Eine Glosse von Rainer Burmeister

„Mann in de Tünn“ pflegte meine alte Tante Anna auf Plattdeutsch zu sagen, wenn sie ihrem Erstaunen Ausdruck verleihen wollte. Dass mit dem Mann in der Tonne ursprünglich der Pastor in seiner Kanzel gemeint war, wusste sie wohl nicht.

„Mann in de Tünn“, staunte ich allerdings auch, als ich jetzt in dieser Zeitung las, dass die Bürger mit einer weitere Abfalltonne erfreut werden sollen. Es geht um eine gelbe Tonne, in die neben Verpackungsmüll auch Wertstoffe wie Metalle oder Kunststoffe eingeworfen werden dürfen.

In Tornesch, mit „To“ wie Tonne am Anfang, soll in einem Modellversuch der Anfang gemacht werden. Bei Erfolg wird dann die gelbe Tonne überregional kommen und der gelbe Sack kann als Entsorgungsbeutel eingesackt und entsorgt werden.

Entsorgt? Mich macht es eher besorgt, wo und wie denn künftig das Behälterquartett, bestehend aus grauer, brauner, blauer und gelber Tonne für Restmüll, Biomüll, Papiermüll und Verpackungs-/Wertstoffmüll zweckmäßig geparkt werden soll. Mögen Mehrfamilienbunker noch mit Containern bedacht werden, so ist bei Doppel-, Reihen- und Einfamilienhäusern tonnenweise mit Engpässen zu rechnen. Schon jetzt kommt bei mir in der Umgebung die Müllabfuhr fauchend und scheppernd bis zu dreimal die Woche zu frühester Stunde. Wenig später werden in der Nachbarschaft die leeren Tonnen laut bollernd zurück zum Standplatz gerollt. Guten Morgen Deutschland!

Wie bei kommunalen Geniestreichen üblich, dürfte bald mit weiteren Tonnagen zu rechnen sein. Als Betätigungsfeld bietet sich zunächst noch die Einführung einer Altkleidertonne sowie einer Gebrauchtschuhtonne an. Für dieses Tonnensextett fordere ich dann aber schallgedämmte Zuwegungen, die möglicherweise aus einer Tonnenstellplatzgebühr finanziert werden könnten.