Kreis Pinneberg und 15 örtliche Verwaltungen schalten nach Pilotphase auf den Regelbetrieb der Behördennummer um

Kreis Pinneberg. Nach drei Jahren Probezeit haben sich der Kreis Pinneberg und seine Stadt-, Gemeinde- und Amtsverwaltungen darauf verständigt, die bundesweite Behörden-Rufnummer 115 in den Regelbetrieb zu schalten. Gestern unterzeichneten der Landrat sowie die Bürgermeister der Städte und Gemeinden und Leitenden Verwaltungsbeamten der Ämter eine entsprechende vertragliche Vereinbarung. Bis auf Helgoland und Quickborn machen alle anderen 16 Verwaltungen im Kreis Pinneberg mit. Für sie alle ist der Service kostenlos. Damit können die Bürger überall im Kreisgebiet auch künftig die zentrale Hotline 115 anrufen, um kompetent und umfassend über behördliche Fragen aus ihrem Ort informiert zu werden.

Der dreijährige Modellversuch sei eine Erfolgsgeschichte, sagt Uwe Hanspach vom Bürgerservice des Kreises. Zwar riefen immer noch die allermeisten Bürger die zentrale Rufnummer der Kreisverwaltung, die Abfallberatung oder das Straßenverkehrsamt direkt an. Aber die Zahl der Menschen, die die 115 für ihre behördlichen Anliegen wählten, sei jedes Jahr um weitere 1000 Bürger angestiegen. Bis November dieses Jahres erreichten 6708 von 116.431 Anrufern beim Kreis die zwölfköpfige Telefonzentrale im Kreishaus. Das entspricht sechs Prozent aller Anrufe, die von einer halben Personalstelle in der Kreisverwaltung bearbeitet würden.

Je größer die Stadt ist, aus der die Bürger anriefen, desto eher wählten sie auch die 115, bilanziert Fachbereichsleiter Andreas Köhler. So kam von den 18.319 115-Anrufen seit Dezember 2011 jeder zweite aus den beiden größten Städten Elmshorn und Pinneberg. Entsprechend zufrieden äußerte sich Elmshorns Bürgermeister Volker Hatje. „Die 115 entlastet unsere Telefonzentrale enorm.“ Wenn das neue Rathaus gebaut sei, werde die Krückaustadt auf eine eigene zentrale Telefonnummer verzichten, kündigt er an. Auch die Kreisverwaltung werde die „Nullnummer“ für die Zentrale abschaffen, sagt Köhler.

Die 115 mache es beiden Seiten einfacher, betont Landrat Oliver Stolz. So müsse niemand mehr direkt in seinem Rathaus anrufen und dafür umständlich die Nummer aus dem Telefonbuch heraussuchen. Er könne einfach die 115 wählen und erfahre sofort, wann das Rathaus geöffnet hat, was er an Unterlagen für den Antrag eines Personalausweises, die Hochzeit, die Ummeldung oder den Angelschein benötigt und wie hoch die Hunde-, Grund- oder Gewerbesteuer hier oder dort ist. Wer mit dem Handy 115 anruft, würde aus dem Kreisgebiet immer in Elmshorn landen. Vom Festnetz aus gerate der Bürger aus Schenefeld zurzeit noch in der Behördenzentrale in Hamburg. Von Januar 2015 an würde auch dieser mit der Vorwahl 04121 und der 115 in der Kreisverwaltung aufgeschaltet sein.

Der Kreis Pinneberg erfülle die Bedingungen des Bundes für diese Behörden-Rufnummer mehr als genug, erläutert Fachdienstleiter Hanspach. So hätten 92 Prozent aller Anrufer jemanden in der Verwaltung erreicht. Knapp 80 Prozent der Anliegen konnten zur Zufriedenheit der Bürger abschließend beantwortet werden. Vier von fünf Anrufern mussten weniger als 30 Sekunden auf einen Ansprechpartner warten. Zudem sei sichergestellt, dass montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr immer jemand unter 115 zu erreichen ist.

Bundesweit sind 29 Millionen Bürger an dieses System angeschlossen. In Schleswig-Holstein sei der Kreis Pinneberg mit der Stadt Kiel Vorreiter gewesen. Wobei der Kreis Pinneberg dabei auf ein eigenes Behördennetz gesetzt habe statt wie Kiel, mit Hamburg zu kooperieren. „Wir vertrauen darauf, dass wir im Kreis besser verortet sind“, erklärt Hanspach. Die Kommunen würden mit ihren ständig aktualisierten Daten für die Zuverlässigkeit der Auskünfte sorgen.

Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die 115 beim Bürger genauso bekannt sei wie der Polizeinotruf 110 oder die Feuerwehr-Zentralnummer 112, sind alle Beteiligten überzeugt. Noch sei sie den Bürgern nur nicht so geläufig. Aber schon bald würden sie den Vorteil erkennen, dass sie hier sehr schnell verbindliche Aussagen erhielten und nicht umständlich an andere Behörden weiterverwiesen würden.

Wenn sich das System durchgesetzt habe, rechne man mit mit einem Anruf je Bürger und Jahr über die 115, so Hanspach. „Wobei die 115 keine Nummer für den Notfall ist. Sie ist die Telefonnummer für den Normalfall.“ Einen Termin beim Zahnarzt verabreden oder den aktuellen Kontostand abfragen, ginge mit der 115 allerdings nicht, auch wenn dies von einigen Anrufern so gewünscht worden sei.