Bürgermeisterin Andrea Hansen und Taps-Wirt Rüdiger Tarp sprechen über Uetersens Agenda 2015. Rosenstadt muss weiterhin kräftig sparen

Uetersen. Bürgermeisterin trifft studierten Stadtplaner. Andrea Hansen kam zum Abendblatt-Gespräch im Rahmen der Serie Agenda 2015 mit Rüdiger Tarp in dessen Gaststätte Taps zusammen. Tarp äußerte vor allem stadtplanerische Wünsche, für Hansen sind Finanzen, Wohnungsbau und die Unterbringung von Flüchtlingen die großen Uetersener Themen für das neue Jahr.

Aus rein stadtplanerischer Sicht sei ihm das Seniorenheim „Haus am Rosarium“ ein Dorn im Auge, sagt Tarp. „Es geht nicht um die Senioren, sondern um die stadtentwicklerische Eingliederung des Komplexes. Einerseits gartenstadtähnlich aufgelockert, andererseits mit feindseliger Straßenfront ist es ein städtebaulicher Rückschritt und fördert eine Verödung des Zentrumsbereichs.“ Uetersen brauche eine größere Weisungskraft gegenüber Investoren. „Es kann doch nicht sein, dass uns hier jemand solch ein Entwicklungshemmnis in die Innenstadt setzt“, so Tarp.

Der Taps-Wirt ist außerdem großer Verfechter des Kreisverkehrs, er würde sich diese Lösung vermehrt für Uetersen wünschen. Passenderweise sei die Stadt vom Land Schleswig-Holstein angehalten, alle Kreuzungen zu sammeln, für die ein Kreisverkehr möglich wäre, sagt Hansen. Allerdings dürfe der Bau von Kreisverkehren nicht zulasten der Straßensanierung in Uetersen gehen. 100.000 Euro seien dafür 2015 vorgesehen, insbesondere die Sanierung des Ahornweges stehe für das kommende Jahr auf der Agenda.

Tarp plädiert trotzdem für mehr Kreisverkehre im Uetersener Verkehrsnetz, nicht zuletzt bei ihm vor der Haustür. Dort, wo Pinnauallee, Bahnstraße, Großer Sand und die Straße An der Klosterkoppel zusammentreffen, „wäre ein Kreisel die sinnvollste Lösung“, so Tarp. „Das ist ein richtiger Engpass. Wenn die K22 gebaut wird, wird der Verkehr hier noch zunehmen.“

Das Projekt K22 wird im kommenden Jahr allerdings wieder nur langsam vorankommen. Der Kreistag hat im Doppelhaushalt 2015/2016 kein Geld für den Bau der Kreisstraße bereitgestellt. „Das Projekt hat leider keine Priorität, weder im Kreis noch auf Landesebene“, so Hansen. „Aber Uetersen und Tornesch brauchen die K22, deshalb werden wir uns weiter für das Projekt starkmachen.“ Außerdem wolle sich Uetersen für mehr Bahnhalte in Tornesch einsetzen. „Das ist auch wichtig für die Pendler in unserer Stadt“, so die Bürgermeisterin, die am 1. April in ihre zweite Amtszeit startet.

Großes Thema sind in Uetersen auch 2015 die Finanzen. „Wir werden weiter daran arbeiten müssen, aber die Stadt darf auch nicht kaputtgespart werden“, sagt Bürgermeisterin Andrea Hansen. Ab 2015 bekommt Uetersen über den kommunalen Finanzausgleich etwa 600.000 Euro zusätzlich pro Jahr von der Landesregierung.

