Sechs Wildunfälle auf der K5 in Bönningstedt. Jagdrevierleiter macht Kreisbürokratie verantwortlich

Bönningstedt. Jagdrevierleiter Jan-Willem Jurgens ist verärgert. „Die Bürokratie des Kreises Pinneberg hat sechs Rehe das Leben gekostet.“ Im Frühjahr beantragte der Bönningstedter, der ein 500 Hektar großes Jagdgebiet zu verwalten hat, an den Begrenzungspfählen der Kreisstraße 5 blaue Reflektoren anzubringen. Diese gibt es unter anderem auf der B4 zwischen Quickborn und Bilsen und auf der Landesstraße 111 zwischen Barmstedt und Hemdingen. Sie verhindern Wildunfälle, weil die Tiere besser auf das Scheinwerferlicht der herannahenden Autofahrer aufmerksam werden und nicht über die Straße laufen. Auf der Norderstedter Seite jenseits der A7, wo die K5 in die K 107 des Kreises Segeberg übergeht, sei kein Wildunfall mehr passiert, seit Norderstedt die Blinklichter an die Leitpfosten anbrachte, sagt Jurgens. In Bönningstedt seit April sechs tödliche.

Die Pinneberger Kreisverwaltung hatte Jurgens zwar genehmigt, die Reflektoren an die 80 Pfähle entlang der Norderstedter Straße anschrauben zu dürfen. Doch für diese „Sondernutzungserlaubnis“ hätte der Jagdrevierleiter für mögliche Schäden haften, die Reflektoren instandhalten und sie bei Bedarf auf seine Kosten wieder entfernen sollen. Das war ihm zu viel Bürokratie und Haftungsrisiko, sodass er dankend ablehnte. Jurgens hätte die jeweils sechs Euro teuren Reflektoren auf eigene Kosten an die Pfähle geschraubt sagt er. „Aber für die Verkehrssicherheit auf den Straßen ist eindeutig der Kreis Pinneberg und nicht ich zuständig.“

Allerdings wird er gerufen, wenn ein Tier vom Auto tödlich verletzt wird. Seit dem Herbst passiere dies häufig, erzählt Jurgens. Gerade sei er nachts um 1 Uhr von der Polizei aus dem Bett geholt worden, weil eine Ricke einen Unfall nicht überlebte. Jurgens hatte sie noch kurz vorher mit seiner Wildkamera aufgenommen und sie dabei beobachtet, wie sie mit ihren Kitzen am Tage die viel befahrene Kreisstraße überquerte. Das gelang, weil die Autofahrer noch rechtzeitig bremsen konnten.

Ein paar Tage später hatte das Muttertier weniger Glück. Nun seien ihre Jungtiere praktisch verloren, weil sie allein kein Futter finden könnten und so wohl verhungern würden, ahnt Jurgens das Schlimmste. Er sieht weiter den Kreis Pinneberg in der Pflicht.

Doch der hält sich bedeckt. Es sei unklar, ob die blauen Blinklichter das Wild wirklich schützen, sagt Kreissprecher Oliver Carstens. Aber in sieben der 14 Kreisstraßen seien die Reflektoren auf private Initiative erlaubt und trotz der Auflagen auch angebracht worden.