Pinneberger Gemeinde lud ein zu Chanukka, einem traditionellen Fest. Mit dabei waren auch Christen aus Hamburg und Wedel

Pinneberg. Der Legende nach soll er durch ein Wunder acht Tage lang gebrannt haben – jener Leuchter im Tempel von Jerusalem, an den beim Chanukka-Fest erinnert wird. Im Pinneberger Gemeindehaus waren es einfache Kerzen, die auf den Tischen standen und brannten. Durch ein Wunder vielleicht nicht, aber vielleicht ist es ja schon eines, dass im Jahr 2014 eine jüdische Gemeinde in Pinneberg existiert. Eine, die ganz selbstverständlich feiert, mit Gästen anderer Glaubensrichtungen. Die lange Tafel war bis auf den letzten Platz gefüllt.

„Israel war vor vielen Jahrhunderten einmal besetzt, von dem Volk der Seleukiden. Dann gab es einen jüdischen Aufstand, der siegreich war“, erklärte der Gemeindevorsitzende Wolfgang Seibert. Jenen „Sieg der Schwachen über die Starken“ feiere man an Chanukka. Acht Tage lang, weil der Leuchter im Tempel nach dem Sieg acht Tage lang brannte. Und so wurde an diesem Abend nun das sechste Licht entzündet, danach wurden Gebete gesprochen und Lieder gesungen, auf Deutsch und Hebräisch. Die Textsicherheit der Sänger variierte – was daran lag, dass gut die Hälfte der 30 Anwesenden Gäste waren. Etwa der Pinneberger Rentner Martin Petzold, der „nicht jüdischen Glaubens“ ist, aber aus Interesse vorbeischaute. Mit dabei waren auch mehrere Gäste von der evangelischen Jerusalem-Gemeinde Hamburg, darunter Michael Arratz: „Wir sind mit der jüdischen Gemeinde Pinneberg gut befreundet. Die hat sogar bei uns ihr zehnjähriges Jubiläum gefeiert“. Ebenfalls aus Hamburg kommt Katharina Leithoff. Sie ist seit Mai Mitglied in der Pinneberger Gemeinde. „Die passt einfach zu mir“, sagt die Studentin. Aus Wedel angereist war Olaf Kipp, Mitglied der Jesus-Freaks. Kipp: „Wir haben sehr guten Kontakt mit Juden. Mit Wolfgang verbindet mich eine Freundschaft.“

Nach den Liedern und Gebeten ging die Runde schnell zu einem nicht minder traditionellen Teil des Festes über – dem Essen. Auf dem Tisch standen „Latkes“ und „Sufganiot“, Kartoffelpuffer und Krapfen. Ein Thema: das anstehende Weihnachtsfest. „Ich treffe mich zum Essen mit Verwandten“, erzählte Wolfgang Seibert. Bei Katharina Leithoff steht hingegen ein „interreligiöses Weihnachten“ mit der Familie an: „Meine eine Halbschwester ist russisch-orthodox, die andere Buddhistin. Wie es bei uns funktioniert, müsste es eigentlich auf der ganzen Welt laufen!“