiche andere im Kreis Pinneberg Stellung gegen Fremdenhass und Ausgrenzung. Bewegungen wie Pegida, die gegen eine vermeintliche Islamisierung Europas mobil machen, erteilen sie eine klare Absage

Maler Edwin Zaft, Quickborn: „Viele aus der Generation meiner Eltern waren Flüchtlinge und haben hier Frieden und Zukunft gefunden. Wie können deren Kinder und Enkel die Werte des christlichen Abendlandes reklamieren und so wenig Mitgefühl zeigen? Der Ruf ‚Wir sind das Volk’ ist eine Unverschämtheit!“

Winfried Richter, Leiter der Musikschule in Pinneberg: „Musikgeschichte belegt, wie fruchtbar eine Aneignung von Elementen fremder Kulturen auf ihre Entwicklung wirkt. Musik bereichert uns ja vor allem dann, wenn wir sie als universale Sprache nutzen, die allen Menschen offensteht.“

Angela Bartels, Vorsitzende der Regio-Klinik-Geschäftsführer: „Die Regio Klinik ist vielfältig. Bei uns arbeiten Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben und Religionen aus mehr als 20 Nationen für die Versorgung unserer Patienten. Wir stehen ein für Weltoffenheit und Toleranz.“

Frank Schoppa, Landeschef Bund deutscher Baumschulen: „Nur durch qualifizierte Zuwanderung können wir unseren Wohlstand künftig erhalten. Wir können unsere Hilfe in der Not nicht von der Qualifikation eines Menschen abhängig machen, aber viel dafür tun, Qualifizierung und Integration zu erleichtern.“

Jürgen Sohn, Vorsitzender TuS Holstein Quickborn: „Es wundert nicht, dass Pegida ihren Ursprung in Ostdeutschland hat. Am stärksten fremdenfeindlich sind nicht diejenigen, die mit Ausländern zusammenleben, sondern die kaum oder keinen Kontakt zu ihnen haben. Diese Intoleranz ist völlig inakzeptabel.“

Hüseyin Inak, Diakonieverein Migration, Pinneberg: „Was dort sichtbar wird, ist sehr traurig für Deutschland. Da fehlt ein Maß an Intelligenz. Wer auf der Straße Fremdheit erfährt, ist sich selber fremd. Der ist dann nicht richtig bei sich und kann gesteuert werden. Als Gesamtbild schäme ich mich für Deutschland.“

Bärbel Böhnke, Leiterin Industriemuseum Elmshorn: „Ich bin entschieden gegen Ausgrenzung und Rassismus und lehne Pegida ab. Deren Popularität in Dresden und Umgebung schockiert. Schade, dass es immer wieder Menschen gibt, die nicht die bereichernden Vorteile der kulturellen Vielfalt sehen, in der wir leben.“

Hanfried Kimstädt, Vorsitzender Tornescher Allerlei: „Ich habe mir Interviews von Pegida-Teilnehmern im Internet angeschaut und frage mich, was treibt diese Leute um? Wenn sie mit ihrem Schicksal unzufrieden sind, sollen sie sich an die Politik wenden, aber nicht ihr Mütchen an den Schwächsten kühlen.“

Georg Plate, Vorstandsvorsitzender Nordakademie: „Ob bei Pegida, den Morden in Paris oder bei vielem, was wir täglich hören – immer wieder kommen mir Einsteins Worte in den Sinn: Von zwei Dingen wissen wir, das sie unendlich sind: das Weltall und die menschliche Dummheit. Beim Weltall sind wir nicht ganz so sicher.“

Ina Duggen-Below, Leiterin Pinneberger Museum: „Die vorgeschobene Angst vor Islamisierung ist bei einem Anteil von circa fünf Prozent Muslime in Deutschland absurd. Ich lebe in einem bunten Multikulti-Stadtteil in Hamburg und erfahre Einflüsse unterschiedlicher Ethnien im täglichen Leben als sehr bereichernd.“

Christian Rohde, Diakonie Qickborn: „Man sollte Pegida mit Gelassenheit und Distanz begegnen. Ihre Ziele sind populistisch, abstrus begründet und widersprechen den zivilisatorischen Errungenschaften, die Europa prägen. Ich sympathisiere mit Tegida: Tolerante Europäer gegen die Idiotisierung des Abendlandes.“

Propst Thomas Drope, Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein: „Bei Pegida laufen Leute rechtsextremen Rattenfängern hinterher. Sie haben Angst um ihren sozialen Status und richten ihre Wut auf alle, die ihnen fremd sind. Das ist im Denken unreflektiert und in der Haltung unchristlich.“

