2015 müssen die Politiker die Stadt aus der Finanzmisere steuern. Mit der angestrebten Hafenfertigstellung soll eine weitere Großbaustelle in diesem Jahr verschwinden

Wedel. „Wir fahren durch raue See“, sagt Wedels Bürgermeister Niels Schmidt. „Allerdings befindet sich Wedel nicht in Seenot“, betont er mit Blick auf die derzeitige Finanzmisere seiner Stadt. Klar ist, dass die stürmischen Zeiten in dem sonst so sonnigen Wedel 2015 noch lange nicht vorbei sind. Im Gegenteil. Aufgrund der erneut eingebrochenen Gewerbesteuereinnahmen zeichnet sich ab, dass die Wedeler sich angesichts der auf dem Tisch liegenden Sparpläne in diesem Jahr warm anziehen können.

Um das Haushaltsloch, das inzwischen auf 28 Millionen Euro angewachsen ist, zu stopfen, sind einschneidende Schritte nötig. Hatten bereits die Kürzungen der vergangenen zwei Jahre für einigen Unmut besonders bei Eltern und Sportvereinen gesorgt, könnte es in diesem Jahr die Jugendeinrichtungen sowie die Musik- und Volkshochschule treffen.

Die sieben Kürzungsansätze, die die Christdemokraten während der letzten Ratssitzung in 2014 vorlegten, werden die Kommunalpolitiker in den kommenden Monaten beschäftigen. Unter anderem geht es um den Verkauf der Villa am Bahnhof, in dem verschiedene Vereine und Verbände sowie Jugendbands untergebracht sind. Außerdem gibt es Überlegungen, die Angebote von VHS und Musikschule zu verringern und diese aus dem Gebäude an der ABC-Straße auszuquartieren. Das soll dann für Wohnungsbau verkauft werden.

Während die Kommunalpolitiker zusammen mit den Verwaltungsmitarbeitern die Stadt aus der Finanzmisere steuern müssen, möchte auch ein anderer Wedeler sein Unternehmen in diesem Jahr gern in einen sicheren Hafen lenken. Ismail Dagbasilar ist Betreiber der Kult-Imbissbude „Isi’s Fischspezialitäten“. Er und seine Mitarbeiter sind relativ sturmerprobt, Fischbrötchen gehen hier bei fast jeder Wetterlage über die Theke.

Doch so langsam sehnt sich der Geschäftsmann, der seit nunmehr 21 Jahren Fischspezialitäten an der Elbe vertreibt, nach mehr Sicherheit. Denn für den Umbau des Stadthafens musste seine Bude vor knapp einem Jahr weichen. Über den Umsatz im Ausweichquartier direkt auf der Festwiese am Strandweg kann er nicht klagen. Die gute Lage hat sich bezahlt gemacht. Wo die Reise aber 2015 hingeht, ist noch völlig unklar.

„Wir freuen uns über den jetzigen Platz. Aber die Ungewissheit ist ein Problem. Es lässt sich so schwer planen“, sagt Dagbasilar, der trotzdem in neue Stühle und Schirme für die sonnigeren Tage in Wedel investiert hat. Ob die am Ende zum neuen Standort passen, wie es dort mit dem Hochwasserschutz steht, wird sich zeigen müssen.

Ob die Fischbude in Richtung Strandbad umzieht oder in dem Hafenkopfgebäude landet? Das ist laut Schmidt offen. Derzeit würde in der Verwaltung noch an einem Konzept gearbeitet, das den Politikern Anfang des Jahres vorgestellt wird.

Eines ist klar: Schmidt und Dagbasilar teilen nicht nur die Verbundenheit zu ihrer Heimatstadt und die Vorliebe für Fischbrötchen, sondern sie sehnen sich auch beide das Ende der umstrittenen Großbaustelle an Wedels Wasserkante herbei. Das ist für September 2015 geplant. Dann soll für derzeit geplante 19Millionen Euro aus dem alten Hafenbecken ein Schmuckstück und Besuchermagnet geworden sein. Fischbuden-Chef Dagbasilar, der jeden Tag die Fortschritte auf der Baustelle beobachtet, hat so seine Zweifel, ob der Zeitplan zu halten ist. „Wir gehen im Moment davon aus, dass der Hafen wie vorgesehen im September fertig wird“, sagt Schmidt.

Ein schöner neuer Hafen und ein Ende des Parkplatzchaos. Für letzteres soll in 2015 auch die beschlossene Einführung der Parkraumbewirtschaftung sorgen. Nachdem die Automaten an der Bahnhofstraße bereits täglich Tickets ausspucken, sollen in einem zweiten Schritt weitere sieben Automaten Fahrer zur Kasse bitten, die ihren Wagen an Wedels Elbseite abstellen wollen.

Losgehen könnte es bereits von April dieses Jahres an. 355 Stellplätze sollen so bewirtschaftet werden und geschätzte 110.000 Euro pro Jahr in die Stadtkasse spülen. Was den städtischen Haushalt entlastet, belastet wiederum Dagbasilar. Er fragt sich, wo er mit seinen Fahrzeugen stehen soll, mit denen er die Waren zur Bude bringt. „Das muss man sehen“, sagt Schmidt. „Es wird auf jeden Fall das Parken hier entspannen und wir schaffen so bessere Rahmenbedingungen für einen Ausflug an die Elbe.“

Spannend dürfte es 2015 in Wedel nicht nur in Sachen Finanzen und Hafen werden. Mit der Bürgerschaftswahl in Hamburg entscheidet sich wohl auch die Zukunft des Wedeler Kraftwerks, das Anwohner und Umweltschützer in der Vergangenheit kräftig beschäftigte. Ein neues Gaskraftwerk, die Revitalisierung des alten Meilers oder eine ganz andere Kraftquelle?

Was auch kommt, die Entwicklungen auf dem Kraftwerksareal am Tinsdaler Weg haben unmittelbare Auswirkungen auf das benachbarte Gewerbegrundstück, auf dem Wedel den Businesspark plant. Auch hier soll es 2015 vorangehen – zumindest mit der Sanierung und der Erschließung. Zudem steht eine Entscheidung über die Zukunft des Werkshafens und somit über die hier von einem Hamburger Unternehmen geplante Fährlinie nach Jork ins Alte Land an.

Auch einige Konflikte werden in diesem Jahr wohl ausgetragen. Unter anderem will Wedel gegen einen Bebauungsplan klagen, den die Hamburger aufgestellt haben und der sich auf Lärmgrenzen in der Region auswirkt.

Außerdem hat eine Initiative bereits angekündigt, dass sie ein Bürgerbegehren für den Erhalt eines Parks an der Rudolf-Breitscheid-Straße plant. Ein anderes Projekt, das einst für ein Bürgerbegehren sorgte, könnte doch noch friedlich enden. Laut Schmidt gibt es einen Interessenten, der das Gebäude der alten Stadtbücherei an der Bahnhofstraße kaufen und erhalten will.

Was sich der Bürgermeister für 2015 wünscht? „Das wir in ruhigeres Fahrwasser kommen“, sagt Schmidt. „Es wäre gut, ein Jahr einmal ohne dramatische Nachrichten in Ruhe zu arbeiten.“ Während Schmidt an die „Großfamilie“ denkt, bleibt Dagbasilar im privateren Umfeld. Er wünscht sich: „Gesundheit und Wohlergehen für meine Familie.“