Pumpenhaus wird gläsernes Haus der Technik. Am Kibek-Hochhaus rücken die Bagger an. Parkpalette wird abgerissen und das Kirchenzentrum gebaut

Elmshorn. Sein erstes Jahr als Bürgermeister hatte sich Volker Hatje leichter vorgestellt. Großbrände in einem Hochhaus in der Beethovenstraße, der Zustrom an Flüchtlingen, der angekündigte Wegzug des Ölkonzerns Tamoil nach Hamburg und ein Korruptionsskandal im Rathaus hielten das Stadtoberhaupt von Elmshorn 2014 in Atem. Da blieb kaum Zeit zum Durchatmen. Nur hin und wieder gab es Gelegenheit für eine Pause im nur wenige Schritte vom Rathaus entfernten Jim Coffey. Dort setzten sich kürzlich Hatje und Inhaber Jörn Schielzeth für das Abendblatt zusammen und blickten auf das kommende Jahr, sprachen über Pläne, Hoffnungen und Wünsche.

„Wichtigstes Thema für 2015 bleibt die Umgestaltung der Krückaustadt“, sagt Hatje. Schwerpunkt des Bebauungsplanes Krückau-Vormstegen ist der Buttermarkt und das Hafenareal. Bereits im Januar sollen die ersten Bagger anrücken und rund um das denkmalgeschützte Kibek-Hochhaus mit dem Abriss beginnen. Bis zum Sommer 2016 lässt die Elmshorner Baufirma Semmelhaack in dem Gebäude 56 Wohnungen sowie weitere 93 Wohnungen im Umfeld entstehen. Auch das Parkdeck Südufer soll im Februar oder März, je nach Wetterlage, abgerissen werden.

Anschließend soll aus dem angrenzenden alten Pumpenhaus ein „Haus der Technik“ entstehen. Das neue Abwasserpumpwerk wird deutlich größer als das alte Gebäude und an die Straße Vormstegen verlegt. „Eine große Glasfront soll den Blick von Außen auf die Technik ermöglichen“, sagt Hatje. Auch die Notstromversorgung für den Verwaltungsbau soll dort Platz finden. Für Schielzeth, der die Bauvorhaben in seiner Heimatstadt mit großem Interesse verfolgt, ist wichtig, dass der Neubau zum roten Backstein der Industriekulisse am Hafen passt. Er hofft, sich später mit seiner Gastronomie dort ansiedeln zu können.

Die Stadt kauft seit längerem strategisch Grundstücke rund um den Buttermarkt auf. „Wir bemühen uns derzeit um ein Eckgrundstück an der Schauenburger Straße“, sagt der Bürgermeister. Der Ankauf des Areals zwischen Schauenburger Straße, Vormstegen und der Straße Osterfeld (früher Eisenhandel Kremer) – hier wird das neue Rathaus entstehen – habe Schwung in die Verhandlungen gebracht, so Hatje. Im kommenden Jahr werde sich die Politik hauptsächlich mit dem Raumkonzept des Verwaltungssitzes auseinandersetzen. Wie sollen die Büros aussehen? Welche Funktionen soll das Gebäude übernehmen? Soll der Kollegiensaal auch für Feiern genutzt werden?

Die äußere Gestaltung hingegen sei abhängig von der Freiraumplanung des Buttermarktes und des Hafens sowie des gesamten Umfeldes. „Das Gebäude muss ins Gesamtbild passen“, sagt Hatje. Er will im kommenden Jahr einen Architektenwettbewerb ausrufen und diesen Ende 2016 abschließen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Erst einmal soll der Sonderausschuss Rathaus Anfang des Jahres darüber beraten, wie die Öffentlichkeit in den Entstehungsprozess eingebunden werden kann. Hatje möchte die Bürger stärker als bisher einbeziehen. Sie sollen entscheiden, ob der Marktplatz etwa mit Bäumen, Bänken oder Wasserläufen ausgestattet werden, welches Material verwendet werden und was am Hafen geschehen soll. „Ich finde das eine gute Idee“, sagt Schielzeth. Die Politik müsse die Entscheidungen dann aber auch ernst nehmen und umsetzen.

Mit dem Bau eines Kirchlichen Zentrums im Herzen von Elmshorn wird auch der Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf das Antlitz der Innenstadt verändern. In dem viergeschossigen, rund sieben Millionen Euro teuren Neubau an der Kirchenstraße sollen die kirchlichen Dienste zusammenlaufen und Wohnraum geschaffen werden. Baubeginn ist 2015. Wohnungen entstehen auch am Hedwig-Kreutzfeldt-Weg, wo Semmelhaack 226 Wohneinheiten, im September bezugsfertig übergeben will. An der Kaltenweide werden Einfamilienhäuser gebaut.