Enrico Kieselbach, Manager von Fußball-Landesligist TBS Pinneberg: „Ich habe Angst vor einem Rechtsruck in der Gesellschaft. Schuld an Pegida hat die Politik. Ich wünschte mir ein strengeres Gesetz wie in Kanada, das die Zuwanderung klarer regelt. Für Kriegsflüchtlinge muss bei uns aber immer Platz sein.“

Propst Thomas Bergemann, Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf: „Leider hat es bisher kaum Debatten über den Islam als menschenfreundliche Religion gegeben. In Elmshorn versuchen wir schon lange, Unsicherheiten mit gemeinsamen Aktionen unserer Diakonie mit der Türkisch-Islamischen Gemeinde zu überwinden.“

Joachim Rose, Koordinierungsstelle Integration, Wedel: „Die vielen, vielen Hilfsangebote aus der Wedeler Bevölkerung stimmen mich sehr zuversichtlich, dass sich Freundlichkeit, Bildung und Menschenliebe letzten Endes gegen Deutschtümelei, Fremdenfeindlichkeit und Verblendung durchsetzen werden.“

Julian Mohr, Sänger bei Kill All The Sexy People, Pinneberg: „Die Kommunen sollten Info-Abende veranstalten, bei denen den Bürgern die Zustände der Heimatländer der Flüchtlinge dargestellt werden. Dann hätte Fremdenfeindlichkeit vielleicht schnell ihre Grenzen erreicht. Ich bin lieber Menschenfreund als Patriot.“

Jörg Wilcke, Streetworker: „Im Schenefelder JUKS begleiten wir viele Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund. Hier ist gelebte Integration und der Dialog, auch über Weltanschauungen und Glaubensrichtungen, selbstverständlich. Menschen, die auf der Flucht sind, brauchen Mitgefühl, keine Hetze.“

Burkhard E. Tiemann, Kreispräsident: „Menschen Schutz und Gastfreundschaft zu gewähren, die von Krieg und Terror getrieben ihre Heimat verlassen, ist Teil christlichen Selbstverständnisses. Als selbst auf der Flucht Geborener wünschte ich mir, dass das Wort Willkommenskultur zum Wort des Jahres würde.“

Wolfgang Heins, Kreisjägermeister, Barmstedt: „Mehr miteinander reden, sich informieren und dann erst eine Meinung bilden – das würde ich mir wünschen. Wir alle sollten uns weltoffen zeigen und den Mitmenschen freundlich begegnen. Wirtschaftlich gesehen brauchen wir jede neue Fachkraft.“

Oliver Stolz, Landrat: „Besser wäre es, sich für eine schnelle und gute Integration ehrenamtlich einzusetzen. Das baut Ängste ab und Freundschaft auf. So wird die deutsche Wirtschaft – und damit wir alle – von einer verstärkten Zuwanderung profitieren. Wir brauchen diese Menschen!“

Wolfgang Seibert, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Pinneberg: „Es handelt sich um eine Organisation, die mit dumpfen Ängsten eines Teils der Bevölkerung spielt. Neonazis bestimmen das Bild. Es besteht nicht die geringste Gefahr einer Islamisierung Europas. Feindbilder, wie hier die Muslime, sind künstlich aufgebaut.“

Elke Tramm, Wirtschaftsförderin, Halstenbek: „Ich bin grundsätzlich gegen alle Hass- und Fremdenfeindlichkeit schürenden Bewegungen. Helfen wir lieber den Hilfe suchenden Menschen aus den Krisenländern. Sie stören nicht unseren Wohlstand, sondern bereichern unsere Gesellschaft und Wirtschaft.“

Andreas Roman, Wehrführer Halstenbek: „Bei der Freiwilligen Feuerwehr arbeiten Menschen verschiedenster Herkunft ohne Probleme Hand in Hand zusammen. Auch in der Jugendwehr funktioniert das Miteinander. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, darf aber nicht in Hetze gegen Minderheiten enden.“

Inga Pleines, Leiterin der VHS Tornesch-Uetersen: „Im Tornescher Sprachcafé gibt es gelungene Beispiele von Integration, die den Pegida-Ansichten widersprechen. Die Migranten wollen unsere Sprache und Regeln kennenlernen. Dafür werden sie hier von engagierten und vorurteilsfreien Einheimischen unterstützt.“

Elke-Maria Lutz, Vorsitzende des Kinderschutzbunds Elmshorn und ehemalige Jugendrichterin: „Pegida ist nicht das Volk. Die Bewegung beginnt unsere Gesellschaft zu spalten. Sie wird nach außen von Anhängern rechtsradikaler Gruppen dominiert, was auch deutlich wird im Vokabular (‚Heimatfront‘, ‚Volksverräter‘).“