Degenhardt stand fürs System

10. November „Ein Liederabend gegen Rechts“

Ausgerechnet in der Zeit, wo wir des Mauerfalls gedenken, das Loblied auf einen Barden, der als Kommunist zum Unrechtsstaat DDR stand und als DKP-Mitglied bei den Funktionären gern gesehen war.

So betrachtet, die Antwort der SED auf den anderen Barden Wolf Biermann, der Degenhardt allerdings künstlerisch weit überragte, und mit seiner mutigen Haltung, die zu seiner Ausbürgerung führte, einen historischen Einschnitt auslöste, als sich fast die gesamte Schriftsteller-Elite, viele Schauspieler und Kunstschaffende in einem einmaligen Akt hinter ihn stellten. Hinter den Mann, der mit Worten und Musik das Regime zum Tanzen brachte und so den Beginn des Niedergangs der DDR einleitete, der 13 Jahre später seinen Abschluss in der friedlichen Revolution fand. Das verdankte Biermann auch seiner Unbekümmertheit, von der er im Bundestag wieder eine Kostprobe ablieferte. Die verschwand einige Zeit nach der Wende, als man aus den Stasi-Akten erfuhr, dass er auch nach seiner Ausbürgerung auf der Tötungsliste stand.

Biermann, jüdischer Herkunft und Ex-Kommunist, ist der Kämpfer gegen Rechts- wie Linksextremismus. Er ist schon zu Lebzeiten eine Figur der deutschen Geschichte geworden. Ein Literat mit der Waffe des Wortes wie Vaclav Havel in der CSSR, während Degenhardt für das System stand. Den sollte man in der Zeit des Gedenkens an die Wiedervereinigung nach Pinneberg einladen.

Peter Schmidt, Wedel

250 begeisterte Besucher

11. November Leserbrief „Da fehlt der Durchblick“ zu „Ein Liederabend gegen Rechts“

Da fehlt der Durchblick – selten war eine Überschrift wohl treffender als die zu dem Leserbrief von Herrn Weiher.

Sicher lässt sich über die politischen Ansichten von Franz-Josef Degenhardt streiten. Unbestritten sind aber die Verdienste des Kreis-Kultur-Preisträgers Degenhardt in seinem Engagement gegen den Rechtsextremismus. Und da geht es natürlich nicht nur um die NS-Vergangenheit.

Die Lieder und Texte von Franz-Josef Degenhardt haben im Kampf gegen die Neonazis eine erschreckende Aktualität.

250 Quickborner Bürger jedenfalls waren begeistert. Sie erkannten die Notwendigkeit, neuen rechtsextremistischen Gefahren entgegenzutreten.

Bernd Sengstock, Quickborn

Lehrreiche Ausstellung

Schade, dass Herr Weiher am 6. November nicht an der Eröffnung der Ausstellung „9. November – Deutscher Schicksalstag 1918 – 1923 – 1938 – 1989“ in der Quickborner Stadtbücherei teilgenommen hat. Da hätte er beispielsweise erfahren, dass Theodor Oberländer, 1953 bis 1960 Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte, an der Seite Hitlers am „Marsch auf die Feldherrnhalle“ 1923 teilgenommen hat. Und er hätte erfahren, dass der erste Bundespräsident Theodor Heuss 1933 für das „Ermächtigungsgesetz“ und damit für die Abschaffung der Demokratie gestimmt hat.

Vielleicht hätte Herr Weiher seinen Leserbrief dann nicht geschrieben.

Peter Gudelius, Quickborn

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