Die Schenefelderin Edith Lindenberg stellt Fröbelsterne her. Das Verfahren kennt ihre Familie seit 1870

Schenefeld. Sie sind mehr- oder einfarbig. Sie haben die Größe eines Centstücks bis hin zum Umfang eines Fußballs und eignen sich zum Aufhängen am Tannenbaum oder zum Dekorieren eines Weihnachtstellers. Gemeint sind die Fröbelsterne von Edith Lindenberg. Seit ihrer Jugend stellt die 65-jährige Schenefelderin die Prachtstücke aus Papier- und Geschenkbandstreifen her. Die knifflige Flechtarbeit ist für die Rentnerin nicht nur ein Hobby, sondern auch eine mehr als 100 Jahre alte Familientradition.

Momentan hat Edith Lindenberg Hochsaison, denn Weihnachtszeit ist Fröbelsternzeit. Wie schon in den Vorjahren wird sie sich am Weihnachtsmarkt im Schenefelder Rathaus, Holstenplatz 3-5, beteiligen, der am Sonntag, 7. Dezember, zwischen 11.30 und 18 Uhr stattfindet. Am ersten Adventswochenende verkaufte sie ihre Produkte im Altonaer Museum. „Normalerweise nehme ich an weiteren Märkten teil“, sagt Lindenberg. Aber wegen einer Verletzung an der Hand muss sie in diesem Jahr etwas kürzer treten.

Das Verfahren zur Herstellung der Fröbelsterne wird in der Familie von Edith Lindenberg seit Generationen weitervermittelt. „Mein Urgroßvater hat die Technik während des deutsch-französischen Kriegs 1870/71 vermutlich von einem Kameraden im Lazarett erlernt“, berichtet die gebürtige Pinnebergerin. Bis vor kurzem bastelte Lindenberg oft mit ihrer inzwischen 89-jährigen Mutter. Auch mit ihren beiden Kindern stellte sie die Ziersterne her. Aber ob die unterdessen erwachsenen Männer die Familientradition in gleicher Intensität weiterbetreiben, weiß sie noch nicht.

Die Falttechnik ist etwas für geschickte Hände. Lindenberg benötigt – nach jahrzehntelanger Übung – für kleinere Fröbelsterne aus vier Papier- oder Geschenkbandstreifen etwa zehn Minuten. An Sternen aus zwölf oder 24 Streifen, die Lindenberg wegen ihrer Form „Kristalle“ nennt, sitzt sie jeweils mehrere Stunden.

Ihr kompliziertestes Konstrukt bestand aus 48 Streifen. „Das habe ich allerdings bisher nur einmal gemacht“, sagt sie. Ihre Kenntnisse entwickelt Lindenberg gern weiter. Dafür vertieft sie sich in Bastelanleitungen, deren Tipps sie uminterpretiert und verbessert. Höchst filigrane Kunstwerke entstehen dann: Tannenbaumspitzen und Herzen zum Beispiel.

Ein Pädagoge und Reformer ist der Namensgeber des Fröbelsterns

„Das Basteln ist für mich eine Form der Entspannung“, sagt Lindenberg. Immer wenn sie Zeit und Lust hat, schnappt sie sich ein paar Streifen und legt los. Im Sommer sitzt sie dabei gern auf der Terrasse. Vor ein paar Jahren erhielt sie einen Auftrag über mehrere Hundert Exemplare. Der Druck, fristgerecht abzuliefern, war groß. Lindenberg: „Ich arbeite zwar weiterhin nach Auftrag, aber nicht mehr in diesem Umfang. Ich möchte an meinem Hobby nicht den Spaß verlieren.“

Namensgeber des Fröbelsterns ist Friedrich Fröbel (1782–1852), Begründer der Kindergartenbewegung. Ob der deutsche Pädagoge und Reformer den Stern selbst entwickelte, ist umstritten. Als erwiesen gilt aber, dass Fröbel in der Bastelarbeit mit Papier einen hohen erzieherischen Wert erkannte.