Eine Glosse von Rainer Burmeister

Die Theorie vom programmierten Verschleiß ist nicht totzukriegen. Vielleicht stimmt sie ja. Kaffeemaschinen, Staubsauger, Toaster, Smartphones, Computer, Rasierapparate und alle möglichen anderen technischen Gebrauchsgegenstände sollen angeblich so konstruiert sein, dass sie nach Ablauf von ein paar Jahren den Geist aufgeben. „Diagnose: Reparatur lohnt nicht. Kaufen Sie sich lieber ein neues Gerät“, heißt es dann im Fachhandel.

In der Automobilbranche wird noch drastischer formuliert: „Wenn Ihr Auto ein Pferd wäre, müssten wir es erschießen“, lautet eine schon zum Klassiker gewordene Beschreibung eines unheilbaren Motorleidens. Doch Rettung naht in Form eines Super- Schnäppchen-Sonderangebots für Neuwagen bei Inzahlungnahme der alten Krücke zu Top-Konditionen.

Relativ neu ist mir, dass es den programmierten Verschleiß vermehrt bei öffentlichen Bauten zu geben scheint. So werden in Pinneberg, wo gerade erst die Bahnhofstraße teilweise einstürzte, mit Riesenaufwand der ehemalige Neubautrakt der Kreisverwaltung sowie die Kreisberufsschule abgerissen, obwohl sie erst ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel haben. Dabei könnten schädliche Baustoffe („As-best as we can“) zum Abbruch beigetragen haben. Auch in Elmshorn soll das Rathaus plattgemacht und ersetzt werden.

In Halstenbek sind schon mehrere Schulen abgerissen und durch ein zentrales Gemeinschaftsprojekt ersetzt worden. Derzeit wird gerade das Borchert-Gymnasium neu errichtet, bevor dann der Altbau nebenan weichen soll. Bezahlt wird in Kaufmiete, sprich Öffentlich-Private Partnerschaft (ÖPP). Programmierter Verschleiß auch beim Halstenbeker Sporthallenprojekt, das als Knick-Ei weltberühmt wurde: Es stürzte schon während der Bauphase zweimal ein und wurde dann zu Grabe getragen.

Da war Ellerbek 1979 besser dran. Das Skelett der kommunalen Tennishalle klappte einen Tag vor dem Richtfest zusammen wie ein Kartenhaus, konnte allerdings, obwohl zunächst als Schwarzbau errichtet, später fertiggestellt werden.