Werkstatt brennt in der Nacht zu Dienstag nieder. 80 Feuerwehrleute retten die anderen Gebäude auf dem Gelände

Brande-Hörnerkirchen. Die Nacht endete für Wilfried Schümann um 3.45 Uhr. „Nachbarn haben das Feuer bemerkt und uns geweckt“, berichtet der Mitbesitzer des Schümannhofes in Brande-Hörnerkirchen. Als der 62-Jährige nach draußen rannte, sah er die meterhohen Flammen, die aus dem Werkstatt-Trakt des Bio-Hofes schlugen: „Diese Bilder brennen sich in die Seele ein. Die wird man nicht mehr los.“

Das Gefühl von Panik, das Schümann in der Nacht spürte, ist am Vormittag einem Gefühl der Erleichterung gewichen. „Wir hatten zum Glück Ostwind, sonst hätte das viel schlimmer ausgehen können.“ Zwar ist die Werkstatt, in der Holzarbeiten gemacht und die Fahrzeuge des Hofes repariert wurden, komplett zerstört worden.

Jedoch blieben die direkt angrenzende Bäckerei, die gegenüberliegende reetgedeckte Scheune sowie das wenige Meter entfernte Wohnhaus von den Flammen verschont. Dennoch schätzt Schümann den Schaden auf 200.000 Euro. „Das Gebäude war versichert. Bei den Maschinen, die zerstört worden sind, werden wir nur einen Teil des Schadens wiederbekommen.“

Als Schümann geweckt wurde, herrschte in der Bäckerei bereits Hochbetrieb. Norbert Jessen und Susanne Goepfert waren am Brotbacken, um die Kunden des Bio-Hofes mit frischer Ware beliefern zu können. „Der Norbert ist selber Feuerwehrmann. Der hat gesehen, dass die Bäckerei nicht in Gefahr ist und seine Arbeit fortgesetzt“, sagte Schümann.

Wenige Meter weiter kämpften 80 Kräfte von vier Freiwilligen Feuerwehren, die nicht einmal zehn Minuten nach der Alarmierung vor Ort eintrafen, gegen die Flammen. Eine besondere Gefahr stellten Gasflaschen und Fässer mit Treibstoff dar, die in der Werkstatt gelagert waren. „Es hat ein paar Mal ordentlich gerumst", sagte Einsatzleiter Jens Grafe von der Feuerwehr Brande-Hörnerkirchen.

Er forderte die Drehleiter aus Barmstedt an, um vom Korb aus das Dach öffnen zu können. Auf diese Weise konnte ein Rauch- und Wärmeabzug ermöglicht werden. Nach einem massiven Wassereinsatz von außen war das Feuer gegen 5.15 Uhr eingedämmt.

Der Werkstatt-Trakt bestand aus einer Blech- und Holzkonstruktion. Die Backstube war durch eine Brandschutzmauer abgetrennt. Über der Backstube befindet sich die Heizungsanlage für den Schümann-Hof, die zum Großteil intakt blieb. Der Hof produziert seit 35 Jahren Bio-Produkte. Es gibt eine Gärtnerei, eine 70 Tiere umfassende Mutterkuhherde, 20 Schweine, mehr als 100 Hühner sowie einige Enten, Ziegen und Gänse. Die Produkte des Hofes werden an Privathaushalte geliefert, auf Wochenmärkten sowie im Hofladen am Kreuzweg verkauft. Auch Feriengäste, vor allem Familien mit Kindern, verbringen ihren Urlaub auf dem Gelände. Der Bio-Hof, auf dem mehrere Familien leben und arbeiten, ist auch eine Betreuungseinrichtung. Sechs Menschen mit Behinderung sind in die aus 25 Personen bestehende Wohn- und Arbeitsgemeinschaft integriert. „Wir haben uns erst einmal versichert, dass niemand fehlt und alle Bewohner in Sicherheit gebracht“, so der 62-jährige Mit-Inhaber weiter.

Die Suche nach der Brandursache gestaltete sich schwierig. Vom Werkstatt-Trakt, den die Feuerwehr zur Bandbekämpfung mit einem Radlader einreißen lassen musste, sind nur verkohlte Trümmer übrig geblieben. Drei Kripobeamte durchwühlten am Vormittag die Überreste auf der Suche nach einer Spur. Sie schlossen eine vorsätzliche Brandstiftung aus. Allerdings sei ein technischer Defekt ebenso denkbar wie ein fahrlässiges Verhalten der Mitarbeiter. Die Brandstelle bleibt beschlagnahmt, sie soll noch einmal von einem Brandsachverständigen des Landeskriminalamtes in Kiel untersucht werden.

Schümann hofft auf eine schnelle Freigabe durch die Polizei, um alles Notwendige mit der Versicherung regeln zu können. Er geht davon aus, dass trotz des Feuers der Betrieb auf dem Hof fast ungehindert weitergehen kann. „Aber jetzt im Winter wird viel repariert, sodass die Werkstatt fehlen wird.“ Man müsse dafür Alternativen finden.