Eine Glosse von Manfred Scholz

Es war einmal in diesem Land, da gab es ein Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen. Der Kundendienst der angeblichen Dienstleistungsbehörde war legendär schlecht. Wer einen Telefonanschluss beantragte, musste oft mehrere Wochen warten und bekam dann einen potthässlichen Standardapparat, dessen Schnur aus der Wand kam. Abgerechnet wurde nach Einheiten – und die waren, nach Entfernungen berechnet, reichlich teuer. Für jeden Anrufer galt deshalb die unausgesprochene Maxime: „Fasse dich kurz!“

Alles Vergangenheit! Längst gibt es Handys mit Flatrates. Und die sind, im Vergleich zu einst, fast geschenkt. Wer früher eine pubertierende Tochter hatte, hatte nichts zu lachen. Unendlich viel war mit der besten Freundin zu bereden, so einige Themen mussten unbedingt angesprochen werden. Dementsprechend sah zum Monatsende die Telefonrechnung aus. Es gab elterlichen Dauerprotest wegen der sinnlos verquatschten Einheiten. Einsicht beim Töchterlein: gleich null. Und heutzutage? Da ist alles besser. Das Telefonieren kostet so gut wie nix. Was zur Folge hat, dass die längst erwachsene Tochter endlos mit der Mutter palavert. Unmengen von Themen gibt es doch auszutauschen.

Schaffe ich es endlich selbst an den Apparat, gehe ich emotional die Wände hoch. Dann muss ich meinen besten Freund erst einmal mein Leid klagen. Und auch die Welt ist kompliziert geworden, manches Problem muss unbedingt auf den Tisch. So etwas kann dauern...