Schenefeld investiert 88.000 Euro in Energieeffizienz. Highlight: Heizen mit Eisspeicher

Schenefeld. Dass ausgerechnet Eis für warme Füße sorgen soll, klingt sonderbar. Aber genau so soll es sein – zumindest in der Schenefelder Kita, die derzeit an der Lindenallee entsteht. Denn als neuer Bauträger hat sich die Stadt dazu entschlossen, aus dem Dauerproblemfall einen Vorzeigekindergarten zu machen. Und das lässt sich Schenefeld auch etwas kosten. Weitere 88.000 Euro investiert die Stadt in zusätzliche Baumaßnahmen, die die Energieeffizienz verbessern sollen. Unter anderem werden die Außenwände verstärkt, um für eine bessere Wärmedämmung zu sorgen. Mit den zusätzlichen acht Zentimetern erreicht das Bauwerk den Mindeststandard für Passivhäuser. Zudem wird eine Lüftungsanlage eingebaut. Doch das Highlight der Kita aus energieeffizienter Sicht ist der Eisspeicher. Teile der dafür nötigen riesigen Behälter mit einem Fassungsvermögen von je 10.000 Liter wurden kürzlich angeliefert.

Überhaupt bewegt sich auf der Baustelle an der Lindenallee einiges. Muss es auch, nachdem die Arbeiten fast zwei Jahre lang ruhten und die Eröffnung der ersten Schenefelder Waldorf-Kita mit den dringend ersehnten 55 Betreuungsplätzen mehrmals verschoben werden musste. Ursprünglich war geplant, dass der neue 460 Quadratmeter große Kindergarten im Mai 2013 an den Start geht – jetzt ist von Anfang 2015 die Rede.

Das Dilemma begann im Oktober 2012, kurz nach der Grundsteinlegung für den Neubau. Aufgrund von Ausschreibungsfehlern fror die Pinneberger Kreisverwaltung die Fördermittel von damals 450.000 Euro für das eine Million Euro teure Bauwerk ein. Ohne die Fördermittel konnte der damalige Bauträger, das Heilpädagogische Förderzentrum Friedrichshulde, nicht weitermachen: Baustopp. Die Ausschreibung musste neu auf den Weg gebracht werden. Doch auch anschließend ging es nicht voran. Es wurde um Kosten, Schuld und Zuständigkeiten gestritten. Am Ende zogen die Kommunalpolitiker die Notbremse. Um eine Bauruine zu verhindern, entschieden sie, dem Heilpädagogischen Förderzentrum eine Ablösesumme für den Rohbau zu zahlen und der Stadt die Herrschaft über den Bau zu übertragen.

Beginn der Schenefelder „Eiszeit“ mit Heizcharakter ist für März 2015 geplant

Der teilweise öffentlich ausgetragene Streit zwischen Stadt und Förderzentrum sowie die wütenden und verprellten Eltern, die ihre Kinder nicht wie geplant unterbringen konnten, schadeten dem Image der Stadt. Um das wieder aufzupolieren und aus dem Dauerproblem doch noch etwas richtig Gutes für Schenefeld zu machen, entstand die Idee, die Kita in eine Vorzeige-Einrichtung – zumindest erst einmal aus energetischer Sicht – zu verwandeln. Dafür holte sich die Stadt mit der von Hochschulprofessoren gegründeten Firma Zebau professionelle Hilfe mit ins Boot. Die Hamburger Energieexperten stellten der Stadt verschiedene Varianten vor, was sich aus dem Rohbau an der Lindenallee machen ließe. Nachdem klar war, was möglich und sinnvoll ist, stehen die Energieexperten der Stadt jetzt auch während der Bauphase beratend zur Seite.

Eine, die regelmäßig die Schenefelder Baustelle besucht, ist Petra Merten. Die Architektin und Energieberaterin ist von der Idee einer innovativen Energie-Kita mit Vorzeigecharakter angetan. „In Hamburg gibt es kein vergleichbares Projekt“, sagt Merten. Überhaupt gebe es nur wenige verbaute Eisspeicher in der Stadt. Das läge vor allem daran, dass es sich bislang immer um Einzelanfertigungen handelte. Erst seit kurzem geht die noch relativ junge Technik in Serie vom Fließband.

Die Idee dahinter: Die mit Wasser gefüllten Betonbehälter, die in die Erde eingelassen werden, dienen in Kombination mit einer Wärmepumpe als Energiequellen. Letztere entzieht dem flüssigen Wasser die Energie für die Heizung und die Trinkwassererwärmung – und zwar so lange, bis es gefriert. Die fürs Auftauen nötige Wärme liefern sogenannte Solar-Luftabsorber, das sind unverglaste Rohre aus Kunststoff, die auf dem Flachdach angebracht werden können. Zudem werden die Eisspeicher zur Temperaturregelung im Erdboden versenkt. Im Schenefelder Fall beträgt laut Zebau die Heizleistung des Eisspeichersystems, eine Wärmepumpe mit zwei Eisspeichern und 13 Solar-Luftabsorbern, bis zu 17 Kilowatt.

Allerdings ist noch Zeit, bevor das innovative System an den Start geht. Der neue Eröffnungstermin für die Kita „Biene Sonnenstrahl“ und damit der Beginn der Schenefelder „Eiszeit“ mit Heizcharakter ist für März 2015 geplant. Der dafür nötige Betreuungsvertrag mit dem Heilpädagogischen Förderzentrum als Träger wurde kürzlich vom Sozialausschuss genehmigt.