Dennis Kalff sorgt dafür, dass Schädlinge in der Region keine Chance haben. Das Familienunternehmen gibt es schon seit drei Generationen

Pinneberg. Die einzige Ratte weit und breit, die von Dennis Kalff nichts zu befürchten hat, ist die auf seinem metallenen Registerschrank. Ein stattliches Tier mit gut 30 Zentimetern Länge, den Schwanz eingerechnet. Aber ziemlich ungefährlich, weil ausgestopft. Der einzige so genannte „Schadnager“, den Juniorchef Dennis Kalff in seiner Nähe duldet. Ansonsten hat der 38-Jährige noch jedem Schädling den Garaus gemacht.

Der Beruf liegt den aus Barsbüttel stammenden Kalffs offenkundig im Blut. Schon Opa Kurt ging 1920 auf Rattenjagd. Vor drei Jahren übernahm die Familie das Unternehmen Meppen aus Pinneberg, nachdem Besitzer Eilert Meppen überraschend verstorben war. Der Landkreis zählt spätestens seitdem zum Stamm-Einsatzgebiet der Kalffs.

Heute ist so ein Tag, da möchte auch die speckigste Ratte ins Warme: Null Grad, Ostwind – da will niemand lange draußen bleiben. Auch Ratten und Mäuse nicht. „Deshalb versuchen sie, ein warmes Plätzchen im Haus zu ergattern“, erklärt Dennis Kalff. Winter ist Hochsaison für „Schadnager“ – und damit auch für Schädlingsbekämpfer. 35 gibt es im Großraum Hamburg. Allein Dennis Kalff und sein Vater Norbert – die beiden teilen sich die Chefrolle – schicken pro Tag acht Mitarbeiter raus, darunter ein Azubi. „Wir selbst rücken aber auch mit aus. Nur im Büro sitzen und delegieren, das wäre nicht unsere Sache.“ 40 bis 60 Aufträge müssen täglich erledigt werden.

Die Breslauer Straße in Pinneberg: Eine bürgerliche Wohngegend mit Reihenhäusern und einigen größeren Wohnkomplexen. Dennis Kalff öffnet den Kofferraum und damit die Schatzkiste eines jeden Kammerjägers: Rattengift, Fallen und Sprühzeug, soweit das Auge reicht. Kalff präpariert ein längliches Rohr, in dessen Mitte ein Köder ausgelegt wird. Dieses positioniert er dann an der Hauswand. Regelmäßig wird der Schädlingsbekämpfer von nun an zur Kontrolle erscheinen. Wie er sagt, holen sich viele Menschen Ratten unfreiwillig selbst auf die Grundstücke. Etwa indem sie Lebensmittelabfälle auf dem Kompost liegen lassen. Dieser hier ist einer von Dennis Kalffs leichteren Einsätzen: „Kriegen wir schnell in den Griff, das Problem“, sagt er.

Am Pinneberger Hindenburgdamm sieht die Sache schon anders aus. An der Pinnau herrschen für Ratten ideale Bedingungen. „Sie haben ihre Höhlen im Gebüsch und kommen von dort auf die Grundstücke und in die Häuser“, erklärt Dennis Kalff, der schon als Kind seinen Vater auf den Touren begleitete. „Guck mal, Kalffi, unser kleiner Rattenfänger!“ hieß es damals. Dennis Kalff ließ sich vom Spott nicht abschrecken. Heute ist der Familienvater Chef eines mittelständischen Unternehmens.

Die Kalffs haben ihr Unternehmen auf drei Standbeine gestellt: klassische Schädlingsbekämpfung, Taubenabwehr und Desinfektion, zum Beispiel von Polizei- und Krankenwagen sowie von Messie- und Leichenwohnungen. „Da erlebt man schon schlimme Sachen. Ich musste einmal in eine Wohnung, die einen Meter hoch mit Bierdosen und Müll voll lag“, berichtet Kalff. Auslöser eines anderen Einsatzes sei ein Suizid gewesen, die Wohnung des Menschen voller Blut. „Blut stinkt fürchterlich nach einer gewissen Zeit“, sagt Kalff, der an der Feuerwehrakademie Hamburg als Dozent für den Spezialbereich Desinfektion tätig ist.

„Gefühlt kennt man hier in Pinneberg jeden Stein“, sagt Dennis Kalff, während er Richtung Innenstadt steuert. Sein Auto ist kaum als Firmenfahrzeug eines Schädlingsbekämpfers zu identifizieren. „Diskretion ist wichtig. Vor allem, wenn wir zu Restaurants oder Hotels unterwegs sind“, sagt Kalff. Ein Problem dort und auch in vielen Privathäusern: Bettwanzen, eingeschleppt aus Nordamerika und Asien. „Die sind nicht so leicht wegzubekommen. Da brauchen wir schon ein bisschen Gift und ein paar Wochen Zeit. Ganz billig ist es auch nicht.“

Dennis Kalff ist im Kreis Pinneberg auch Ansprechpartner für Wohnungsgesellschaften und Verwaltungen, in Appen kümmert er sich regelmäßig um die Bundeswehrkaserne. In Hamburg ist er unter anderem im Hafen unterwegs, erst kürzlich war er auf Spinnenjagd in der Bananenreiferei. Langweilig wird es für den Juniorchef in seinem Beruf nie so richtig. Und falls doch mal keine Ratte oder Schabe zu fangen ist, programmiert er einfach an seiner Schädlingsbekämpfungs-App weiter, die er seinen Kunden anbietet.