Abfallentsorger GAB testet den neuen Wertstoff-Behälter mit einem Modellversuch in Tornesch, der die Bürger nichts kostet

Tornesch. Eigentlich sollte die gelbe Wertstoff-Tonne bundesweit zum Jahreswechsel eingeführt werden, um auch Metalle und Kunststoffe, die keine Verpackungen sind, aus dem Restmüll herauszutrennen. Doch es gibt noch nicht einmal einen Gesetzentwurf dafür. Nun will der Kreis Pinneberg aber nicht länger auf die Vorgaben aus Berlin warten und hat sich zu einem Modellversuch entschieden, der in Tornesch starten wird. Anfang nächsten Jahres werden dort alle Haushalte, die freiwillig mitmachen wollen, eine gelbe Tonne erhalten, in die sie außer ihrem Verpackungsmüll auch alle Wertstoffe entsorgen können.

Die Teilnahme an dem zweijährigen Modellversuch sei für die Bürger kostenlos, betont Jens Ohde von der Gesellschaft für Abfallbehandlung (GAB), die das Projekt federführend begleitet und auswertet. Torneschs Bürgermeister Roland Krügel sagt dazu: „Es ist höchste Zeit, dass wir damit anfangen. Dass wir als als Standort-Kommune der GAB vorne dabei sind, ist in Ordnung. Wir waren schon immer Modell-Kommune für die Abfallentsorgung.“

Die Abfallexperten der GAB versprechen sich von dem Modellversuch klare Aussagen darüber, ob und wie eine solche vierte Tonne in Gelb neben den beiden obligatorischen für Hausmüll (grau) und Bioabfall (braun) sowie der freiwillig zu ordernden für Altpapier (blau) bei der Bevölkerung ankommt, erläutert GAB-Chef Ohde. Das sei auf manchen Grundstücken möglicherweise auch eine Platzfrage. Andererseits sparten sich die Teilnehmer künftig den gelben Sack, weil sie ihre Verpackungen nun auch über die gelbe Wertstofftonne entsorgen könnten. Ohde geht davon aus, dass zwei von drei Haushalten bei dem kostenlosen Modellversuch mitmachen werden. Die Akzeptanz dürfte groß sein, weil den meisten Bürgern ein festes Sammelbehältnis lieber sein dürfte als ein Sack, der leicht kaputt reißen kann.

Tornesch ist ausgesucht worden, weil dort ziemlich genau fünf Prozent der Kreisbevölkerung leben, was eine gute Datenbasis verspreche, erklärt Ohde. Zudem sei die jüngste Stadt des Kreises auch aus logistischen Gründen die erste Wahl. „Vom Tourenplan der Müllabfuhr lässt es sich in Tornesch am besten testen.“ Dort gebe es zwei Abfuhren für die Entsorgung der gelben Säcke mit den Leichtverpackungen, die sich für die gelben Wertstofftonnen gut steuern, messen und auswerten ließen.

Natürlich sollen auch die Mengen der zu entsorgenden Wertstoffe genau erfasst werden. Schätzungen gehen davon aus, dass jeder Bürger sieben Kilogramm an Wertstoffen im Jahr zu entsorgen hat. Dazu gehören Metallgegenstände wie Bügeleisen, Werkzeug oder Kochtopf sowie Kunststoffe wie Plastikspielzeug aller Art, Gießkannen oder Brotdosen. Kreisweit wären dies 2100 Tonnen im Jahr. Zum Vergleich: Jeder einzelne Bundesbürger verursacht etwa 160 Kilogramm Hausmüll im Jahr. Die rund 300.000 Bürger im Kreis Pinneberg entsorgen zusammen 7000 Tonnen Verpackungsmüll pro Jahr. Da die GAB auch die gelben Säcke aus anderen Kreisen in Schleswig-Holstein zugeliefert bekommt, werden jedes Jahr 30.000 Tonnen Verpackungsmüll in der Anlage in Tornesch-Ahrenlohe in ihre einzelnen Bestandteile sortiert.

Bei dem Pilotversuch in Tornesch dürften somit rund 100 Tonnen an Wertstoffen zusätzlich anfallen. Diese sollen nun in den 240 Liter großen gelben Tonnen zusammen mit den Leichtverpackungen gesammelt werden. Einmal pro Monat werden sie kostenlos entleert. Die Tornescher Bürger würden darüber noch mal schriftlich benachrichtigt, erläutert Ohde den weiteren Ablauf. Dies erfolge aus logistischen Gründen abschnittsweise, damit die GAB die Anfragen auch gut abarbeiten könne.

Kreisweite Einführung der gelben Tonne würde die Haushalte Geld kosten

Bis Ende März 2015 sollen dann alle Tonnen ausgeliefert sein. Am 12. Dezember werden noch einmal die politischen Vertreter in Tornesch eingehend über den Modellversuch informiert.

„Wir versprechen uns von dem Pilotversuch alle wichtigen Daten, die wir brauchen, um gut vorbereitet und handlungsfähig zu sein, wenn es richtig losgeht mit der Wertstoff-Tonne“, erklärt GAB-Chef Ohde. Dies ist der GAB, die zu 51 Prozent dem Kreis Pinneberg und zu 49 Prozent dem Remondis-Konzern gehört, rund 170.000 Euro wert. So viel wird der zweijährige Modellversuch kosten. Wenn dann das bundesweite Wertstoff-Gesetz verabschiedet wird, wären alle Haushalte im Kreis Pinneberg davon betroffen und müssten sich mit der Umstellung vom Sack auf die gelbe Tonne anfreunden.

Die kreisweite Einführung der Wertstoff-Tonne würde aber nicht wie jetzt beim Modellvorhaben in Tornesch ein kostenloses Angebot für die Bürger sein. Uwe Hanspach, in der Kreisverwaltung zuständig für die Müllgebühren, rechnet damit, dass sich jeder Haushalt mit etwa 80 Cent im Monat daran beteiligen müsste, sodass sich die durchschnittliche Müllgebühr (je 80-Liter Rest- und Bioabfall bei zweiwöchentlicher Entleerung) auf etwa 16,60 Euro im Monat erhöhte. Dies wäre dann die erste Müllgebührenerhöhung seit Januar 2006.