Polizeidirektion setzt auf neues, bundesweit einmaliges Konzept. 20 Beamte sind in den Revieren im Einsatz

Kreis Pinneberg. Noch sind die Zahlen verhältnismäßig niedrig, doch die Experten der Polizei sind sicher: In Kürze beginnt die Hochsaison der Einbrecher. Jedes Jahr steigt mit Beginn der dunklen Jahreszeit die Zahl der Fälle rasant. Kaum ein Delikt sorgt für so viel Unsicherheit in der Bevölkerung wie der ungebetene Besuch eines Straftäters in der eigenen Wohnung. Die Polizei in den Kreisen Pinneberg und Segeberg versucht jetzt, mit einem bundesweit einmaligen Konzept gegen die Banden vorzugehen. Regionale Fahndungsgruppen der Polizeireviere kämpfen gegen die Einbruchskriminalität. 20 Beamte setzt die Polizeiführung ausschließlich für diese Aufgabe ein.

„Mit zunehmender Dunkelheit wird es zu mehr Taten kommen“, sagt Ingo Minnerop, Leiter der neu geschaffenen Kriminalinspektion voraus. Er ist der erste gemeinsame Chef aller Kripobeamten in beiden Kreisen. Gemeinsam mit Silke Tobies, Leiterin der Abteilung Einsatz in der für beide Kreise zuständigen Polizeidirektion Bad Segeberg, gilt er als Erfinder der neuen Fahndungsgruppen.

Die Fahnder sind eine Antwort auf das veränderte Verhalten der Täter

841 Einbrüche verzeichnet die Kriminalstatistik für den Kreis Pinneberg im vergangenen Jahr. 2012 schlugen die Täter 809-mal zu. Einen Anstieg gab es auch bei der Aufklärungsquote. Wurden 2012 nur 6,3 Prozent der Taten aufgeklärt, konnte die Kripo im vorigen Jahr in jedem zehnten Fall die Ermittlungen erfolgreich abschließen.

Einen starken Anstieg verzeichnet die Polizei beim sogenannten Tageswohnungseinbruch. 299-mal kamen die Einbrecher tagsüber, das entspricht einer Zunahme von 38 Fällen in 2012. „Ganz offensichtlich konnten die polizeilichen Kontrollkonzepte einen weiteren Anstieg nicht gänzlich verhindern“, heißt es dazu in der Kriminalstatistik für 2013.

Die regionalen Fahnder sind eine Antwort auf das veränderte Verhalten der Täter. Jahrelang hatte sich die Polizei zu bestimmten Tageszeiten an Hauptverkehrsstraßen aufgestellt und verdächtige Fahrzeuge kontrolliert, die gern von Einbrechern genutzt wurden. Zumeist handelte es sich um Transporter älterer Baujahre. Doch im Laufe der Jahre verpuffte die Wirkung der Kontrollen, die Täter hatten das Konzept durchschaut.

Die Mitglieder der Fahndungsgruppen haben sich freiwillig gemeldet und kennen sich in ihrem Revier aus, werten täglich alle Taten aus, sehen sich die Tatorte an und suchen nach Übereinstimmungen: Stimmt die Beschreibung eines Verdächtigen mit der von einem anderen Tatort überein? Wie ist der Täter vorgegangen? Welche Fahrzeuge wurden beobachtet? Dabei tauschen die Gruppen untereinander ihre Erkenntnisse aus und werden außerdem mit Informationen versorgt, die bei den Ermittlern der Kriminalpolizei zusammenlaufen. Das können zum Beispiel bundesweite oder landesweite Informationen über Tätergruppen sein, die umherreisen.

Die regionalen Ermittler werden im Kreis auch in zivil unterwegs sein

„Die Kollegen in den Fahndungsgruppen sind nur für diese Aufgaben zuständig und können sich darauf konzentrieren“, sagt Minnerop. „Das erhöht auch die Motivation.“ Bislang konnte es passieren, dass eine Streifenwagenbesatzung zu einem Einbruch gerufen wurde, die Anzeige aufnahm und danach gleich zum Verkehrsunfall weiterfuhr. „Die regionalen Fahnder werden auch in zivil unterwegs sein, verdächtige Personen und Fahrzeuge beobachten oder sich in Straßen postieren, in denen es immer wieder zu Einbrüchen kommt. Bei einer heißen Spur können sie außerdem Verstärkung bei den Zivilfahndungsgruppen der Direktion und Polizeihunde anfordern, sagt Einsatzchefin Silke Tobies.

„In dieser Form hat es das noch nicht gegeben“, sagt Minnerop über das Konzept. „Im schlechtesten Fall verdrängen wir die Täter in andere Gegenden, im besten Fall nehmen wir sie fest.“