Barmstedt feiert 875. Geburtstag mit vielen Veranstaltungen von wöchentlicher Live-Musik auf dem Marktplatz bis zum Squaredance-Festival

Barmstedt. Das Jahr 2015 steht in Barmstedt im Zeichen des Stadtjubiläums. 875 Jahre ist es jetzt her, dass die mit 10.000 Einwohnern kleinste Stadt des Kreises Pinneberg vom Hamburger Erzbischof Adalbert erstmals urkundlich erwähnt worden ist. Und so feiert die Stadt, die jahrhundertelang die Hochburg im Norden für das Schusterhandwerk war, vom 13. Juni bis 11. Juli mit zahlreichen Veranstaltungen und Live-Musik an jedem Wochenende auf dem Marktplatz ihre Gründung aus dem Jahr 1140. Dafür hat der Kulturausschuss 37.000 Euro bewilligt.

Der Stadtlauf am 14. Juni läutet die Feierlichkeiten ein, die ihren Höhepunkt mit dem alljährlichen Kinderfest und seinem großem Umzug durch die Stadt am 11. Juli finden, der ein buntes Bild an historischen Kostümen präsentieren wird. Der offizielle Festakt zum Stadtjubiläum, zu dem die Amtsträger von Land, Kreis und Umland eingeladen sind, wird am Freitag, 10. Juli, begangen. Die Gästeliste und der genaue Programmablauf werden zurzeit noch erarbeitet. So ist geplant, die Gartenbesitzer dazu aufzurufen, ihre Gärten an einem Wochenende für die Bevölkerung zu öffnen. Fernsehgärtner John Langley wird dazu erwartet. Eine Festbroschüre und ein Flyer sollen noch erstellt werden. Aber eine richtige Festschrift wie zur 850-Jahr-Feier im Jahr 1990 wird es nicht geben.

Dafür sind alle Bürger aufgerufen, sich am Wettbewerb „Ein Song für Barmstedt“ zu beteiligen. Musiker, Bands und alle musikbegeisterten Barmstedter sollen ein Lied komponieren, das sich thematisch mit der Schusterstadt auseinandersetzt. Erlaubt seien alle Stilrichtungen von Schlager bis Hip Hop, von Pop bis Rock, von Folk bis Jazz, wirbt Stadtsprecher Michael Lantau. Einsendeschluss für die Beiträge, die digital auf CD gebrannt oder auf einem USB-Stick gespeichert eingereicht werden sollten, ist der 30. April. Eine Fachjury wird im Mai eine Vorauswahl treffen und sie bewerten. Auch die Bevölkerung kann über die besten Songs mitentscheiden, die über das Videoportal YouTube hochgeladen werden. Im Juli wird dann das Preisgeld in Höhe von 875 Euro auf die drei besten Barmstedt-Songs verteilt, wobei der erste Preis mit 500 Euro dotiert ist.

Ein richtiges Tanzfestival wird es im Jubiläumsjahr auch wieder in Barmstedt geben. Gut 1000 Squaredance-Freunde aus aller Welt hat Steffen Mauring eingeladen, um vom 22. bis 26. Juli in den Sporthallen diesem amerikanische Volkstanz zu frönen, der bis zu 1000 verschiedene und unterschiedlich schwierige Figuren darbietet, die 13 sogenannte Caller aus USA, Europa und Japan aus den Tänzern herauskitzeln wollen.

Programmatischer Höhepunkt dieses bundesweit einmaligen Squaredance-Festivals, das der Rellinger Mauring seit 1993 zum zwölften Mal in Barmstedt veranstaltet, ist der Auftritt der Quadrattänzer mit dem tanzfreudigem Publikum am Abschluss-Sonntag um 9.45 Uhr auf dem Marktplatz. Ein weiteres kulturelles Highlight wird der Kreiskulturtag sein, der am ersten September-Wochenende in Barmstedt stattfindet. Kunst und Kultur aus dem Nachbarland Holland werden die diesjährigen Themen-Wochen bestimmen, die vom 20. Juni bis 16. September zu verschiedenen Ausstellungen und Vorträgen auf der Schlossinsel und im Rathaus einladen werden.

Gebaut wird auch im neuen Jahr. So werden die Anwohner des Ahornringes nach zehn Jahren eine asphaltierte Straße vor ihren Häusern bekommen. Der Eingangsbereich und der Schulhof der ehemaligen Knabenschule, heutige Grund- und Gemeinschaftsschule, wird für rund eine Million Euro komplett umgestaltet. Auch die Sportanlagen im Außenbereich werden erneuert.

Ungewiss ist dagegen, ob die Sanierung der neuen Doppelsporthalle endlich beginnen kann, die nach ihrer Fertigstellung im August 2012 wegen Schimmel- und Keimbefall und Wasserschäden monatelang gesperrt werden musste. Das gerichtliche Beweissicherungsverfahren läuft noch, sagt Bürgermeisterin Döpke.

Mehrere Gutachten lägen vor, die das Gericht nun bewerten muss. „Wir haben natürlich großes Interesse daran, die Halle endlich sanieren zu können“, sagt Döpke. Aber das juristische Verfahren müsse erst abgewartet werden. Sie sei ja schon froh, dass die 5,5 Millionen Euro teure Sporthalle jedenfalls für den Schul- und Vereinssport genutzt werden kann.

Ein anderer Dauerbrenner wird dagegen aufgelöst werden. So muss die Stadt Barmstedt in diesem Jahr festlegen, wie sie die Fischtreppe an der Krückau als fischdurchlässige Sohlgleite bauen will. Ein Bürgerentscheid hatte vor zwei Jahren den abgestimmten Entwurf zu Fall gebracht. Jetzige Lösungsansätze sehen etwa Kosten in Höhe von einer halben Million Euro vor.

Zudem werden in diesem Jahr die Bahnübergänge Bornkamp und Reihergehölz, wo es 2013 zu einem tödlichen Unfall kam, mit Bahnschranken gesichert. Bis Mitte des Jahres soll an der Feldstraße 1 für eine halbe Million ein neues Gebäude mit sechs Zwei-Zimmer-Wohnungen entstehen, um dort Flüchtlinge unterzubringen. Dieses Projekt ist einstimmig beschlossen worden. Gleichwohl regte sich bei Anwohnern Widerstand, die um ihre Ruhe fürchteten. Ein Disput, der sich auch bei einem Treffen vor Ort mit Bürgermeisterin Döpke und dem Wohnungsverwalter Jürgen Stiebling kaum auflösen ließ, der die Nähe zum Wohnblock, die Informationspolitik und die fehlenden Parkplätze moniert. „Wir wollen, dass die Politiker unsere Bedenken und Sorgen ernst nehmen.“ Döpcke dagegen sagt: „Barmstedt will eine Willkommenskultur für Flüchtlinge schaffen.“