Der Lucia-Brauch ist in Schweden beliebt. Quickborn feiert mit Gästen aus der Partnerstadt Boxholm am 30. November

Wenn der Morgen des 13. Dezember anbricht, kommen viele schwedische Eltern in den Genuss eines Bettfrühstücks. In einem langen weißen Kleid und mit einem Kranz aus Preiselbeerzweigen und Lichtern auf dem Kopf bringt die älteste Tochter Brot und Kaffee ins Schlafzimmer. Die sympathische Geste ist Teil des Lucia-Brauchs, der jedes Jahr vor allem in Schweden, aber auch in anderen skandinavischen Ländern gefeiert wird.

Im Veranstaltungskalender von Quickborn ist das Fest ebenfalls eine verlässliche Größe. Zwar gehört das Bettfrühstück dort nicht zum offiziellen Lucia-Programm. Aber seit Quickborn eine Partnerschaft mit der schwedischen Gemeinde Boxholm einging – und das ist nun 40 Jahre her – kommt jedes Jahr am ersten Adventswochenende eine Mädchen-Delegation zu den Freunden im Kreis Pinneberg. Angeführt wird die Gruppe immer von einer Königin, der Lucia, die wie ihre acht Begleiterinnen zumeist 15 oder 16 Jahre alt ist. Mit ihren weißen Gewändern und Lichterkronen besuchen sie örtliche Seniorenheime, treten im Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium auf und beteiligen sich an einem Gottesdienst in der Marienkirche.

Weil die Städtepartnerschaft 2014 einen runden Geburtstag hat, wird die schwedische Delegation dieses Mal etwas größer sein. Wenn sich die Türen des Reisebusses aus Boxholm nach einer etwa zwölfstündigen Tour am 28. November in Quickborn öffnen, steigt nicht nur die Lucia-Gruppe, sondern auch das 30-köpfige Jugendorchester der Partnerstadt aus. Fast alle Schweden schlafen bis zu ihrer Abreise am 1. Dezember bei Gastfamilien.

Vier Tage später brechen Bürgermeister Thomas Köppl und Bürgervorsteher Henning Meyn (beide CDU) zum Gegenbesuch gen Norden auf. Dort sollen sie eine ehrenvolle Aufgabe übernehmen: Meyn und Köppl dürfen Emelie Fridh, die diesjährige Lucia, offiziell krönen. „Der Aufenthalt der Mädchen in Quickborn ist eigentlich nur eine Generalprobe“, sagt Nicole Münster, die im Rathaus Quickborn für die Städtepartnerschaft zuständig ist.

Für die Krönung zur Lucia („Lussebrud“) hat sich Fridh durch eine Abstimmung qualifiziert. „In den öffentlichen Einrichtungen von Boxholm haben Wahlurnen gestanden“, sagt Münster. Am Morgen des 13. Dezembers wird Fridh dann gemeinsam mit ihrem Gefolge zu Schulen und Betrieben der Stadt aufbrechen. Dort singt die Gruppe traditionelle Lieder. Mit Kerzen auf dem Kopf und in der Hand verbreiten sie mystischen Zauber.

Lucia von Syrakus wurde zum Tode verurteilt, weil sie Christin war

Mystisch ist auch die Legende rund um die Herkunft des Festes. So geht die Lucia-Feier auf eine junge Frau gleichen Namens zurück, die etwa 300 Jahre nach Christi Geburt auf Sizilien lebte. Lucia von Syrakus, so ihr formeller Name, wurde als Christin entlarvt und zum Tode verurteilt. Einen Guss mit siedendem Öl und einen Dolchstoß durch die Kehle überlebte sie angeblich. Lucia soll Jahre später an einem 13. Dezember gestorben sein. Heute wird sie als Märtyrerin und Heilige verehrt.

In Skandinavien verschmolz die christliche Legende mit heidnischen Sonnenwendtraditionen: „Vor der Einführung des gregorianischen Kalenders im 16. Jahrhundert fiel die Wintersonnenwende auf den 13. Dezember“, erklärt Carsten Möller, Fachbereichsleiter für Kultur und Veranstaltungen in der Quickborner Verwaltung. Mit dem Fest der Lucia, deren Name soviel wie „die Leuchtende“ bedeutet, feiern die Schweden somit gleichzeitig die Rückkehr des Lichts im Jahreskreislauf.

Dass die schwedische Tradition in Quickborn ebenfalls einen hohen Stellenwert hat, führt Möller auf „eine lebendige Städtepartnerschaft“ zurück. Zustande kam die Verbindung der Kommunen übrigens durch den Sport. Ein Fußballspieler des TuS Holstein Quickborn habe Kollegen in Boxholm gekannt und den Kontakt hergestellt, sagt Möller. „Bei der Gründung der Partnerschaft haben die Mannschaften der Städte gegeneinander gespielt“, so der Fachbereichsleiter.

Vom 28. November bis 1. Dezember hält sich die Delegation aus Quickborns Partnerstadt Boxholm in Deutschland auf. Höhepunkt ihres Besuches wird die Lucia-Feier sein, die am Sonntag, 30. November, von 15.30 Uhr an im Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, Ziegenweg 5, stattfindet. Während der Veranstaltung werden Lucia und ihr Gefolge traditionelle Lieder singen. Auch das Boxholmer Jugendorchester, die Ballettgruppe Tanzcult und der Chor „Hast Du Töne“ treten auf. Dazu gibt es „Lussekatter“, ein typisch schwedisches Safran-Gebäck. Der Eintritt ist frei.