Schüler ab der 11. Klasse zahlen fünfmal so viel wie jüngere Mitfahrer. Der Hetlinger Jugendbeirat will das ändern

Hetlingen. Etwa zehn Kilometer sind es von Hetlingen nach Wedel. Die normale Strecke für einen Hetlinger Schüler ist im Sommer mit dem Rad kein Problem, im Winter schon eher. Trotzdem schwingen sich auch zur kalten Jahreszeit vor allem ältere Schüler regelmäßig in den Sattel. Nicht etwa weil sie keine Lust auf die weniger anstrengende und vor allem wärmere Fahrt im Bus der Linie 589 haben. Sondern schlicht und einfach, weil das Busticket zu teuer ist. Denn bis zur 11. Klasse werden die Schüler oder ihre Eltern an den Kosten für die Schülerbeförderung nur beteiligt. Danach müssen sie selbst für das Busticket aufkommen.

So steigen für einen Hetlinger, der in Wedel zur Schule geht, mit dem Wechsel in die elfte Klasse die Kosten für eine Schülerhauptkarte von 90 auf 460,80 Euro pro Jahr. Der Grund ist die Schülerbeförderungssatzung des Kreises. Diese regelt die „Anerkennung der Kosten für Beförderung von Schülern mit Wohnsitz im Kreis Pinneberg, die nicht am Schulstandort wohnen und zum Erreichen der Schule ein Verkehrsmittel benutzen, weil der Schulweg auf andere zumutbare Weise nicht zurückgelegt werden kann.“

Der Kreis und der jeweilige Schulträger bezuschussen also die Beförderung der Schüler. Allerdings gilt dies nur für Schüler einschließlich der zehnten Klassenstufe der weiterführenden allgemeinbildenden Schulen. Schüler ab Jahrgangsstufe 11 müssen demnach selbst für ihr Busticket aufkommen. Das stößt unter anderem dem Hetlinger Kinder- und Jugendbeirat sauer auf. „Die Verfünffachung der Eigenbeteiligung ist unverhältnismäßig“, sagt der Vorsitzende Julius Körner.

Die Jugendlichen der Marschgemeinde haben sich deshalb an den Fachdienst Jugend und Bildung des Kreises Pinneberg gewandt. In dem Schreiben, das dem Abendblatt vorliegt, bitten die Jugendlichen um eine Stellungnahme. Es müsse die Frage gestellt werden, „ob es gerecht ist, Schülern, die das Abitur anstreben, die Subvention grundsätzlich zu versagen“.

Ganz und gar abschaffen wollen die Hetlinger Jugendlichen die Schülerbeförderungssatzung nicht. Vielmehr wolle man, dass die Selbstfinanzierung der Bustickets ab der 11. Klasse auf den Prüfstand kommt, so Julius Körner. „Das ist für unseren kleinen Jugendbeirat ein großes Problem, das allerdings Schüler im ganzen Kreis Pinneberg betrifft. Leider sind Jugendbeiräte hier noch nicht so etabliert“, so Körner.

Der Hetlinger Beirat wurde in der Kreisverwaltung erhört. In einem Antwortschreiben des Fachdienstes Jugend und Bildung an den Jugendbeirat, welches dem Abendblatt ebenfalls vorliegt, verweist Fachdienstleiterin Birgit Grelck auf Paragraf 114 des Schulgesetzes des Landes Schleswig-Holstein. Dort heißt es, die Schulträger und Kreise seien auch Träger der Schülerbeförderung für Schüler, die Grundschulen, Förderzentren oder die Jahrgangsstufen fünf bis zehn von weiterführenden allgemeinbildenden Schulen besuchen. Und weiter: „Die Kreise bestimmen durch Satzung, welche Kosten für die Schülerbeförderung als notwendig anerkannt werden. Die Satzung kann vorsehen, dass die Eltern oder die volljährigen Schüler an den Kosten für die Schülerbeförderung beteiligt werden.“

„Es ist schon in Ordnung, wenn ältere Schüler mehr für ihre Fahrkarte zahlen“, sagt Julius Körner. „Aber 460 Euro sind schon eine Menge Geld. Wir wollen, dass der Eigenbetrag nur moderat höher ist als für jüngere Schüler.“ 200 oder 250 Euro seien zwar immer noch viel Geld, aber eher tragbar, so Körner.

Laut dem Schreiben der Kreisverwaltung sei älteren Schülern zuzumuten, den Schulweg eigenständig zu organisieren und zu finanzieren. „Das kann erfolgen, indem auch größere Strecken mit dem Fahrrad zurückgelegt werden“, so der Vorschlag der Fachdienstleiterin. Auszubildende müssten zudem auch selbst für ihre Fahrkarten aufkommen, heißt es in dem Antwortschreiben. Zwar könne man einwenden, dass diese eine Ausbildungsvergütung erhalten, allerdings arbeiteten auch viele ältere Schüler stundenweise und erzielten so bereits eigene Einkommen.

Grelck weist außerdem darauf hin, dass es abseits der Schülerbeförderung durch den Kreis noch weitere Unterstützungsmöglichkeiten gibt. Mit dem Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes soll Schülern aus gering verdienenden Familien ein Schulbesuch ermöglicht werden. Zudem hätten Schüler auch von weiterführenden Schulen die Möglichkeit, Schüler-BAföG als Unterstützung zu beantragen.

Der Hetlinger Jugendbeirat hat mit seiner Anfrage beim Kreis Pinneberg die Aufmerksamkeit der Kreispolitiker auf das Thema gelenkt. „Wir wurden vom Ausschuss des Kreises für Schule, Kultur und Sport eingeladen, um dort unser Anliegen vorzutragen“, sagt Körner. Nun wolle er auch Landespolitiker für das Thema sensibilisieren.