Finanzinvestor übernimmt 400-Mann-Werk von StoraEnso für sieben Millionen Euro. Betriebsrat und Bürgermeister atmen auf

Uetersen/Helsinki/München. Im zweiten Anlauf hat es nun geklappt. Der StoraEnso-Konzern mit Sitz in Helsinki, mit zwölf Millionen Tonnen Papier und 10,6 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr einer der weltweit größten Papierhersteller, hat sein Werk in Uetersen verkauft. Die Finanzholding Perusa GmbH in München übernimmt für sieben Millionen Euro den 406-Mann-Betrieb an der Pinnau, teilt StoraEnso mit. Damit endet die lange Suche nach einem Käufer. Die Konzernzentrale wollte den Uetersener Standort dringend loswerden, weil er seit Jahren rote Zahle schreibt. 2013 sind es bei einem Umsatz von 155 Millionen Euro und einer Zwei-Drittel-Auslastung von 160.000 Tonnen Bilderdruck- und Etikettenapier zwölf Millionen Euro Verlust gewesen sein. Dieses Jahr habe das monatliche Defizit weiterhin etwa eine Million Euro betragen, so Geschäftsführer Thomas Rajcsanyi.

Vom Betriebsrat und beiden Standort-Gemeinden wird der Verkauf eines ihrer größten Arbeitgeber mit Erleichterung aufgenommen. Uetersens Bürgermeisterin Andrea Hansen sagt: „Ich freue mich, dass StoraEnso eine Alternative gefunden hat.“ Moorreges Bürgermeister Karl-Heinz Weinberg: „Das ist eine gute Nachricht, weil es jetzt endlich weitergeht und nicht mehr in der Luft hängt.“ Betriebsratsvorsitzender Thorsten Buthmann sagt: „Wir sind froh, dass es unter Dach und Fach ist, nachdem die Traumehe mit Brigl und Bergmeister nicht geklappt hat.“

Der österreichische Etikettenpapierhersteller B&B hatte zehn Millionen Euro für das Werk in Uetersen geboten, das seine Produktionskapazitäten dadurch verdoppelt und gut zu Uetersen gepasst hätte. Doch das Kartellamt machte dieser Lösung im September einen Strich durch die Rechnung, sodass sich Brigl & Bergmeister wieder zurückzog. Im Oktober versuchten Bürgermeisterin Andrea Hansen und Bürgervorsteher Adolf Bergmann, mit einem Brief an das Kartellamt die Bedenken auszuräumen. „Hier geht es nicht nur um Preise, hier geht es auch um Arbeitsplätze und die Existenz von Familien“, lautete ihr Appell an die Wettbewerbshüter. Die Papierproduktion habe eine lange Tradition in Uetersen. Doch das Kartellamt stimmten sie nicht um.

Daraufhin begann ein regelrechter Bieterkampf. 14 potenzielle Käufer sollen sich bei StoraEnso gemeldet haben. Vier von ihnen wurden ausgesucht. Ende November gaben sie sich an der Pinnaullee fast die Klinke in die Hand. Die Perusa GmbH scheint dabei den besten Eindruck hinterlassen zu haben. Auch bei Geschäftsführung und Belegschaft. „Die haben einen sehr guten Eindruck gemacht und für einen Finanzinvestor großes Fachwissen gezeigt.“ Geschäftsführer Rajcsanyi ist begeistert: „Ich habe ein sehr, sehr gutes Gefühl.“ Erst am Freitag ist der Kaufvertrag unterzeichnet worden. Montag hat sich der neue Eigentümer in einer Betriebsversammlung vorgestellt. Gestern überarbeitete er mit dem Geschäftsführer Rajcsanyi den Businessplan fürs nächste Jahr.

Was Betriebsrat Buthmann und seinen Leute besonders gut gefällt und beruhigt, ist die positive Entwicklung der Papierfabrik Kämmerer in Osnabrück. Die gehörte von 1976 an zum finnischen Ahlstrom-Konzern, der sie voriges Jahr mit 280 Mitarbeitern ebenfalls an Perusa verkaufte. Nun gehe es dort wieder aufwärts, und das mehr als 200 Jahre alte Unternehmen habe sogar wieder seinen alten Traditionsnamen zurückerhalten, berichtet Buthmann. Das könnte sich jetzt auch in Uetersen ergeben, wenn die Papierfabrik dort wieder eigenständig wird. „Wir sollen wieder Feldmühle heißen“, erklärt Buthmann. Perusa habe auch die alten Namensrechte mit erworben. „Das ist ein Zurück zu den Wurzeln“, sagt Buthmann. „Feldmühle hat immer einen guten Ruf gehabt. Viele Kollegen verstehen sich immer noch als Feldmüller.“

So gehörte die Papierfabrik in Uetersen seit 1913 bis 1990 zum Feldmühle-Konzern in Düsseldorf. Dann übernahm der schwedische Stora-Konzern das damals noch 700 Mitarbeiter zählende Werk, der dann mit dem finnischen Unternehmen Enso fusionierte.

Finanzinvestor Perusa besitzt nach eigenen Angaben einen 350 Millionen Euro schweren Fonds von Banken, Versicherungen und Pensionskassen, um ins Schlingern geratene Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 50 bis 300 Millionen Euro aufzukaufen und wieder zu stabilisieren. „Unsere Investitionen sind langfristig“, heißt es auf der Homepage. „Wir sind anders als andere. Wir setzen uns gern auch mit schwierigen Situationen auseinander“. Das hören auch die Stadtväter sicher gerne, die seit etwa sieben Jahren auf Gewerbesteuereinnahmen von StoraEnso verzichten mussten. Kartellrechtlich sieht Rajcsanyi mit Perusa „null Probleme“.