Statt Beitragsfreiheit fordern Elternvertreter Investitionen in die Qualität der Betreuung

Kreis Pinneberg. Der Elternbeirat der Kitas im Kreis Pinneberg hat sich in einem Gespräch mit den Grünen-Landespolitikern Eka von Kalben und Ines Strehlau gegen Pläne der SPD ausgesprochen, das letzte Kita-Jahr in Schleswig-Holstein für Eltern beitragsfrei zu machen. „Das wäre eine Verteilung nach dem Gießkannenprinzip“, sagte Andreas Paul, Vorsitzender des Kreiselternbeirats. „Unser Wunsch ist es vielmehr, dass die Eltern, die es sich leisten können, den vollen Beitrag zahlen. Allen anderen muss geholfen werden.“ So wäre es aus seiner Sicht vernünftig, den Beitragssatz auf zehn Prozent des Nettoeinkommens einer Familie zu beschränken.

Denn die hohen Kosten für die Kinderbetreuung belasten viele Eltern im Kreis. So rechnet Paul vor, dass eine Familie mit einem Nettoeinkommen ab 2700 Euro für die Betreuung von zwei Kindern den vollen Satz von etwa 800 bis 900 Euro im Monat zahlen müsse. Wer Kinder in die Welt setze, rutsche so schnell auf Sozialhilfeniveau, meint seine Stellvertreterin Nadine Mai. „Das ist ein schlechtes Signal für Familien.“

Die Sozialstaffelung – und damit die Festlegung der Einkommensschwelle, mit der der volle Beitrag fällig ist – sei ein Punkt, an dem die rot-grüne Landesregierung noch arbeiten wolle, sagte die Landtagsabgeordnete Ines Strehlau. Dabei könnte durchaus auch bei den Strukturen ganz neu gedacht werden. So versprach Strehlau, in ihrer Fraktion das Konzept des Familienbeitragssatzes vorzustellen, den es in Baden-Württemberg und Thüringen gibt. Dabei werden Familien mit mehreren Kindern finanziell entlastet. „Eltern sollen die Luft haben, sich auch für ein zweites oder drittes Kind zu entscheiden“, sagte Strehlau. Gutverdienende sollten jedoch für die Betreuung auch voll zahlen, so die Position der Grünen. „Wichtiger als die Beitragsfreiheit ist uns die Qualität.“

„Kita bedeutet nicht nur Betreuung, sondern auch Bildung“, sagte die Grünen-Fraktionschefin Eka von Kalben. Um eine zuverlässige Betreuung mit Bildungsanspruch leisten zu können, müssen die Kitas ausreichend mit Fachkräften ausgestattet sein. Und genau das sei im Kreis nicht gegeben, kritisierten die Elternvertreter bei dem Treffen in Pinneberg. Zwar beträgt der Betreuungsschlüssel in Schleswig-Holstein offiziell 1 zu 9 im Ü3-Bereich, das heißt, dass ein Erzieher sich um neun Kinder über drei Jahren kümmert. Im U3-Bereich sind es statistisch gesehen 3,9 Betreuer pro Kleinkind. Die Bedingungen im Land sind damit besser als im Bundesdurchschnitt.

„Dieser Landesschlüssel wird im Kreis allerdings durch unrealistische Personalplanung systematisch überschritten“, meinte Paul. Denn bei der Berechnung seien einige Punkte nicht berücksichtigt. So könne eine Erzieherin pro Jahr fünf Tage krank durch Krankheit ausfallen, tatsächlich seien es aber elf bis 13 Tage.

„Wir müssen uns Gedanken machen, wie der Schlüssel auch bei Krankheit eingehalten und damit die Qualität gesichert werden kann“, sagte von Kalben. Konkrete Entlastungen für die Kitas konnte sie zwar für das kommende Jahr nicht in Aussicht stellen. Doch mit jedem Jahr fließe mehr Geld in die Einrichtungen, für den Ausbau der Plätze, aber auch für Betriebskosten, energetische Sanierung und Bildungskonzepte.

Mit Blick auf die Schuldenbremse, die sich das Land ab 2020 verordnet hat, sprach von Kalben allerdings von einem „schwierigen Spagat“, der erforderlich sei, um den Ausbau und die Verbesserung der Betreuung zu bewältigen. Sie nahm daher auch die Kommunen in die Pflicht. „Wir erwarten, dass die Kommunen und Kreise in dieser Hinsicht alles tun, was ihnen möglich ist.“