Ein weiteres Großprojekt bleibt der Bahnhofsneubau. Allerdings gestalten sich die Verhandlungen mit Bahn und Land zäh. An den Plänen hängen aber nicht nur ein neues Bahnhofsgebäude, sondern auch eine optimierte Verkehrsführung. Der inner- und außerörtliche Busverkehr soll am Zentralen Omnibusbahnhof zusammengeführt werden. Hatje muss nun schauen, aus welchen Töpfen sich das Vorhaben finanzieren lässt. „Für 2015 haben wir es nicht in unsere Finanzplanung aufgenommen“, sagt er. Auch weil die Politik nicht an zwei Großprojekten gleichzeitig arbeiten kann. „Wir wollen keinen Verkehrskollaps schaffen.“ Denn im Zuge des Bebauungsplanes Vormstegen müsste schon die Schauenburger Straße – Hauptquerung zwischen Bahnhof und Reichenstraße – verlegt werden.

Auch ein anderes Projekt ist ins Stocken geraten. Um bürgerliches Engagement künftig auch finanziell unterstützen zu können, möchte Hatje eine Bürgerstiftung ins Leben rufen. Bisher sei dies am niedrigen Zinsniveau gescheitert. Er hofft auf 2015 und will den Stiftungszweck konkretisieren. „Letzten Endes muss sich die Stiftung wohl aber aus der Bürgerschaft heraus entwickeln.“ Was die Bürger gemeinsam erreichen können, zeigt sich für Hatje am Beispiel des sanierungsbedürftigen Stadttheaters. Engagierte Bürger gründeten einen Förderverein und schafften es, innerhalb eines Jahres 500.000 Euro zu generieren – die Anschubfinanzierung zur Sanierung. Nach der Dachsanierung ist im Mai nun im zweiten Bauabschnitt die Fassade dran.

Dank bürgerlichen Engagements konnte auch der Förderverein die Klostersande kaufen – und das in letzter Sekunde. Denn der Eigner wollte den ehemaligen Hafer-Transporter der Köllnflockenwerke im November zurück nach Hamburg steuern. Das konnte verhindert werden, nun bleibt das einst kommerziell betriebene Binnenschiff als Wahrzeichen in seinem früheren Heimathafen. „Nun geht es darum, ein überzeugendes Nutzungskonzept vorzulegen“, sagt Hatje. Der Freundeskreis Knechtsche Hallen sei hier Vorbild. Er könnte sich auf der Klostersande auch einen Jugend-Treffpunkt vorstellen.

Das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird weiter vorangetrieben. An der Fritz-Reuter-Straße werden zwei Kitas der Evangelischen Kirche zu einer größeren zusammengelegt. Der Kirchengemeindeverband will eine sechsgruppige Kita für rund 2,3 Millionen Euro bauen. Die Sanierung der Erich Kästner Gemeinschaftsschule (KGSE) soll im Sommer 2015 abgeschlossen werden. In dem 36-Millionen-Euro teuren Bau entstehen eine große Aula, eine Stadtteilbücherei und Mensa. Dann kann endlich auch mit der Sanierung der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule begonnen werden. Das Raumkonzept sei bereits mit der Schulleiterin abgestimmt. „Im Sommer können wir mit der Sanierung des Plattenbaus am Binsenweg beginnen“, sagt Hatje. Die sei in Anbetracht zugenagelter Fenster dringend erforderlich.

Künftig möchte Elmshorn eigene Gewerbeflächen anbieten. „Wir stehen in Verhandlungen um ein Grundstück an der Autobahnabfahrt Elmshorn und wollen diese im Sommer abschließen“, sagt Hatje. Bisher hat Stadt nur als Vermittler agiert und Gewerbeentwicklung geschah nur über Investoren.

Für Schielzeth sind als Cafébetrei-ber hauptsächlich zentrumsnahe Flächen interessant. Er blickt zuversichtlich auf die Entwicklungen am Hafen und an den Knechtschen Hallen und hofft, dass sich dort Kultur und Gastronomie ergänzen werden und die Innenstadt mit Leben füllen werden. „Man merkt, dass hier etwas passiert und das gefällt mir“, sagt er. Wenn alle Elmshorner so stolz auf ihre Stadt sind wie Schielzeth, klappt es auch mit der Markenentwicklung, mit der das Stadtmarketing das Image von Elmshorn auch 2015 weiter aufpolieren möchte.