Bahnunternehmen AKN präsentiert Fahrgästen Performance-Aktionen, die Jugendliche aus Quickborn und Barmstedt einstudiert haben

Barmstedt/Quickborn. Die Fahrgäste der AKN-Linien sollen in den kommenden Wochen wieder gut und professionell unterhalten werden. Zum dritten Mal startet das Bahnunternehmen sein Theaterprojekt „Hin und weg“. Schüler aus Barmstedt, Quickborn, Bad Bramstedt und Kaltenkirchen präsentieren in den Zügen Aktionen und Live-Performances, die sie mit professionellen Theaterpädagogen seit den Sommerferien einstudiert haben. Schüler vom Quickborner Elsensee-Gymnasium werden dazu ihr Stück „Rasender Stillstand 2“ zeigen, das sich mit Wahrnehmung und Phantasie beschäftigt. Elftklässler vom Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasium in Barmstedt werden die Passagiere im Zug mit ihrer Performance „Räume“ überraschen.

Seit Wochen macht die Theaterpädagogin Meike Klapprodt vom Hamburger Schauspielhaus immer wieder aus der Schulsporthalle in Barmstedt eine Theaterbühne. „Wir sind mit unseren Körpern an bestimmten Orten, unterwegs von einem Raum in den anderen“, erklärt die freischaffende Künstlerin die Grundidee der Schüler-Performance. Gefühle und Zustände von Sicherheit und Unsicherheit, Ordnung und Chaos, Freiheit und Bindung spielten dabei eine Rolle. „Der Weg meiner Theaterklasse aus Barmstedt führt über diese Strecke von Raum zu Raum in den Raum des öffentlichen Publikums.“

Um sich in das Thema einzuarbeiten, habe jeder Darsteller zunächst die Aufgabe erhalten, für sich aufzuschreiben, was er mit dem Begriff Raum verbindet, sagt Meike Klapproth. Dadurch seien 29 völlig verschiedene Texte, Gedichte und Geschichten entstanden, aus denen die Gruppe dann eine gemeinsame Spielidee für die Live-Performance entwickelt habe.

Für die spontanen Zuschauer in der Bahn wird das eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Da dreht es sich beispielsweise um das „Frei sein. In den Gedanken. Vielleicht in seinem eigenen Körper. Loslassen. Von allem. Von jedem“, gibt die Theaterpädagogin ein Beispiel. Die Performance spitzt sich zu in den Gedanken: „Schief. Falsch. Gebunden. Zwangshochzeit. Zu jeder Beziehung gehört auch Freiheit. Zu jeder Bindung gehört auch Freiheit.“ Dabei soll die Körpersprache der Schüler den Leitgedanken tragen und für sich allein sprechen, sagt Meike Klapproth.

„Wir bauen verschiedene Räume in den Raum des Zugabteils“, kündigt sie vielsagend an. Um das dem Publikum auf den AKN-Strecken verständlicher zu machen, greifen die Schüler auf bekannte Requisiten zurück. Dazu gehören Landkarten, Ferngläser, Sturmhauben, Wäscheleinen und auch rot-weiße Absperrbänder.

Lehrerin Petra Stöven ist begeistert von dem schauspielerischen Talent ihrer jungen Schützlinge und den Proben mit der professionellen Theaterregisseurin aus Hamburg. „Ich freue mich sehr, dass unser Theater-Wahlpflichtkurs für dieses Projekt ausgewählt worden ist.“ Petra Stöven hatte sich bereits im Frühjahr darum beworben. Nun sei sie sehr gespannt, wie die einstudierte Performance auf die Fahrgäste wirken wird. Ob diese die Theaterbühne im öffentlichen Raum, in die sie auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause plötzlich geraten sind, genießen können oder sie lieber wieder schnell verlassen wollen. „Dieses Wagnis ist auch für die Schüler sehr spannend, die hier die einmalige Gelegenheit bekommen haben, professionelle Kunst hautnah mitzuerleben und daran mitzuwirken.“

Das ist für die Jugendlichen anfangs nicht einfach gewesen. „Man darf keine Angst vor Neuem haben, wenn man sich so in der Öffentlichkeit präsentieren will“, meint Saskia Söhnel, 15. Auch das Spielen ohne Sprache sei ihr anfangs nicht leicht gefallen. „Einen Raum völlig abstrakt darzustellen, hat uns viel Kreativität abverlangt“, sagt Felix Storm, 17. Und Linn Herrmann, 16, kündigt an: „Wir werden die Fahrgäste aus ihrem Alltag herausreißen.“

Für die AKN sei das Theaterprojekt, das in dieser Form bundesweit einmalig sei, „die Gelegenheit, die AKN von einer anderen Seite zu zeigen“, sagt Unternehmenssprecherin Christiane Lage. „Wir wollen unseren Fahrgästen die Möglichkeit bieten, das Bahnfahren mal ganz anders als sonst zu erleben.“

Die Performance der Barmstedter Schüler ist am Dienstag, 16. Dezember, zwischen 11 und 12.30 Uhr auf der Linie A2 zwischen Elmshorn, Barmstedt und Ulzburg-Süd zu sehen sowie am Mittwoch, 17. Dezember, zwischen 14 und 16 Uhr auf den Linien A1 und A2 zwischen Barmstedt, Quickborn, Hasloh und Bönningstedt. Das Stück der Elsensee-Gymnasiasten wird am Montag, 15. Dezember, von 11 bis 14 Uhr zwischen Quickborn und Neumünster gezeigt sowie am Donnerstag, 18.Dezember, zwischen 14.30 und 16.30Uhr auf der Strecke Kaltenkirchen – Quickborn – Eidelstedt (jeweils A1).