Einrichtung könnte in Eisenbahnwaggon entstehen. Vorbild ist Projekt der Stadt Willich

Uetersen. Ein Ort, an dem sie kickern, kochen, Musik machen oder abhängen können, das wünschen sich viele Jugendliche. Schon lange wird in Uetersen über ein Jugendcafé gesprochen. Doch es fehlen die Räume, um das Projekt umzusetzen. Die Verwaltung hat nun geprüft, welche Varianten für ein Jugendcafé möglich sind.

Im Gespräch waren zum Beispiel die Räume der ehemaligen Gaststätte „Unter den Linden“ und das Gebäude am Großen Wulfhagen 23. Doch „Unter den Linden“ steht laut des Nachlassverwalters weder zum Verkauf noch zur Miete bereit, die Räume am Großen Wulfhagen sind bereits neu vermietet worden und kommen deshalb nicht mehr für das Jugendcafé infrage.

Es gestalte sich schwierig, eine geeignete Immobilie zu finden, so die Verwaltung. Allerdings ist nun auch eine Möglichkeit auf dem Tisch, die möglicherweise vielversprechend ist. „Der Jugendbeirat hat in einem Antrag darum gebeten, dass die Möglichkeit eines Eisenbahnwaggons geprüft wird“, sagt Jugendbeiratsvorsitzende Saskia Reibe. „Wir finden die Idee cool.“

In der 50.000-Einwohner-Stadt Willich am Niederrhein in Nordrhein-Westfalen gibt es das Jugendcafé Rampenlicht. Es ist in zwei Eisenbahnwaggons untergebracht und wird durch Streetworkerin Marion Tank betrieben. Seit 20 Jahren arbeitet sie mit Jugendlichen. Vor etwa 15 Jahren sollte die Skateranlage im Stadtteil Anrath um ein Jugendzentrum ergänzt werden.

„Da das Gelände an den Bahnschienen liegt, war die Lösung mit den Waggons naheliegend“, sagt Marion Tank. Allerdings habe sich die Anschaffung denkbar schwierig gestaltet. „Über die Bahn waren die nicht zu bekommen. Wir hatten Glück, dass wir jemanden gefunden haben, der alte Waggons weiterverkauft.“

Für damals 7000 Mark kaufte die Stadt zwei alte DDR-Eisenbahnwaggons aus dem Jahr 1946. Diese wurden in Eigenregie umgebaut, mit Gas-, Wasser- und Stromanschlüssen versehen, auf Schienen festgeschweißt und gegen Einbrüche gesichert. „Wir haben im Inneren eine Theke, eine Küche, einen Kicker und ein kleines Büro. Sitzgelegenheiten gibt es auch. Wir sind sehr gut ausgestattet“, sagt Tank. Die Wände wurden herausgerissen, flexible Leitungen verlegt. Wie viel das ganze Projekt gekostet hat, kann die Streetworkerin nicht genau sagen. „Es hielt sich in Grenzen, weil wir das meiste selbst gemacht haben. Teuer waren der Transport der Waggons und die Schienen, auf denen er steht.“

Schienen gibt es auch in Uetersen. Hinter dem Gelände der Kreisverkehrsgesellschaft in Pinneberg an der Bahnstraße existieren stillgelegte Bahngleise. Diese gehören der Norddeutschen Eisenbahngesellschaft und wären ein möglicher Standort für ein Jugendcafé auf Schienen. Sie könnten sowohl als Stellplatz als auch zum Transport des Waggons genutzt werden. Auch ein Standort am Uetersener Hafen wäre eine Alternative, da die Fläche im Besitz der Stadt ist. Ein weiterer möglicher Stellplatz für den Waggon ist laut Verwaltung auf dem Sportplatz neben der ehemaligen Finkenbrookschule.

Die Kosten für den Umbau eines Eisenbahnwaggons schätzt die Stadtverwaltung in Uetersen als „erheblich“ ein. Sollte der Waggon nicht mehr fahrtüchtig sein, müssten zudem die Kosten für den Schwerlasttransport beachtet werden. Für die Aufstellung eines solchen Waggons sei eine Baugenehmigung erforderlich.

Der Sozialausschuss befasst sich an diesem Donnerstag mit dem Jugendcafé. Von 19 Uhr an beraten die Mitglieder im Ratssaal an der Wassermühlenstraße 7 über die Idee und die Kosten. „Wir werden darüber sprechen, wie die Stadt die Möglichkeit bewertet und ob es sich lohnt, die Idee zu verfolgen“, sagt Saskia Reibe.