Die Hans-Walter Mohr GmbH in Bönningstedt fertigt Werkzeuge für den Maschinenbau, die bis auf den Tausendstel Millimeter präzise sein müssen

Präzision hat einen Namen mit vier Buchstaben: Mohr. Seit beinahe 70 Jahren fertigt die Hans-Walter Mohr GmbH in Bönningstedt Hochleistungs-Präzisions-Werkzeuge aller Art, die für die Automobil-, Chemie, Chip- und Verpackungsindustrie sowie in der Medizintechnik gebraucht werden. Die Firma wird in zweiter Generation vom Diplomingenieur Hans-Walter Mohr, 60, geführt, dessen Sohn Hendrik zurzeit in Hamburg Maschinenbau studiert und irgendwann den Betrieb übernehmen wird. Großvater Mohr hatte 1946 das Unternehmen auf dem heutigen Gelände in der Engelstwiete in Winzeldorf gegründet, das heute zu Bönningstedt gehört. Einst betrieben die Eltern des jetzigen Firmenchefs dort einen Bauernhof.

Sein Unternehmen genießt heute einen ausgezeichneten Ruf für seine hochwertigen Produkte. Vor allem die Schneid- und Schleifwerkzeuge werden hier mit einer Genauigkeit von bis zu einem Tausendstel Millimeter hergestellt. „So präzise fertigt kaum ein anderes Unternehmen in Norddeutschland Werkzeuge für den Maschinenbau. Auf diesem Niveau sind wir die Einzigen im Norden“, sagt Mohr. Damit dies auch gelingt, herrscht in der Fertigungshalle eine gleichmäßige Temperatur von 20 Grad Celsius, um die Messergebnisse nicht zu verfälschen. Denn Metall dehnt sich bei Wärme bekanntlich aus.

Auch die Ausbildung in dem 50-Mann-Betrieb gilt als hervorragend, wie die 17 Landessieger und fünf Bundessieger eindrucksvoll unter Beweis stellen, die das Unternehmen im Laufe der Jahrzehnte hervorgebracht hat. Aktuell werden acht Lehrlinge zu Feinwerkmechanikern der Fachrichtung Werkzeugbau ausgebildet. Bei der jüngsten Abschluss-Prüfung im Sommer landeten seine vier angehenden Gesellen auf den ersten acht Plätzen bei landesweit 70 Prüflingen, sagt Mohr.

Dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr. Jeden Monat muss jeder Auszubildende eine Extra-Arbeit abliefern, die bei guter Leistung zusätzlich honoriert wird, erklärt der Firmenchef. Auf diese Weise begegne er dem zunehmenden Fachkräftemangel, der sich an den stark sinkenden Bewerberzahlen zeige. Vor sechs Jahren buhlten noch 160 Bewerber um eine Lehrstelle, heute seien es noch 40. Aber wer erst einmal eingestellt ist, bleibe meist für Jahrzehnte bei der Stange, versichert Mohr. „Bis auf einen Elektriker haben alle unsere heutigen Mitarbeiter bei uns gelernt.“

Unter Werkzeugen versteht der Laie meist jene Dinge wie Schraubenzieher, Hammer oder Zange, die er im Baumarkt kauft. Solche Werkzeuge sind es nicht, die in der Mohrschen Präzisionsschmiede angefertigt werden. Vielmehr sind es Einzelanfertigungen, die beim vollautomatischen Fertigungsprozess im Maschinenbau dauerhaft ein zum Original jederzeit identisches Produkt herstellen können. Um ein Auto zu bauen, würden 1000 Werkzeuge benötigt, erklärt Mohr. Um einen normalen Suppenlöffel zu formen, brauche man sieben einzelne Werkzeuge.

Jede dieser Neuentwicklungen und Sonderanfertigungen werden bei Mohr an speziellen Computersystemen entwickelt und konstruiert, bevor sie mit dem hauseigenen Maschinenpark und dem Know-how der versierten Mitarbeiter in die Tat umgesetzt werden. Die dafür notwendige Steuerung und Elektrik wird ebenfalls im Hause Mohr programmiert und installiert.

So forderte ein Automobilhersteller aus Norddeutschland Mohr auf, eine Roboter gesteuerte Maschine anzufertigen, die während des Arbeitsprozesses am Fließband immer an derselben Stelle ein gleich großes Loch in das Autodachblech schneidet, das für die Antennenkabel benötigt wird. Das Problem haben die Konstrukteure Mohrs gelöst und erste Modelle angefertigt. Nun beginnt der nächste Schritt, aus dem Modell einen Prototyp zu bauen, der in der Praxis auch das hält, was er verspricht.

Da ist das neue Auspuffsystem eines anderen Herstellers schon weiter. Die Neukonstruktion aus dem Hause Mohr stellt sicher, dass die Rohre ohne jede Schweißnaht mit immer derselben Kraft zusammengepresst werden und so dauerhaft zusammenhalten. Für ein medizintechnisches Unternehmen feilen Mohrs Feinmechaniker an einer automatischen Lösung, die ein kompliziertes Kunststoffnetz für die Chirurgie jederzeit und in großen Mengen reproduzieren kann. Wer eine Scheckkarte besitzt, kann fast sicher sein, dass diese mit Hilfe eines Werkzeugs made in Bönningstedt gefertigt wurde. Und so manches Smartphone wird mit einer Sim-Karte bestückt, die mit einem Werkzeug der Firma Mohr gestanzt worden ist.

Jedes einzelne Werkzeug würde vom Auftraggeber in den Bönningstedter Hallen auf Herz und Nieren geprüft und abgenommen, betont Mohr. Vorher werde es nicht ausgeliefert. „Oberstes Ziel ist eine vollkommene Kundenzufriedenheit, bei der wir jegliche Sonderwünsche termingerecht erfüllen“, sagt Mohr über seine Firmenphilosophie. Dafür brauche er hochqualifiziertes Personal und einen genauen Überblick über sämtliche Produktionsvorhaben im Betrieb. Die 50 Stammkunden aus dem norddeutschen Maschinenbau, die immer wieder neue Problemlösungen in Auftrag geben, sind ein klares Anzeichen dafür, dass diese Strategie aufgeht.