„Das ist nur fair, schließlich ist Uetersen das Zentrum der Region und wichtiger Partner der Umlandgemeinden. Das muss sich auch finanziell zeigen“, so Hansen. Die Kredite seien günstig, deshalb müsse der Rosenstadt erlaubt werden, auch größere Investitionen zu tätigen, insbesondere in die Bildung. Dazu gehöre auch, dass Schwimmbad und Bücherei erhalten werden können. „Die Einrichtungen stehen nicht auf der Streichliste. Es ist sehr in unserem Interesse, diese zu erhalten, auch für den geplanten Schulzweckverband mit Tornesch.“

Die Bürgermeisterin weist aber auch darauf hin, dass die Verwaltung bereits an der Belastungsgrenze arbeite. „Langsam ist Schluss mit Wünsch-dir-was. Wenn alle geplanten Projekte umgesetzt werden sollen, brauchen wir in der Verwaltung zusätzliche Stellen. Ohne die wird es auf Dauer nicht gehen“, so Hansen. Es müsse außerdem eine Stelle für die Betreuung der Flüchtlinge geschaffen werden. Etwa 80 leben bereits in der Rosenstadt, für 2015 rechnet Hansen mit mindestens noch einmal so vielen. „Besonders für die Flüchtlinge brauchen wir weiteren Wohnraum.“ Wer helfen wolle, könne sich an die Stadt wenden. „Wir arbeiten aktuell bereits an einem Integrationskonzept, diese Arbeit wollen wir auch 2015 intensiv fortführen“, sagt Hansen.

Wirtschaftsstandort soll weiter gestärkt werden, um Arbeitsplätze zu erhalten

Uetersen solle ein attraktiver Wohnort für alle Menschen sein, ob Senioren, junge Familien oder eben Flüchtlinge. „Hier gibt es eine gute Versorgung und kurze Wege, auch deshalb ziehen immer mehr Menschen in kleine Städte“, so Hansen. „Wir müssen im nächsten Jahr noch mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen, um Uetersen weiterhin für junge Familien interessant zu machen.“ Der Bau von Wohnungen wird Teil des Stadtentwicklungskonzeptes sein, das die Stadt im kommenden Jahr erarbeiten will. Um Wohnungen im Innenstadtbereich zu schaffen, müsse auch in die Höhe gebaut werden, so Hansen – ein Ansatz, den Stadtplaner Tarp nur begrüßen kann. Neuer Wohnraum soll auch auf dem Gelände des alten Krankenhauses entstehen. „Leider werden es keine geförderten Wohnungen, sondern in erster Linie Eigentumsbebauung. Wir hoffen trotzdem, dass damit wieder mehr Menschen in die Altstadt kommen“, sagt Hansen.

Dafür sei eine dezentrale Nahversorgung wichtig. „Zurzeit verlagert sich vieles zum Gerberplatz, dort konkurrieren Edeka, Famila und Aldi aber schon fast miteinander.“ Deshalb dürfe sich dort kein weiterer Einzelhandel ansiedeln. Die Frage, was aus der Rewe-Immobilie und dem angrenzenden Parkhaus wird, soll sich 2015 klären. 300 Parkplätze sollen dort erhalten bleiben. Im Innenstadtbereich gelte es, die Aufenthaltsqualität zu erhalten, wenn nicht zu verbessern. Der Leerstand soll abgebaut werden. In einigen leer stehenden Ladengeschäften würden Künstler bereits ihre Werke ausstellen, vorstellen könnte sich Hansen auch Konzerte wie in Pinneberg. „Nachdem wir das Friday Musik Network eingestellt haben, wäre das eine gute Idee für eine neue Konzertreihe“, sagt Tarp.

Auch wenn die Gewerbeflächen in Uetersen knapp sind, will die Stadt die Wirtschaftsförderung 2015 verstärken. „Wir müssen den Bestand an Unternehmen pflegen, um Arbeitsplätze zu sichern“, sagt Hansen. Uetersen sei ein attraktiver Standort, dies gelte es stärker zu betonen. Deshalb müsse die Stadt die Windenergie weiterhin fördern und Unternehmen, die in den Windpark investieren wollten, aktiv unterstützen.

Die Stadt Tornesch sei als direkter Nachbar auch weiterhin erster Ansprechpartner. „Die Fusion ist 2015 zwar noch nicht wieder Thema“, sagt Hansen, „dennoch werden wir die Zusammenarbeit mit Tornesch auf Verwaltungsebene ausbauen“