Beschwerden von Anwohnern häufen sich. Aufsichtsbehörde verhängt neue Anordnung

Wedel. Es zischt, es pfeift – und seit kurzem spuckt es auch mal Asche aus: Der Zustand des alten Steinkohlekraftwerkes in Wedel beunruhigt die Anwohner zunehmend. Zuletzt sorgte ein merkwürdiger klebriger Film, der sich weitläufig über Terrassen und Autos in der Nachbarschaft gelegt hatte, für Ärger. Am Montag entdeckten zahlreiche Wedeler und Rissener, die rund um das Kraftwerk am Tinsdaler Weg wohnen, den bräunlich grauen Dreck.

Wie Karen Kristina Hillmer, Sprecherin von Vattenfall in Hamburg am Mittwoch auf Nachfrage bestätigte, handelt es sich dabei um Aschepartikel, die vom Kraftwerk stammen. Am Freitag wäre ein Heizblock aufgrund von Reparaturarbeiten abgestellt worden, beim Inbetriebnehmen der Anlage am Sonntag sei es zu einem geringfügigen Auswurf von Aschepartikeln gekommen, so Hillmer.

Zu den Befürchtungen der Anwohner, mit dem zunehmenden Alter des Kraftwerks aus den 60er-Jahren würden auch mehr Probleme auftauchen, sagt die Vattenfall-Sprecherin: „Die Versorgungssicherheit ist durch die regelmäßige Revision gewährleistet. Durch die Wartung wird das Kraftwerk immer auf den aktuellen Stand gebracht.“ Klar ist, dass sich die Beschwerden häufen. Laut Vattenfall hat die Aktivität der Anwohner mit dem Bekanntwerden der Neubaupläne zugenommen. Seit 2012 ist klar, dass der Energieversorger am Standort in Wedel ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk als Ersatz für das alte Steinkohlekraftwerk plant. Doch das Bauprojekt liegt seit dem Volksentscheid zum Rückkauf der Netze auf Eis. Eine Entscheidung darüber, wie es in Wedel weitergeht, wurde ins kommende Jahr vertagt.

Zumindest einen Lichtblick gibt es für die Anwohner. Die für das Kraftwerk in Wedel zuständige Aufsichtsbehörde hat Anfang der Woche eine weitere Anordnung zum Schutz der Nachbarschaft verhängt. Wie Vattenfall-Sprecherin Hillmer bestätigt, geht es um die Entladungen der Kohleschiffe, konkret um die Zeiten, wann entladen werden darf und wo. Anwohner hatten sich über zunehmenden Lärm beklagt, eine Messung hatte ihnen Recht gegeben. Der Grenzwert von 55 Dezibel wurde am Tag um vier Dezibel überschritten.

Mit der Anordnung übt das schleswig-holsteinische Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Druck auf Vattenfall aus. Unter anderem werden dem Kraftwerksbetreiber jetzt auch Fristen gesetzt. Bis zum 1.Dezember verlangt die Aufsichtsbehörde ein Konzept, wie der Lärm durch die Schiffsentladungen gemindert werden kann. Bis zum 31. Januar 2015 müssen die Maßnahmen ergriffen und bis zum 31. März durch Messungen auch nachgewiesen werden.